Die Pandemie verlangt den Mitarbeitern des Krankenhauses in Filderstadt einiges ab. Strenge Vorgaben müssen eingehalten werden, Tagesabläufe ändern sich immer wieder. Auch finanziell verzeichnet die Klinik Einbußen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Bonlanden - Die Bedingungen unter Corona ändern sich gefühlt täglich. Einschränkungen wurden erst verschärft und später wieder gelockert. „Wir mussten uns gewissermaßen jeden Tag neu erfinden“, sagt Nikolai Keller, Geschäftsführer der Filderklinik. Teilweise sei das auch jetzt noch so, auch, wenn sich die Lage wieder etwas entspannt habe. „Als Filderklinik brauchten und brauchen wir ein hohes Maß an Reagibilität und Flexibilität.“ Es gelte, einerseits vorausschauend zu handeln und gleichzeitig die maximale Sicherheit und Qualität für die Patienten zu gewährleisten.

 

Dem Hygieneteam werde seit März einiges abverlangt. „Ständig tauchen neue Fragen auf, die Mitarbeitenden müssen entsprechend informiert und geschult werden“, sagt Marleen Job, Sprecherin der Klinik. Zudem kämpfe der Einkauf mit der Herausforderung, genügend Schutzkleidung zu beschaffen, was bisher trotz hoher Nachfrage immer gelungen sei.

Teils hatten sie keinen freien Beatmungsplatz mehr

Parallel zur Regelversorgung wurde eine räumlich getrennte Covid-Klinik eingerichtet. Das und die Tatsache, dass sich die Anzahl infizierter Patienten immer wieder änderte, stellte die Klinik vor die große Herausforderung, immer genug freie Betten und Isolierkapazitäten zu schaffen und vorzuhalten. Oft habe man situationsbezogen umdisponieren müssen. Die Zahl der Beatmungsplätze, die in der Filderklinik vorgehalten werden, wurde zu Beginn der Pandemie verdoppelt. „Trotzdem gab es Phasen, in denen wir keinen freien Beatmungsplatz mehr und von allen Klinikstandorten im Landkreis die meisten Covid-Patienten hatten“, sagt Keller. Insgesamt seien bisher etwa 50 Covid-19-positive Patienten in der Filderklinik gewesen. Hinzu komme eine um ein Vielfaches höhere Zahl von Verdachtsfällen. „Diese mussten alle mindestens einen Abstrich bekommen und bis zum Vorliegen des Testergebnisses isoliert werden.“

Auch in der Belegschaft gab es Corona-Fälle. Von Mitarbeitern, die mit Corona-positiven Patienten gearbeitet haben, seien regelmäßig Abstriche genommen worden. Vereinzelt sei es auch dabei zu positiven Testergebnissen gekommen. Die Betroffenen hätten sich sofort in Quarantäne begeben. „Mittels Symptomtagebuch und weiterer Kontrollabstriche haben wir den Verlauf engmaschig kontrolliert und Mitarbeitende erst bei kompletter Symptomfreiheit und negativem Abstrich wieder eingesetzt“, sagt Job. Man gehe bei diesen Beschäftigten aber davon aus, dass sie sich nicht bei den Patienten angesteckt haben. Denn die Hygienestandards seien sehr hoch.

Besonderheiten auf der Geburtsstation

Es gibt separate Wege und Prozesse für die unterschiedlichen Bereiche. Hinzu kommen getrennte Behandlungsteams. Die Koordination sei nicht einfach gewesen, sagt Keller. „Aber so war es unter anderem möglich, dass Sterbende oder auch Kleinkinder während der gesamten Zeit Besuch von Angehörigen und Eltern empfangen konnten.“ Die Väter durften bei Geburten dabei sein. „Es ist ein Teil unserer Kultur, dass in zentralen biografischen Momenten die Angehörigen anwesend sein können“, sagt Job. „Darin haben wir uns von anderen Kliniken deutlich unterschieden, was wohl auch dazu geführt hat, dass vor allem unsere Geburtshilfe noch stärker als sonst ausgelastet war.“

Auch die Bereiche Kinderklinik, Onkologie und Unfallchirurgie seien während der ersten Corona-Welle gut angenommen worden. „Das zeigt uns, dass von den Patienten die Behandlungsqualität und besondere Kultur der Filderklinik geschätzt wird“, sagt Keller.

Auf Weisung des Sozialministeriums sei der Regelbetrieb in der ersten Phase der Pandemie komplett heruntergefahren worden. „Elektive Operationen mussten verschoben werden, um ausreichend Betten für potenzielle Covid-19-Patienten freizuhalten“, sagt der Geschäftsführer. Mittlerweile kann wieder das gesamte Behandlungsspektrum angeboten werden, auch Sprechstunden finden wieder statt. Bald sollen auch wieder Patientenveranstaltungen durchgeführt werden.

Die finanziellen Auswirkungen sind noch nicht abzusehen

Wie sich die Corona-Krise wirtschaftlich auf die Filderklinik auswirkt, sei noch nicht absehbar. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Klinik coronabedingt aktuell 200 Fallzahlen weniger zu verzeichnen. Gleichzeitig seien die Ausgaben für Schutzausrüstung immens gestiegen. Der Rettungsschirm des Bundes sei relativ kleinteilig und bürokratisch, sagt Keller. Geholfen habe die Pauschale, die für jedes Bett, das nicht belegt wird, um es für die Behandlung von Corona-Patienten freizuhalten, einen finanziellen Ausgleich zahlt. „Wir sind im Moment jeden Tag damit beschäftigt, die wirtschaftliche Situation auszubalancieren. Das ist uns bis heute einigermaßen gut gelungen.“

Trotz der Zuwendungen von Bund und Land: Die Kosten wegen Corona seien höher als das, was an Kompensation komme. „Das Jahr 2020 wird herausfordernd“, sagt Keller.