Bis in das letzte Detail hat Moderator Ludwig Weitz den ersten Tag des nun abgesagten Filderdialogs gedanklich durchgespielt. Seine Gedanken hat er in einem vertraulichen Papier festgehalten.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Schon zu Beginn seines Engagements in Stuttgart hat Ludwig Weitz keinen Zweifel daran gelassen, dass alles auch ganz anders kommen könne. In seinem Bewerbungsdossier, mit welchem er sich im Frühjahr bei der Bahn und der Landesregierung als potenzieller Moderator des Filderdialogs vorgestellt hatte, zitierte er zunächst zwar Bertolt Brecht mit dem Motto der Veranstaltung, das da lautet: „Es ist eine demokratische und inhaltliche Selbstverständlichkeit, dass die Menschen das Haus, in dem sie leben wollen, selbst planen und gestalten können.“ Aber bereits auf der zweiten Seite seines Exposés verwies der Mediator aus Bonn darauf, dass das Dialogverfahren ein Prozess sei. „Von daher“, schrieb Weitz, „ist der hier vorgestellte Ablauf ein Vorschlag. Er wird sich sicher durch die Arbeit der Spurgruppe und in der konkreten Durchführung verändern.“

 

Daran hat sich nichts geändert. Denn auch am 13. Mai hat Weitz in einem vertraulichen Papier an die Teilnehmer der Spurgruppe nochmals erklärt: „Achtung: Hier wird ein Prozess beschrieben. Das heißt: Änderungen im Anlauf sind wahrscheinlich!“ Dass die Änderungen allerdings bis zur Absage des ersten Termins reichen könnten, ahnte Weitz wohl kaum.

So hat sich Weitz den ersten Tag des Filderdialogs vorgestellt

Aus dem Papier, das der Stuttgarter Zeitung vorliegt, geht hervor, wie sich der Moderator den Ablauf des ersten Tags vorgestellt hat. Um 15 Uhr sollte es eine Begrüßung durch Staatsrätin Gisela Erler und Leinfelden-Echterdingens OB Roland Klenk geben. Danach wollte Weitz übernehmen. Die 168 Teilnehmer sollten miteinander in Kontakt kommen, indem sie „anhand von drei Fragen zu jeweils einer von 4-8 im Raum platzierten Antwortmöglichkeiten“ gehen. Geklärt werden sollte auf diese Art, welche Motivation die Teilnehmer für ihre Anwesenheit, welchen Bezug und welche Vorerfahrungen sie zum Thema und welche Einstellung sie zum Projekt Stuttgart 21 haben.

Um 16.30 Uhr sollten „Vorgegebenheiten und Kriterien“ behandelt werden. Dazu sollten Experten, die allerdings noch nicht benannt waren, in jeweils zehn Minuten über festgelegte Tatsachen, Planungsrecht, Bahntechnik, Umwelt, Regionalentwicklung und projektkritische Kriterien berichten. Nach einer Pause sollte die „Reflexion der Inputs und Entwickeln der Kriterien“ erfolgen. Dazu sollten sich acht bis zehn Personen an einen Tisch setzen und darüber diskutieren, welche Konsequenzen sie für wichtig halten. Jede Gruppe sollte ein Flipchart, Stifte, Ergebniskarten und Punkte erhalten und damit maximal vier „wesentliche Kriterien“ markieren. Diese sollten anschließend von allen Teilnehmern priorisiert werden.

Nach „fünf Feedbacks aus dem Gremium“ hätte sich der erste Tag im Filderdialog dem Ende zugeneigt. Schlusspunkt um 20.45 Uhr mit „Dank und Abschluss“.