Im Stuttgarter Gemeinderat zeichnet sich eine Mehrheit für ein drittes Gleis am S-Bahn-Halt am Flughafen ab. Auch der Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) stimmte dafür – das dritte Gleis sei eine „vernünftige Lösung“.

Stuttgart - Im Gemeinderat gibt es eine Mehrheit dafür, einen Teil von Stuttgart 21 zwei Jahre später zu vollenden als den Rest des Projekts. Die Stadträte halten Mehrausgaben von 80 Millionen Euro für zumutbar, wovon die Stadt über den Regionalverband 5,2 Millionen Euro beisteuert. Das sind die Konsequenzen aus dem Votum des Technikausschusses, die Umplanung und den Bau eines dritten Gleises am S-Bahn-Halt am Flughafen und Änderungen an der Rohrer Kurve zu befürworten.

 

Das zusätzliche Projekt macht eine zeitliche Trennung der Abschnitte mit Rohrer Kurve/S-Bahn-Terminal sowie mit der Schnellfahrstrecke zwischen Fildertunnel und Wendlinger Kurve notwendig. Sein Ziel ist es, die durch das umstrittene Milliardenprojekt drohenden Verschlechterungen für den S-Bahn-Verkehr auf den Fildern zu verhindern,

Ursprungstrasse ist bei Gutachtern durchgefallen

Ein Gutachten der Universität Dresden hatte die von der Bahn geplante und jahrelang von Projektbefüwortern CDU, SPD, FDP und Freien Wählern in allen Gremien verteidigte Antragstrasse als mangelhaft qualifiziert. Ihre Umsetzung würde zu einer deutlichen Verschlechterung der Betriebsqualität für die S-Bahnen sowie teilweise zu hohen Verspätungen für Fern- und Regionalzüge führen. Zu dieser Erkenntnis war vor einigen Jahren auch schon das Eisenbahnbundesamt gelangt. Sie hatte die Berechnungen der Uni Stuttgart zur Leistungsfähigkeit kritisiert, weil Nadelöhre ausgespart worden waren.

Auch bei der nun verabschiedeten Lösung bleibt der Mischverkehr mit S-Bahnen sowie Regional- und Fernzügen durch Leinfelden-Echterdingen erhalten. Es gibt weiter einen eingleisigen Gegenverkehrsbetrieb, und der Flughafenbahnhof bleibt 27 Meter unter der Erde. SÖS-Linke-Plus werden beantragen, die neue Lösung von den Dresdner Fachleuten untersuchen zu lassen. Begründung: der Gemeinderat befürworte eine Variante, deren Leistungsfähigkeit gar nicht erwiesen sei.

Grüner OB stimmt für den Kompromiss

OB Fritz Kuhn (Grüne) hat im Ausschuss seine Zustimmung mit dem Hinweis verteidigt, die Bahn hätte ihre untaugliche Antragstrasse wohl tatsächlich umsetzen dürfen. Dann wären für teures Geld sogar Behinderungen eingebaut worden. Trotz aller Nachteile, die Kritiker den Mandatsträgern auf einem Protestflugblatt aufbereitet hatten, hält er deshalb das dritte Gleis für eine „vernünftige Lösung“. Indem ein Halt für Regionalzüge am Vaihinger Bahnhof gebaut werde, halte man auch die Zukunft der Gäubahntrasse offen.

CDU-Chef Alexander Kotz sagte, die Entscheidung sei „ein logischer Schritt“. Für ihn sind die Grünen daran schuld, dass es nicht voran gegangen sei; sie hätten einen nutzlosen Filderdialog veranstaltet. Kuhn konterte: Ohne diese Debatten wäre die auch von der Union befürwortete Antragstrasse gebaut worden. SPD und Grüne erachten das dritte Gleis als guten Kompromiss, weil es die Option auf eine Verlängerung ins Neckartal biete. Die Machbarkeit ist aber nicht nachgewiesen. Gangolf Stocker (SÖS-Linke-Plus) prophezeit der Gäubahntrasse ein langes Leben. Sie werde auch künftig in den Kopfbahnhof münden, den man brauche, weil die unterirdische Station zu gering dimensioniert sei.