Zum 100. Todestag von Ferdinand Graf Zeppelin wurde in Filderstadt eine Infotafel enthüllt. Sie erinnert an den Absturz des Luftschiffs LZ 4 am 5. August 1908. Ein Sturm hatte das Fluggerät losgerissen und weggetrieben. Es berührte Obstbäume auf einer Wiese in Bernhausen und ging in Flammen auf.

Filder - Am 5. August 1908 landete die Zukunft auf den Fildern. Sie erschien in der Gestalt einer 136 Meter langen, fliegenden Zigarre. Es war Ferdinand Graf Zeppelin, der mit seinem Luftschiff LZ 4 auf einem Feld in Echterdingen landete. Dieser Flug war in einer Zeit, in der die Fliegerei in den Kinderschuhen steckte, eine Weltsensation, die auch in der französischen und britischen Presse ganze Seiten füllte. Die Freude und das Staunen über das Wunder der Technik wich schnell dem Entsetzen: Ein Unwetter mit Sturmböen riss das Luftschiff los. Es trieb durch die Lüfte, streifte in Bernhausen Obstbäume, der Wasserstoff entzündete sich und der Zeppelin verglühte in einem Feuerball. Zum 100. Todestag des Luftpioniers Graf Zeppelin (1838 – 1917) enthüllte die Stadt Filderstadt am Mittwochabend eine Infotafel am Unfallort auf einer Grünfläche an der Felix-Wankel-Straße im Gewerbegebiet Bernhausen.

 

Die Großmutter war Augenzeugin

„Meine Großmutter hat das Unglück als Achtjährige gesehen und mir davon erzählt“, sagte Ernst Leypoldt, Inhaber des Autohauses Leypoldt an der Felix-Wankel-Straße. Die Oma habe mit Abertausenden von Schaulustigen aus Stuttgart und den Fildergemeinden die Landung des Zeppelins sehen wollen. Der Sturm habe das Luftschiff quer in die Obstbäume getrieben. Die Entzündung der Wasserstoff-Füllung habe ein Flammenmeer verursacht, in dem ein Teil des Aluminium-Gerippes geschmolzen sei. „Sie hat es leider nicht mehr erlebt, dass ihr Enkel bei der Unfallstelle sein Autohaus gebaut hat“, sagte Leypoldt.

„Ferdinand Graf Zeppelin war ein Mensch, der Visionen hatte. Mit der Tafel wollen wir nicht mit Echterdingen in einen Katastrophen-Wettbewerb treten, sondern nur an ein Ereignis hier erinnern. Deshalb haben wir keine Gedenk-, sondern eine Erinnerungstafel“, sagte Oberbürgermeister Christoph Traub. Der 100. Todestag des Luftpioniers sei der geeignete Zeitpunkt zum Enthüllen. Echterdingen habe schon gleich nach der Katastrophe, bei der niemand zu Tode kam, an der Stelle der Landung den Zeppelinstein aufgestellt.

Wrackteile waren begehrte Souvenirs

„Vor einiger Zeit gab es eine Initiative in Filderstadt. Sie hat die Stadt gebeten, den Ort des Absturzes zu kennzeichnen“, sagte Stadtarchivar Nikolaus Back. Wie sein Leinfelden-Echterdinger Kollege Bernd Klagholz, lässt er keinen Zweifel daran, dass sich die Absturzstelle, entgegen anderslautender Gerüchte, in Bernhausen und nicht in Echterdingen befindet. Die Gedenktafel auf dem Echterdinger Zeppelinplatz, die pauschal an das Unglück in Echterdingen erinnert, programmiert eben Missverständnisse.

„Auf dem Feld in Bernhausen wurden noch nach Jahrzehnten Aluminiumteile des Wracks gefunden, das waren begehrte Souvenirs“, sagte Nikolaus Back. Die Katastrophe habe sich als Glücksfall erwiesen: „Die Menschen öffneten ihre Portemonnaies und spendeten dem Grafen, der nach der Katastrophe ausgerufen haben soll, er sei ein ruinierter Mann, sechs Millionen Reichsmark. Damit konnte er weitermachen.“

Geglänzt haben Zeppeline in der zivilen Luftfahrt

Die Landung in Echterdingen war vom Grafen unerwünscht. Er wollte, erzählte der Stadtarchivar, dem Militär Zeppeline verkaufen. Die Militärs forderten von ihm vorher einen 24-Stunden-Flug als Beweis der Tauglichkeit. Mit der Route von Friedrichshafen über Mainz und zurück wollte der Luftpionier den Beweis dafür erbringen. Auf dem Rückweg hatte er über Speyer Motorschaden. Er landete in Echterdingen, um auf Spezialisten von Daimler zu warten, die den Motor gebaut hatten und ihn wieder in Schuss bringen sollten. Das Luftschiff, das nicht fest genug vertäut gewesen sei, habe sich beim Sturm losgerissen. Dass sich Ferdinand Graf Zeppelin im Ersten Weltkrieg nicht nur für das Bombardement militärischer Ziele, sondern für Bomben auf Städte – Zeppelinbesatzungen warfen Bomben auf London – eingesetzt hatte, sei ein Makel gewesen. Geglänzt hätten die Zeppeline im zivilen Bereich mit Personenflugrouten in die USA und nach Südamerika. Heute erwäge man, Zeppeline für Schwerlasttransporte oder als fliegende Sendemasten einzusetzen.