Da kann Walter Bauer nur den Kopf schütteln. Im Filderdialog möchte der wortgewaltige Genosse das Fähnlein seines Wohnortes Filderstadt hochhalten. Deswegen plädiert er für eine zusätzliche Trasse, die den Fernverkehr aus dem Süden des Landes parallel zur Autobahn – und auf Stuttgarter Markung – zum Flughafen führt. Nur so sei gewährleistet, dass Filderstadt auch künftig mit einer leistungsfähigen S-Bahn angebunden sei. Führen aber auch ICE und Regionalzüge auf der bestehenden S-Bahn-Trasse, verschlechtere sich der Takt nach Filderstadt auf inakzeptable Weise. Bauer plädiert daher für „ein Optimum auf den Fildern“. Um dies zu erreichen, müsse notfalls auch der S-21-Kostendeckel von 4,526 Milliarden Euro gelupft werden. Es könne doch nicht sein, dass die Stuttgarter „den ganzen Puffer vespern, und wir sollen hier oben mit dem Fahrrad weiterfahren“.

 

Solche Sätze treiben den Filderanern auf der anderen Seite der Autobahn die Zornesröte ins Gesicht. Als sich der Bürgerverein Fasanenhof vor einer Woche zu seiner Mitgliederversammlung traf, gab es jedenfalls nur ein Thema: Bauers Vorschlag für eine ICE-Trasse auf Stuttgarter Markung. „Jetzt reicht es“, wetterte das Vorstandsmitglied Olaf Geier. Er mache keinen Hehl daraus, dass er gegen Stuttgart 21 sei. Trotzdem respektiere er den Volksentscheid. „Aber ich akzeptiere nicht, dass die Pläne jetzt noch einmal geändert werden – und das auch noch zu unserem Nachteil“, schimpfte Geier – und erhielt Unterstützung vom Möhringer Bezirksvorsteher. „Es darf nicht sein, dass die ICE-Trasse auf dem Fasanenhof gebaut wird“, sagte Jürgen Lohmann, „und wir müssen das, was da passiert, ganz aufmerksam verfolgen.“

Interne Kritik an autobahnparalleler Trasse

Während Walter Bauer solcherlei Ankündigungen kaltlassen („Die Stuttgarter haben ja auch bei uns gebaut, da gehe ich nicht in Sack und Asche, wenn es jetzt andersherum kommt“), springt Claudia Moosmann ihren Stuttgarter Freunden bei. Ihr sei nicht klar, warum die von verschiedenen Trassenvarianten betroffenen Stuttgarter Stadtbezirke bisher nicht in den Filderdialog einbezogen worden seien, sagt die Sprecherin der Initiative Lebenswertes L.-E., die selbst noch auf einen Anruf des Moderators Ludwig Weitz wartet.

Ilona Koch ist da schon einen Schritt weiter: Weitz hat sie nominiert. Trotzdem verweist die CDU-Chefin aus L.-E. auf Schwächen der Alternativtrassen entlang der Autobahn. „Sie sind auch nur gut, solange sie nicht durch Wohngebiete oder Bauernhöfe führen“, sagt Koch. Sie befürchtet, „dass der pragmatische Ansatz von Leinfelden-Echterdingen zwischen den politischen Interessen der Bahn und des Landes zerrieben werden könnte“.

Stramme Gegner vereinen sich

„Bis zum Schluss werden wir versuchen, für die Filder Verbesserungen zu erreichen“, sekundiert Ilona Koch mit kämpferischem Ton in der Stimme. Die selbstständige Unternehmerin, CDU-Stadträtin und Stadtverbandsvorsitzende der Union hat vor dem Volksentscheid im Herbst 2011 das Bündnis für Stuttgart 21 in L.-E. mit aus der Taufe gehoben. Sie ist für das Bahnprojekt auf die Straße gegangen, aber mit zusätzlichem Bahnverkehr auf der bestehenden S-Bahn-Strecke keineswegs einverstanden. Deshalb sucht das Bündnis gemeinsam mit den Projektkritikern der Initiative Lebenswertes L.-E., Parteivertretern und Bürgern wie dem Altliberalen Thomas Rommel nach Argumenten, um die Bahn von ihrer sogenannten Antragstrasse abzubringen. „Wenn am Ende des Dialogs nur Verbesserungen beim Lärmschutz stünden, wäre mir das zu wenig“, sagt Koch.

Auch die S-21-Gegnerin Claudia Moosmann, die als Sprecherin der Initiative Lebenswertes L.-E. – Motto: „Kein IC durch L.-E.“ – gegen die Bahnplanung opponiert, sieht keinen Grund, sich von der griffigen Forderung der Bürgerinitiative zu verabschieden. „Wir haben uns festgelegt und sind unserem Ziel seit 15 Jahren treu geblieben“, sagt sie und kündigt „gegebenenfalls Einsprüche im Planfeststellungsverfahren“ an. Den Filderdialog beurteilt die frühere SPD-Stadträtin kritisch. Vor allem mit der von Moderator Weitz vorgesehenen Zufallsauswahl der Hälfte der Teilnehmer aus dem Einwohnermeldeamt hat sie Probleme. „Im Filderdialog ist vor allem Sachkenntnis erforderlich“, sagt Moosmann. Sie glaubt daher nicht, dass x-beliebige Bürger auf Augenhöhe mit Bahnexperten diskutieren können.

