Der Neubau eines Einkaufszentrums in Bernhausen bleibt bei den Filderstädter Stadträten umstritten. Die Kritiker befürchten durch die Amsiedlung neuer Geschäfte in Ortsrandlage das Ausbluten des Zentrums von Bernhausen.

Bernhausen - Ein weiterer Schritt zum Bau des Einkaufszentrums an der Ecke Karl-/Mühlenstraße ist getan. Der Verwaltungsausschuss fasste am Montag mit acht zu fünf Stimmen den Entwurfsbeschluss für den maßgebenden Bebauungsplan.

 

Erneut wurde deutlich, dass der Abbruch des bisherigen Zugreif-Centers und die Erstellung eines neuen Gebäudes unter den Stadträten umstritten ist. Dieses Mal sprach sich auch Ernst Schumacher (FW) gegen das Fachmarktzentrum aus. Er sah durch die Neuansiedlung nicht nur die Apotheken, sondern auch die Bäckereien im Ortskern als gefährdet an. In das neue Einkaufszentrum, das eine Verkaufsfläche von rund 3000 Quadratmetern haben wird, ziehen neben einer Easy-Apotheke und einem Backshop auch ein Netto-, Takko-, Deichmann- und dm-Markt ein.

Die Werbegemeinschaft „Bernhausen aktiv“ hatte in einer Stellungnahme die Neuansiedlung scharf kritisiert. Während Bernhausen aktiv seit Jahren um eine Verbesserung der bestehenden Struktur kämpfe, Parkplätze und ein Parkleitsystem anmahne, ohne dass etwas passiere, werde einem privaten Investor innerhalb von wenigen Monaten der Weg geebnet. „Das zerstört viel Vertrauen“, heißt es in der Stellungnahme der Einzelhändler.

„Erst Hausaufgaben machen“

SPD-Stadtrat Frank Schwemmle kritisierte außerdem die Vorgehensweise der Stadtverwaltung. Erst wenn die Überlegungen für die Ortskernsanierung von Bernhausen abgeschlossen seien, könne man sich Gedanken über das Fachmarktzentrum machen. „Wir sollten erst unsere Hausaufgaben machen, und dann das Problem angehen“, sagte er.

Andrea Jelic von den Grünen wollte die Planung verbessern und stellte deshalb einen Antrag. Die vorgesehene Zufahrt von der Mühlenstraße aus zu den geplanten Parkplätzen müsse für Zulieferer gesperrt werden. Auf der Mühlenstraße seien nämlich zuviele Schüler unterwegs, die durch Lastwagen gefährdet würden, so ihre Begründung. Für den Antrag stimmten allerdings nur vier Stadträte.

Anja Kahlau vom Stadtplanungsamt hatte zuvor generelle Bedenken in Bezug auf die Sicherheit der Schüler zurückgewiesen. Die derzeitigen Parkplätze beim Zugreif-Center seien gefährlich, weil die Autos beim Ausparken rückwärts auf die Mühlenstraße fahren würden. Eine Ein- und Ausfahrt zu den neuen Parkplätzen, die nördlich des neuen Gebäudes untergebracht werden, sei wesentlich ungefährlicher.

„Das ist das Gesetz des Marktes“

Die Bedenken der Kritiker der Neuansiedlung versuchte Bürgermeister Reinhard Molt zu zerstreuen. Der Einkaufsmarkt könne nicht ins Zentrum verlegt werden, weil dort die Grundstückspreise zu hoch seien. Die dadurch erforderliche Tiefgarage sei zu teuer. Laut Einzelhandelsgutachten sei diese „Ergänzung“ an der Karlstraße möglich. Im Übrigen verlange der Kunde heutzutage den Backshop neben dem Lebensmittelmarkt. „Das ist das Gesetz des Marktes“, sagte er.

Auch Stadtrat Rudolf Lienemann (CDU/FDP) betonte, dass laut Gutachten die Ansiedlung für den Ortskern verträglich sei. „Städtebaulich wird das ein Gewinn sein“, sagte er. Und für die Anwohner bringe das neue Gebäude ebenfalls Vorteile, weil es im Vergleich zum jetzigen von den bestehenden Häusern weg rücke.

Bei der anschließenden Abstimmung votierten jeweils zwei Stadträte der SPD und der Grünen sowie Ernst Schumacher (FW) gegen den Bebauungsplan. Dafür sprachen sich unter anderen auch die beiden OB-Kandidaten Gabriele Dönig-Poppensieker und Christoph Traub aus.