Im Filderstädter Gemeinderat wird kritisiert, dass Vorschläge der Stadt für mehr Schienenverkehr kein Gehör finden. Die Region wiegele zu oft ab.

Filderstadt - Es hat lange gedauert bis die Stadträte den Regionalverkehrsplan wieder zu Gesicht bekommen haben. Mitte 2017 hatten sie ihre Stellungnahme dazu abgegeben. Vor Weihnachten traf schließlich der von der Regionalversammlung abgesegnete Plan in Filderstadt ein. Das Ergebnis erntete jetzt im Gemeinderat nicht nur Wohlgefallen.

 

Einige Stadträte hielten mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg. Sie waren enttäuscht, dass von den Vorschlägen, die von der Stadt eingebracht worden waren, einige keinen Anklang fanden. „Die Reaktion war immer wieder ,nicht folgen´ oder aber ,nicht Gegenstand des Verfahrens´“, sagte Armin Stickler (Grüne). Er kritisierte, dass der Autoverkehr priorisiert worden sei und der öffentliche Nahverkehr zu wenig Beachtung bekommen habe.

Dies kritisierte angesichts des Klimawandels auch Stefan Hermann (FW). „Der Individualverkehr hat Vorfahrt“, sagte er. Dazu passe, dass der B-27-Ausbau als alternativlos und als ganz wichtig gelte. Die Erweiterung auf sechs Spuren wurde im Gemeinderat von Ernst Schumacher (FW) aus Klimaschutzgründen in Frage gestellt. Es gibt Überlegungen, ob wegen des Landverbrauchs nur eine zusätzliche Spur gebaut werden soll. Sie könnte im Wechsel je nach Bedarf für die Richtung des Berufsverkehrs geöffnet werden. „Das sollten wir nicht in Betracht ziehen“, warnte Walter Bauer (SPD). Ansonsten könne es sein, dass Filderstadt doch noch in Sielmingen eine Umfahrung bekomme.

Sielminger Umfahrung wird nicht untersucht

Der Gemeinderat hatte den Bau einer Sielminger Umfahrung begrüßt, gleichzeitig aber ökologische Bedenken dagegen erhoben. In seiner Stellungnahme zum Regionalverkehrsplan sprach er sich dafür aus, dass eine Umfahrung Sielmingen in Tunnellage untersucht wird. Davon hat die Regionalversammlung allerdings Abstand genommen. Eine eingehende Prüfung einer Ost- oder Westumfahrung, die teilweise im Tunnel verlaufen würde, sei nicht leistbar. Für „nachgelagerte Planungen“ werde der Wunsch der Stadt jedoch zur Kenntnis genommen, ließ die Region wissen.

Um den Autoverkehr zwischen Tübingen und Stuttgart zu verringern, hatte der Gemeinderat den Bau von Gleisen zwischen Stuttgart und Tübingen angeregt. Die Regionalzüge könnten durch den neuen Fildertunnel fahren und damit Zeit sparen, so die Überlegung. Vorläufig genüge als südlicher Endhalt eine Station bei Aich.

Die Region teilte jedoch mit, dass sie solche Überlegungen nicht teile. Eine parallel zur Neckartalstrecke verlaufende Schienentrasse werde nicht „in die Szenarien“ aufgenommen. Schließlich würden über die Neckartalstrecke und die Neubaustrecke von S21 Fahrzeitvorteile für die Verbindung Stuttgart – Tübingen erreicht. Ähnlich argumentierte die Region auch bezüglich der von Filderstadt gewünschten Verlängerung der U3-Linie bis Bernhausen. Eine Verbindung Bernhausen – Möhringen werde es durch die Verlängerung der U6-Linie zum Flughafen geben, so die Region.

Vorläufig keine Schnellbusse

Eine Abfuhr erteilte die Regionalversammlung auch einer Anbindung von Bernhausen an eine angedachte Schnellbus-Linie zwischen Esslingen und dem Flughafen. Zusätzlich hatte die Stadt Schnellbus-Verbindungen zwischen Filderstadt und Esslingen über Ostfildern und zwischen Filderstadt und Nürtingen über Wolfschlugen vorgeschlagen. Solche Überlegungen seien „nicht Gegenstand des Verfahrens“, ließ die Region wissen. Zunächst müsse abgewartet werden, ob die bereits in Betrieb befindlichen RELEX-Linien erfolgreich sind. Falls dies der Fall wäre, könne über die Einführung weiterer Linien im Verkehrsausschuss der Region beraten werden.

Schließlich hat die Stadt die Verlängerung der S-Bahn-Strecke über Neuhausen ins Neckartal für dringlich erklärt. Dazu teilte die Region mit, dass zunächst die verschiedenen Varianten untersucht würden. Dazu gehöre auch die Verbindung zwischen dem Flughafen und Wendlingen über die Neubautrasse von Stuttgart 21.

Diese Möglichkeit sah die Stadt jedoch allenfalls als Ergänzung zur Verlängerung der S-2-Strecke, nicht aber als Alternative an. Schließlich könne nur mit einer Verbindung über Neuhausen das regionalpolitische Ziel der Ansiedlung von Wohnhäusern am Schienenstrang realisiert werden.