Äcker der Stadt Stuttgart sollen nur noch von Einheimischen bewirtschaftet werden. Das wollen Plieninger Landwirte. Statt auf Frust stößt diese Idee bei den Kollegen aus den Nachbarorten auf Verständnis.
Filder - Grundsätzlich verstehen die Landwirte, die südlich der Autobahn zu Hause sind, dass ihre Kollegen in Plieningen Ackerflächen beanspruchen, die der Stadt Stuttgart gehören. Man müsse jedoch Fälle ausnehmen, in denen seit vielen Jahrzehnten Stuttgarter Äcker von Nicht-Stuttgarter Landwirten gepachtet werden, sagt der Bernhäuser Obmann der Landwirte, Ernst Schumacher. Er ist der Meinung, dass es nur noch wenige Grundstücke gibt, die davon betroffen sind.
Sein Obmann-Kollege aus Plieningen, Michael Gehrung, hatte dagegen im dortigen Bezirksbeirat gefordert, dass Äcker, die zum Eigentum von Stuttgart gehören, nur noch von Stuttgartern bewirtschaftet werden sollten. Die Plieninger Bauern würden darunter leiden, dass Auswärtige solche Felder gepachtet hätten. Er sprach davon, dass es sich um rund zehn Hektar handle, die den zwölf Plieninger Landwirtschaftsbetrieben, die bereits wegen des Bahnprojekts Stuttgart 21 Flächen verloren haben, fehlen würden.
„Es werden auch Äcker getauscht“
Ernst Schumacher aus Bernhausen kann sich nicht vorstellen, dass es um so viel Grund und Boden geht. „Das ist vernachlässigbar“, sagt er. Er meint, dass es nur ein paar Altfälle gebe, in denen Filderstädter Bauern in Stuttgart eigene Flächen gepachtet haben. „Das sollte man aber dann auch so belassen“, meint er. Ansonsten zeigt er jedoch viel Verständnis für das Anliegen der Plieninger Kollegen. Schumacher betont das gute Verhältnis untereinander. „Es werden auch Ackerflächen getauscht wegen der Fruchtfolge“, erklärt er. Es komme immer wieder vor, dass ein Bernhäuser in Plieningen Kraut anbaue und im Gegenzug von Auswärtigen in Bernhausen Getreide gesät werde.
Schumacher hält es grundsätzlich für nachvollziehbar und angemessen, dass die Stadt Stuttgart ihre Flächen nur an einheimische Landwirte verpachtet. „Das ist ja in Filderstadt auch nicht anders.“ Für alle anderen Flächen, die von Privatleuten zur Pacht angeboten werden, würden die Gesetze des freien Marktes gelten, sagt der Obmann der Bernhäuser Landwirte.
Die Äcker würden immer begehrter, sagt dazu Fritz Auch-Schwarz, der Echterdinger Obmann der Landwirte. „Die Versiegelung durch Bauprojekte macht allen Bauern auf den Fildern zu schaffen“, sagt Auch-Schwarz und erklärt, dass er selbst vom Bauprojekt S 21 betroffen sei. Dadurch habe er rund vier Hektar verloren, die er gepachtet hatte. Etwa die Hälfte davon sei in Stuttgarter Eigentum gewesen. Auch-Schwarz weiß, dass kaum noch Stuttgarter Äcker von Bauern aus Leinfelden-Echterdingen bewirtschaftet werden. Er ist sich ebenfalls sicher, dass dies Pachtverhältnisse sind, die seit Jahrzehnten bestehen. Es lohne sich nicht, die Verträge aufzulösen.
„Jeder Bauer will neue Flächen“
Auch-Schwarz erinnert sich noch gut daran, dass früher die Gemeinde Echterdingen sogar nördlich der Autobahn viel Flächen gehabt habe. „Und heute gibt es noch südlich des Echterdinger Eis Stuttgarter Fläche.“ Auch-Schwarz, dessen Hof nahe bei der Autobahn liegt, kann die Sorgen und Nöte seiner Plieninger Kollegen gut verstehen: „Jeder versucht neue Flächen zu bekommen.“ Deshalb sei es verständlich, dass sie die Stuttgarter Äcker nicht den Auswärtigen überlassen wollen. In Leinfelden-Echterdingen würden die städtischen Flächen auch vorwiegend den Einheimischen überlassen.
In der Nachbarstadt Filderstadt ist man darauf bedacht, dass die städtischen Äcker und Wiesen ausschließlich an die Einheimischen verpachtet werden. Offenbar geht es sogar so weit, dass städtischer Grund auf Sielminger Gemarkung auch nur von den dortigen Landwirten beackert wird.