Während des Kirchentages war Friedrich Lauxmann für die Gemeinschaftsunterkunft in einer Schule auf den Fildern zuständig. Sein Lohn: ein herzliches Dankeschön von vielen Gästen.

Leinfelden-Echterdingen - Sich ins Rampenlicht zu drängen, ist seine Sache nicht. Wegschauen passt aber ebenso wenig zum Selbstverständnis von Friedrich Lauxmann. „Irgendjemand muss es schließlich machen“, so hatte der Echterdinger daher eingewilligt, als im Vorfeld des evangelischen Kirchentages 2015 dringend ein Organisationstalent gesucht wurde.

 

Für die erwartete Gästeschar sollte die Fleinsbachschule in Bernhausen zur zeitweiligen Unterkunft werden – massentauglich und dennoch strukturiert, durchwuselt von Familien, Singles, Paaren und Freundesgrüppchen und dennoch allen Bedürfnissen gerecht werdend. Das Kunststück ist gelungen: „Auf jeder Tafel stand ein netter Gruß“, erinnert sich Lauxmann an seine letzte Runde durch die Klassenzimmer, als die gut 180 Menschen samt Schlaf- und Rucksack wieder davon gezogen waren. Zurück blieb ein „Planungschef“, dem die Anspannung der vorangegangenen vier Tage in den Knochen steckte. Ohne ein zuverlässiges 30-köpfiges Team, das beim Empfang und Frühstück oder dem nächtlichen Sicherheitsdienst mithalf, wäre der Kraftakt aber nicht zu meistern gewesen. Davon ist Lauxmann überzeugt.

Viel freundliches Feedback erfahren

Für ihn hatte die Herausforderung schon damit begonnen, diesen Helferstamm überhaupt ausfindig zu machen und die Logistik vorab auf die Beine zu stellen. „Je länger die Check-Liste wurde, desto mehr Haken taten sich auf“, sagt Friedrich Lauxmann schmunzelnd. Sich selbst hatte er ein klares Ziel gesteckt: Er wollte als Ansprechpartner stets zur Verfügung stehen und den Besuchern aus Nah und Fern ein positives Bild vermitteln. „Sie sollten den Eindruck einer gastfreundlichen Herberge mit nach Hause nehmen“, sagt der 66-Jährige, der am Abreisetag jeden Teilnehmer persönlich verabschiedet und dabei viel freundliches Feedback erfahren hat. Überwältigt vernahm er ein ums andere Mal, wie sehr die Menschen die harmonische Atmosphäre und den reibungslosen Ablauf geschätzt hatten. „Liebes Quartierteam“, meldete sich wenig später ein Münchner Frauentrio noch einmal schriftlich: „Ihr seid spitze!“ Beeindruckend war auch ein Ehepaar aus Ungarn, das sich ohne jede Deutschkenntnis ins Getümmel gewagt hatte und nun Abschied nahm mit einem gerührten „Danke, danke“.

„Von diesen Begegnungen zehrt man lange“, sagt Friedrich Lauxmann. „Sie haben das abgelaufene Jahr schon zu einem besonderen gemacht.“ Schön war für ihn natürlich auch das Gefühl des Gebraucht-werdens, fügt der Pensionär hinzu, für den die Kommunikation jahrelang zum beruflichen Handwerkszeug gehört hatte: Lauxmann war bei der Bahn in einem Teilbereich der Öffentlichkeitsarbeit aktiv.

Als Kirchtumführer aktiv

Wissenswertes an Interessierte weitergeben – das liegt ihm auch als Kirchturmführer am Herzen. Jedes Jahr erklimmen in seiner Begleitung zwischen 250 und 300 Besucher die 173 Stufen, um den Blick vom Turm der Echterdinger Stephanuskirche schweifen zu lassen. Schon als junger Posaunenbläser hat Friedrich Lauxmann die frühsonntägliche Atmosphäre hoch oben genossen. Heute freut er sich, wenn neben Einheimischen auch auswärtige Gäste den Aufstieg nicht scheuen. Erst kürzlich trauten sich ein Besucher aus Kalifornien und ein zweiter aus Tokio auf die Wendeltreppe, erzählt er. Und an einem der schönen Herbsttage meldete sich eine weitere Familie aus Übersee: Der Mann kannte die Filder von seiner Stationierung als Soldat und wünschte sich nun den Blick über Echterdingen von oben. Die Besucher hatten Glück: Das Wetter spielte mit und eröffnete ein Panorama vom Hohenurach bis zu den Kaiserbergen.

Serie
Alle Jahre wieder stellt die Redaktion der Filder-Zeitung in dieser Serie ganz unterschiedliche Menschen vor, die in den zurückliegenden zwölf Monaten etwas Besonderes – sei es in positivem oder negativem Sinn – erlebt haben.