Das Schuhhaus Briem in Filderstadt-Bernhausen wird durch ein neues Wohn- und Geschäftshaus ersetzt. Die Stadt verzichtet auf ihr Vorkaufsrecht.

Bernhausen - Die Geschäfte gehen beim Schuhhaus derzeit gut. Kein Wunder, denn beim Räumungsverkauf sind die Preise um 20 bis 70 Prozent reduziert. Die Eigentümer wären froh gewesen, wenn sie in den vergangenen Jahren wenigstens einen Teil dieses Käuferzuspruchs gehabt hätten. „Wir konnten nur existieren, weil uns das Gebäude gehörte und wir keine Miete zahlen mussten“, sagt Dagmar Rösner, eine der beiden Briem-Töchter, denen das Schuhhaus gehört.

 

Das Hauptproblem für alle Geschäftsinhaber im Ortskern von Bernhausen seien die fehlenden Parkplätze, sagt Rösner und unterstreicht damit die Forderungen der Werbegemeinschaft „Bernhausen aktiv“, die aktuell mit einer Unterschriftenliste der Forderung nach Parkplätzen entlang der Ortsdurchfahrt Nachdruck verleiht.

„Mit Plänen gescheitert“

Außerdem seien sie als Eigentümerinnen des Grundstückes, auf dem das Schuhhaus an der Nürtinger Straße steht, immer wieder mit ihren Plänen ausgebremst worden. In zweiter Reihe Richtung Friedenstraße hätten sie zusätzlichen Wohnraum schaffen wollen. „Doch dann hieß es seitens der Stadt immer wieder, da warten wir mal bis der Bereich Sanierungsgebiet wird“, sagt Dagmar Rösner.

Letztendlich habe man keine Entwicklungsperspektive gesehen und das Grundstück jetzt verkauft. Der Käufer – die benachbarte Bernhauser Bank – will nun das Grundstück weiterentwickeln. An der Nürtinger Straße soll anstatt des jetzigen Wohn- und Geschäftshauses ein größeres entstehen, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Bank, Karlheinz Pitter, auf Anfrage. Offen sei noch, was in zweiter Reihe entstehen wird.

Es soll mehr Parkplätze geben

„Auf jeden Fall wollen wir ausreichend Parkplätze schaffen“, sagt er – ebenerdig oder in einer Tiefgarage. Genaue Pläne gebe es noch nicht. Schließlich müssten solche Projekte im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat entwickelt werden. „Wir haben jetzt die historische Chance, bei der Entwicklung des Ortskerns mitmachen zu können“, sagt Pitter. Die Bank wolle bei der Sanierung des Ortskerns ein Zugpferd sein. Bei der Planung wolle man eng mit der Stadt zusammenarbeiten.

Die hatte beim Kauf des Grundstücks übrigens der Volksbank den Weg freigemacht. Denn eigentlich hat die Stadt in dem Sanierungsgebiet ein Vorkaufsrecht. Diese Karte wurde aber auf Empfehlung der Stadtverwaltung vom Gemeinderat nicht gezogen. 17 Stadträte und Oberbürgermeister Christoph Traub sprachen sich dagegen aus. Zwölf Stadträte von SPD und Grünen wollten dagegen das Grundstück kaufen. Sie erkannten darin eine Möglichkeit, bei der Gestaltung künftiger Gebäude ein Wörtchen mitzureden.

„Stadt braucht Grundstück nicht“

Die Stadtverwaltung sieht dagegen keinen Bedarf, dort Einfluss zu nehmen: „Die Sanierungsziele können auch so erreicht werden“, meint Oberbürgermeister Christoph Traub. Es komme darauf an, dass der Ortskern entsprechend dem Rahmenplan weiterentwickelt werde. Vor diesem Hintergrund brauche die Stadt das fragliche Grundstück nicht für eigene Planungen. Der Rahmenplan sieht nämlich in der mittelbaren Nachbarschaft des Schuhhauses – dort wo der OB seinen Sitz hat – eine neue Verwaltungszentrale vor. Die Planung reiche aber nicht bis zum Grundstück des Schuhhauses, sagt Traub.

Übrigens: das Sanierungsgebiet hat sich auch auf den Preis bei dem Grundstückskauf ausgewirkt. Ursprünglich wollte die Bank 1,8 Millionen Euro für das Grundstück bezahlen. Nach Intervention der Stadtverwaltung lag der Kaufpreis allerdings dann bei 1,545 Millionen Euro. Dies sei der örtliche „sanierungsunbeeinflusste Bodenrichtwert“, der im Sanierungsgebiet gelte, sagt Stadtplanungschef Matthias Schneiders und fügt hinzu: „Daran sind die Vertragsparteien gesetzlich gebunden.“