Die Erörterung zum Filderabschnitt von Stuttgart 21 hat begonnen. Der Projektchef Manfred Leger wurde während seines Vortrags von den S-21-Gegnern ausgelacht. Zum Auftakt der Erörterung waren weitaus weniger Teilnehmer gekommen als erwartet.

Stuttgart - Vor rund einhundert Zuhörern hat am Montagvormittag im Kongresszentrum der Messe der Erörterungstermin für den Filderabschnitt des Großprojekts Stuttgart 21 begonnen. Bis zur Mittagspause gegen 13 Uhr standen kurze Eingangsstatements von Manfred Leger, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der DB-Projekt-GmbH Stuttgart-Ulm, von Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk, von Steffen Siegel von der Schutzgemeinschaft Filder und von Sylvia Pilarski-Grosch, der Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg, im Mittelpunkt.

 

Anschließend ging es vor allem um Verfahrensfragen der mindestens elftägigen Erörterung. Danach soll es um Lärm und Erschütterungen gesprochen werden, die von der oberirdischen, gemeinsam mit der S-Bahn genutzten Trasse über die Filder und durch bestehende Wohngebiete ausgehen werden.

Eine Überraschung zum Beginn

Die erste Überraschung gab es gleich zu Beginn: In der mit fast tausend Plätzen bestuhlten Halle verloren sich nach offiziellen Angaben 200 Teilnehmer, darunter viele, die von Amts wegen anwesend waren oder als Stuttgart-21-Kritiker bekannt sind. Immerhin hatte es mehr als 5500 schriftliche Einwendungen gegeben. „Wir sehen die Erörterung nicht als Pflicht, sondern als Chance, die wichtigen Fragen des Projekts anzusprechen“, sagte Gertrud Bühler vom Regierungspräsidium Stuttgart.

Bei einem so umstrittenen Projekt wie Stuttgart 21 werde es eine Annäherung wohl höchstens in Einzelfragen geben können, „aber wir sollten zumindest erreichen, dass die unterschiedlichen Positionen klar hervortreten“, sagte sie. Das Regierungspräsidium veranstaltet die Erörterung und verfasst dann einen Bericht für das Eisenbahn-Bundesamt, das über die Genehmigung entscheidet.


Der Bahn-Projektchef Manfred Leger, dessen Äußerungen immer wieder vom Gelächter einiger Zuhörer begleitet wurden, wies auf die Baufortschritte an anderen Stellen des Gesamtprojekts hin und hob die Bedeutung des Filderbahnhofs als Verkehrsdrehscheibe hervor. „Das führt zu einer Verkürzung der Reisezeiten zum Flughafen“, sagte er, „Menschen von außen können kaum erwarten, dass diese Lösung realisiert wird“.

Weitaus kritischere Töne kamen von Oberbürgermeister Klenk, der zwar Standortvorteile für seine Stadt einräumte, aber zugleich darauf hinwies, dass „Leinfelden-Echterdingen wie keine zweite Kommune außer Stuttgart von negativen Auswirkungen betroffen“ sei. Er wiederholte seine bereits in den Vortagen geäußerte scharfe Kritik am geplanten Mischbetrieb von S-Bahn-, Regional- und Fernzügen auf der bestehenden Gleistrasse. „Das taugt nicht für die Gegenwart und ist schon gar nicht zukunftsfähig“, sagte er.

Klenk forderte von der Bahn Nachbesserungen beim Schutz der Anwohner vor Schall und Erschütterungen. Die Stadt und ihre Freiwillige Feuerwehr dürften zudem beim Brandschutz für den in 27 Metern Tiefe geplanten Bahnhof nicht allein gelassen werden.

„Eher ein Mistbetrieb“

Auch Steffen Siegel von der Schutzgemeinschaft Filder und von Sylvia Pilarski-Grosch vom BUND kritisierten den Mischbetrieb scharf, der allein aufgrund einer bis 2035 datierten Ausnahmegenehmigung des Bundesverkehrsministerium möglich sei. „Das ist eher ein Mistbetrieb“, sagte Siegel unter dem Beifall der Anwesenden. Er rief die Bahn auch bei Kosten und Zeitplanung zu „Offenheit und Ehrlichkeit“ auf. „Die angegebenen 6,8 Milliarden Euro reichen nicht, und alle wissen, dass der Fertigstellungstermin Dezember 2021 nicht stimmt.“

Siegel und Pilarski-Grosch forderten den Erhalt und die Nutzung der heutigen Gäubahntrasse nach Stuttgart für den Regional- und Fernverkehr mit dem Ausbau des Bahnhofs in Stuttgart-Vaihingen. Für Pilarski-Grosch ist die von der Bahn vorgelegte Planung, die trotz der überlangen Vorbereitungszeit von zwölf Jahren keine inhaltlichen Verbesserungen habe, nicht genehmigungsfähig, zumal es bessere Varianten gebe.

Sie kritisierte scharf, dass die Bahn an anderen Stellen massiv baue und so vollendete Tatsache zu schaffen versuche, bevor für den Filderbereich die Genehmigung erteilt sei. „Dieses Kostenrisiko trägt die Bahn, das ist nicht das Risiko von Recht und Staat“, sagte sie.