Der Tageselternverein Kreis Esslingen hat in Filderstadt-Bernhausen mit Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne) gesprochen. Die Eltern hoffen, dass die Politiker ihre Anliegen mit in die Bundespolitik nehmen können.

Bernhausen - Kornelia Wüst und Gabriele Pietsch mögen ihren Beruf – organisatorisch und finanziell müsste sich aber noch einiges ändern. Deshalb tragen die Tagesmütter ihre Sorgen den Bundestagskandidaten Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne) vor.

 

„Der bürokratische Aufwand dahinter wird oft nicht gesehen und unterschätzt“, sagt Kornelia Wüst. Sie ist seit 2004 Tagesmutter in Leinfelden-Echterdingen. Dort sei die Situation für die Selbständigen besser als in den umliegenden Städten. Beispielsweise dürfen die Tageseltern dort bei Fortbildungen für Erzieher teilnehmen und bekommen dafür fünf Tage im Jahr vergütet.

5,50 Euro pro Stunde

Das Gehalt ist ein wichtiges Thema für die Tagesmütter. Denn das variiert je nach Anzahl der betreuten Kinder. Pro Stunde und Kind bekommen Tageseltern im Kreis Esslingen 5,50 Euro. Eine Person darf maximal fünf Kinder zeitgleich betreuen. „Das ist einfach unrealistisch“, sagt Wüst. Sie kümmert sich derzeit um zwei Zweijährige. Im Schnitt kommen die Selbständigen auf 21 Betreuungsstunden pro Woche. Wenn die Kinder am Nachmittag oder Abend abgeholt werden, geht es für die Tagesmütter und -väter an den Schreibtisch. „Das macht natürlich nicht so viel Spaß“, sagt Wüst. Und viele angehende Tageseltern würden sich von der Bürokratie abschrecken lassen. Denn als Selbständige müssen sie sich selbst um Steuern, Versicherungen und Rente kümmern. Mit einem schwankenden Monatseinkommen werde das noch schwieriger, berichtet Wüst.

Schmid war selbst ein Tageskind

Die beiden Bundestagskandidaten hören sich die Sorgen der Tagesmutter aufmerksam an. Nils Schmid erzählt, dass er als Kind selbst in Tagespflege war und auch seine Tochter zu einer Tagesmutter gegeben habe. Zudem sei seine Ehefrau im Vorstand des Tagesmüttervereins Reutlingen. Er kenne also die Umstände. „Das Problem mit dem unsicheren Einkommen und den Versicherungen hat jeder Selbständige“, meint er. Die Gruppe diskutiert deshalb darüber, ob es sinnvoll wäre, Tageseltern künftig fest anzustellen. Dagegen spricht für Gabriele Pietsch, Vorstand der Regionalabteilung Filder, und Wüst, dass Tageseltern und Eltern sich dann nicht mehr gegenseitig auswählen könnten.

Die Sorge, krank zu werden

Matthias Gastel kann verstehen, dass sich die Tagesmütter Gedanken um mögliche Krankheiten machen. „Wenn ich für eine längere Zeit ausfalle, bekomme ich eben kein Geld mehr“, sagt Wüst. Gastel denkt bereits einen Schritt weiter. „Wenn Sie dann wieder gesund sind, stehen ja die Kinder auch nicht gleich wieder da“, sagt er, „dann muss man ja alles wieder anfangen aufzubauen.“ Für kleinere Krankheiten haben die Tageseltern im Landkreis ein System entwickelt. „Wir haben ein gutes Netzwerk und sehen uns täglich“, berichtet Pietsch. Deshalb seien auch die Kinder an befreundete Tagesmütter gewöhnt. „Wenn dann eine von uns krank ist, geht das Kind eben ein, zwei Tage zu jemand anderem.“Im Landkreis Esslingen könne der Verein immer mehr Kinder in Tagespflege zählen. Die Nachfrage steigt. In Filderstadt ist die Zahl der Tageseltern gesunken, die Zahl der Kinder, die einen Betreuungsplatz wollen, steigt hingegen.

Wer Interesse hat, Tagesmutter oder -vater zu werden, kann sich bei Antje Woltemath unter der Telefonnummer 07 11/4 69 21 77 22 melden. Sie ist für Filderstadt zuständig. Mehr Infos und Ansprechpartner für andere Städte gibt es unter www.tageselternverein-kreis-es.de.