„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“

Da kann Thomas Rommel nur zustimmen. Der FDP-Routinier fordert gar einen Aufpasser für Moderator Weitz. „Es muss jemand dabei sein, wenn er die Leute aus dem Melderegister aussucht. Denn falls er schon vorher eine Liste mit entsprechenden Namen bekommen hätte, wäre das ein einziger Schwindel“, sagt Rommel und erinnert süffisant an einen alten Spruch: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“

Damit trifft der alte Liberale Rommel ziemlich exakt den Nerv des 18 Jahre jüngeren Widerstandskämpfers Siegel. „Die Kosten für den Moderator tragen die Projektpartner“, sagt der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Filder verschwörerisch und beklagt, dass „viel zu viele S-21-Befürworter am Filderdialog teilnehmen sollen“. Sein zentraler Punkt sei in Übereinstimmung mit dem Schlichterspruch von Heiner Geißler und dem Votum des Verkehrsministers Winfried Hermann der Erhalt der bisherigen Gäubahn. Bliebe diese bestehen, hätte Leinfelden-Echterdingen keinen zusätzlichen Verkehr. Allerdings könnte der Flughafen weiterhin nur mit der S-Bahn angeschlossen werden. Dafür sei aber lediglich ein Umbau des Bahnhofs in Vaihingen notwendig. Auch das Problem der Einschleifung der Gäubahn in den neuen Tiefbahnhof löse sich vielleicht ganz leicht. „Der Kopfbahnhof“, sagt Siegel, „ist ja noch nicht tot.“

Die SPD will ein Optimum auf den Fildern

Da kann Walter Bauer nur den Kopf schütteln. Im Filderdialog möchte der wortgewaltige Genosse das Fähnlein seines Wohnortes Filderstadt hochhalten. Deswegen plädiert er für eine zusätzliche Trasse, die den Fernverkehr aus dem Süden des Landes parallel zur Autobahn – und auf Stuttgarter Markung – zum Flughafen führt. Nur so sei gewährleistet, dass Filderstadt auch künftig mit einer leistungsfähigen S-Bahn angebunden sei. Führen aber auch ICE und Regionalzüge auf der bestehenden S-Bahn-Trasse, verschlechtere sich der Takt nach Filderstadt auf inakzeptable Weise. Bauer plädiert daher für „ein Optimum auf den Fildern“. Um dies zu erreichen, müsse notfalls auch der S-21-Kostendeckel von 4,526 Milliarden Euro gelupft werden. Es könne doch nicht sein, dass die Stuttgarter „den ganzen Puffer vespern, und wir sollen hier oben mit dem Fahrrad weiterfahren“.

Solche Sätze treiben den Filderanern auf der anderen Seite der Autobahn die Zornesröte ins Gesicht. Als sich der Bürgerverein Fasanenhof vor einer Woche zu seiner Mitgliederversammlung traf, gab es jedenfalls nur ein Thema: Bauers Vorschlag für eine ICE-Trasse auf Stuttgarter Markung. „Jetzt reicht es“, wetterte das Vorstandsmitglied Olaf Geier. Er mache keinen Hehl daraus, dass er gegen Stuttgart 21 sei. Trotzdem respektiere er den Volksentscheid. „Aber ich akzeptiere nicht, dass die Pläne jetzt noch einmal geändert werden – und das auch noch zu unserem Nachteil“, schimpfte Geier – und erhielt Unterstützung vom Möhringer Bezirksvorsteher. „Es darf nicht sein, dass die ICE-Trasse auf dem Fasanenhof gebaut wird“, sagte Jürgen Lohmann, „und wir müssen das, was da passiert, ganz aufmerksam verfolgen.“

Interne Kritik an autobahnparalleler Trasse

Während Walter Bauer solcherlei Ankündigungen kaltlassen („Die Stuttgarter haben ja auch bei uns gebaut, da gehe ich nicht in Sack und Asche, wenn es jetzt andersherum kommt“), springt Claudia Moosmann ihren Stuttgarter Freunden bei. Ihr sei nicht klar, warum die von verschiedenen Trassenvarianten betroffenen Stuttgarter Stadtbezirke bisher nicht in den Filderdialog einbezogen worden seien, sagt die Sprecherin der Initiative Lebenswertes L.-E., die selbst noch auf einen Anruf des Moderators Ludwig Weitz wartet.

Ilona Koch ist da schon einen Schritt weiter: Weitz hat sie nominiert. Trotzdem verweist die CDU-Chefin aus L.-E. auf Schwächen der Alternativtrassen entlang der Autobahn. „Sie sind auch nur gut, solange sie nicht durch Wohngebiete oder Bauernhöfe führen“, sagt Koch. Sie befürchtet, „dass der pragmatische Ansatz von Leinfelden-Echterdingen zwischen den politischen Interessen der Bahn und des Landes zerrieben werden könnte“.

Diese Sorge treibt auch Roland Klenk um. Dass die Projektpartner den Kostendeckel geschlossen halten wollten, sei zwar verständlich, aber für Verhandlungen über Verbesserungen eine schwierige Voraussetzung, sagt der OB von L.-E. „Den Knoten kann nur die Politik aufbrechen“, meint Klenk – und verweist aufs Rheintal und dem dort gefundenen Kompromiss. „Auf den Fildern“, sagt er dann, „wohnen auch keine anderen Leute als dort.“