Die Waldenbucher Energie- und Klimaschutzmanagerin Natalja Roizenzon ist seit April im Amt. Sie tritt nicht mit erhobenem Zeigefinger auf.

Waldenbuch - Natalja Roizenzon ist eines wichtig: „Ich bin als Klimaschutzmanagerin nicht jemand, der mit dem erhobenen Zeigefinger auftritt.“ Denn auf die Umwelt zu achten, soll für die Bürger nicht negativ besetzt sein. Das sagt die 27-Jährige, die Waldenbuch seit April 2015 auf Klimakurs bringt. Es sei in Ordnung, wenn man mal in den Urlaub fliege. Die studierte Geografin Roizenzon möchte die Bewohner der Stadt lieber motivieren. „Man kann viele kleine Dinge im Alltag ändern.“ Dazu gehöre beispielsweise, kurze Wege zu gehen oder statt dem Auto das Rad zu nehmen. Wer seltener Fleisch isst, leistet einen Beitrag dazu, dass weniger Tiere klimaschädliches Methan in die Umwelt abgeben. Und außerdem könne man Energie sparen, wenn man die Heizung so einstelle, dass es in der Wohnung nur 20 bis 21 Grad warm wird. „Das sind schon riesige Beiträge zum Klimaschutz“, fasst Roizenzon zusammen.

 

Sie selbst leistet noch einen größeren Beitrag, indem sie in ihrer Wohnung in Bad Cannstatt Ökostrom nutzt und von dort jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit nach Waldenbuch fährt. Denn auch wenn sich das Klima global ändert, müssten die Menschen in den Städten und Dörfern weltweit etwas tun, damit die Temperatur auf dem Planeten nicht noch stärker ansteigt. Roizenzon hat darum im Dezember parallel zur UN-Klimakonferenz in Paris gemeinsam mit ihrem Filder-städter Kollegen Hannes Lauer den „Ersten Filderstädter und Waldenbucher Klimagipfel“ ins Leben gerufen. „Das entstand als spontane Idee, weil wir die Leute darüber informieren wollten, was jeder von uns tun kann.“

Alles war gemeinsam geplant

Anfangs seien sie unsicher gewesen, ob genügend Bürger Interesse daran haben. Im Nachhinein ist Roizenzon sehr zufrieden. „Zur Diskussionsrunde mit Franz Alt kamen 170 Besucher“, sagt Roizenzon. Die Veranstaltung war zwar in der Filharmonie in Bernhausen, sie hat sie aber gemeinsam mit Lauer organisiert. „Wir haben alles gemeinsam geplant und umgesetzt“, sagt Roizenzon.

In Waldenbuch richteten sich die beiden Geografen an Kinder. „Wir haben einen Kinderklimatag angeboten und ihnen gezeigt, dass man alte Sachen nicht wegwerfen muss, sondern sie zu etwas Neuem aufwerten kann.“ Und so haben Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 16 Jahren gelernt, wie aus Kronkorken Ohrringe und Eierkartons Autos werden. Für Roizenzon sind die Kinder wichtig auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Welt. „Wenn wir sie begeistern, werden wir das viel eher schaffen.“

Bürger lassen sich beraten

Die Geografin ist mit dem Ergebnis der UN-Klimakonferenz teilweise zufrieden. „Es ist ein erster Schritt und gut, weil so viele Ländervertreter unterschrieben haben.“ Von Nachteil sei aber das Inkrafttreten erst im Jahr 2020. „Ich hätte mir aber viel härtere Forderungen und verbindlichere Ziele gewünscht“, sagt Roizenzon.

Mit dem Thema Umweltschutz befasste sie sich erstmals intensiv während eines Praktikums bei einer Solarfirma. Dabei merkte sie, dass Klimaschutz jeden betrifft und man nicht einfach so weiter machen könne wie bisher. In ihrem ersten Job nach ihrem Studium der Geografie und der Umweltschutztechnik traf sie in Waldenbuch auf Menschen, die sich für die Umwelt engagieren. „Es gibt eine sehr aktive Lokale-Agendagruppe und das Energieteam, durch die Waldenbuch ja den European Energy Award bekommen hat.“ Neben der Bildungsarbeit in Schulen und der Organisation von Veranstaltungen berät Roizenzon pro Woche etwa zehn Bürger, wie sie Energie sparen können. „Ich bin die erste Anlaufstelle.“ So erzählt sie den Leuten, dass sie schon mit kleinen Maßnahmen wie einer LED-Lampe sparen können. Wenn es sehr in die Tiefe geht, vermittelt sie die Bürger an andere Stellen. „Ich habe den Eindruck, dass Klimaschutz in Waldenbuch gut ankommt“, sagt Roizenzon. Für 2016 hat sie noch einiges vor: „Ich will ein energiepolitisches Leitbild erarbeiten.“

Serie
Alle Jahre wieder stellt die Redaktion der Filder-Zeitung in dieser Serie ganz unterschiedliche Menschen vor, die in den zurückliegenden zwölf Monaten etwas Besonderes – sei es in positivem oder negativem Sinn – erlebt haben.