Die neonatologische Station der Filderklinik hat ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert.

Filderstadt - Rund 2000 Babys werden pro Jahr in der Filderklinik geboren. Etwa sechs Prozent dieser kleinen Erdenbürger haben es besonders eilig und erblicken das Licht der Welt noch vor der 37. Schwangerschaftswoche. Seit nunmehr 20 Jahren werden die sogenannten Frühchen in der neonatologischen Abteilung der Filderklinik betreut. Neben der intensiv-medizinischen Behandlung sei es gerade bei den Kleinsten der Kleinen immens wichtig, ihnen einen möglichst sanften Start ins Leben zu ermöglichen, sagt Jan Vagedes, der lange Jahre ärztlicher Leiter der Station gewesen ist.

 

Am Samstag, 25. Juni, feierte die Frühgeborenen-Intensivstation gemeinsam mit zahlreichen Eltern und Kindern, die in dieser Zeit auf die Welt gekommen sind, ihren runden Geburtstag im Sinnesgarten der Klinik. Unter ihnen auch die eineiigen Zwillinge Jonas und Arne, die vor einem Jahr geboren worden sind. Bei einem Informationsabend hatten sich die Eltern aus Stuttgart für eine Geburt in der Filderklinik entschieden. „Uns hat das warme und herzliche Klima überzeugt“, sagt der Vater. Insgesamt fünf Wochen hat die junge Mutter gemeinsam mit den Zwillingen auf der Frühchen-Station verbracht.

Enger Körperkontakt hat positive Auswirkungen auf die Entwicklung

„Ein frühzeitiger, enger Körperkontakt zwischen Frühchen und Eltern ist nicht nur prägend, sondern hat nachweislich positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes“, sagt die Stationsleiterin Silke Besemer, die in den vergangenen 16 Jahren viele Familien und Kinder betreut hat. Wichtig sei es, Babys und Eltern eine Schutzzone zu bieten, in der sie sich ungestört und in aller Ruhe kennenlernen können. Dafür sorgt ein reizarmes und warmes Klima auf der Station: die Krankenschwestern unterhalten sich leise, Tücher schützen die Neugeborenen vor zu heller Lichteinwirkung und dimmbare Wandleuchten sorgen für eine angenehme Atmosphäre in den Zimmern.

Aus den Patienten sind kerngesunde Erwachsene geworden

In einem dieser Zimmer haben sich Ulrike Rüdiger und Sabine Rossow-Braun kennengelernt und angefreundet. Lars, der Sohn von Ulrike Rüdiger, ist in der 28. Woche als Frühchen geboren worden. Ganze acht Wochen hat die Mutter mit ihrem Sohn auf der Station verbracht. Anne, die Tochter von Sabine Rossow-Braun, wurde zur gleichen Zeit mit der Neonatalen Alloimmun-Thrombozytopenie (NAIT) geboren – eine Erkrankung, bei der es aufgrund verringerter Thrombozyten zu einer Blutungsneigung des Neugeborenen kommen kann. Vier Wochen teilten sie sich ein Zimmer. 18 Jahre ist das alles her. Aus den Patienten Anne und Lars sind kerngesunde, junge Erwachsene geworden, die Mütter halten regelmäßig Kontakt. „Diese Zeit hat uns sehr geprägt, im positiven Sinn. Die Filderklinik war ein echter Glücksfall für uns“, sagt Sabine Rossow-Braun, die ihrer Tochter Thrombozyten gespendet hat. Von Anfang an habe man nicht nur sie, sondern auch den Vater in die ganzheitliche Behandlung eingebunden und so das Zusammenwachsen der Familie gefördert. Martin Braun wurde zum „Känguruhen“ mit seinem Töchterchen ermuntert: dabei liegt das Baby mehrere Stunden auf der nackten Haut der Mutter oder in diesem Fall des Vaters. Dadurch bauen Eltern und Neugeborene Nähe und Bindung auf. „Das war eine unfassbar schöne und bleibende Erinnerung für mich“, sagt Martin Braun.