Vor zwei Jahren ist Henry Steinmetz dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen. Das war kein Zufall, der Mann aus Filderstadt hatte es einem Gerät zu verdanken, für das er erst kurz zuvor selbst geworben hatte.

Filderstadt - Es ist heiß und schwül am 18. Juli 2016. Wie jeden Montagabend trifft sich Henry Steinmetz mit seinem Spielpartner Matthias Feuerbacher auf der Tennisanlage des TSV Sielmingen, um ein paar Bälle zu schlagen. Kurz darauf ist es vorbei mit der Routine. Aus heiterem Himmel sackt Henry Steinmetz vor den Augen seines Freundes zusammen, knallt auf den Boden und bleibt regungslos liegen. Das Herz des Sportlers hat aufgehört zu schlagen. Diagnose: plötzlicher Herztod.

 

Mehr als 100 000 Menschen sterben jährlich daran – es ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Betroffen sind nicht nur kranke, ältere Menschen, sondern auch scheinbar gesunde Sportler. Radprofi Michael Goolaerts, die Fußballstars Miklos Fehér und Davide Astori, der Schwimmer Alexander Dale Oen – die Profisportler starben alle unerwartet am plötzlichen Herztod.

Mutiger Einsatz von Sportlern

Henry Steinmetz hatte Glück und kam dem Tod nur knapp davon. Zu verdanken hat er das dem mutigen Einsatz von Sportlern auf der Tennisanlage, die das Herz von Steinmetz mithilfe eines Laien-Defibrillators wieder zum Schlagen gebracht hatten. Der Schockgeber war erst kurz zuvor auf der Sportanlage installiert worden – ausgerechnet auf Initiative des Tennis-Abteilungsleiters Henry Steinmetz selbst. „Ich habe nie im Leben daran gedacht, dass ich der Erste sein werde, der das Gerät einmal brauchen wird“, erzählt Steinmetz.

Zwei Jahre nach dem dramatischen Rettungseinsatz ist sich der Gerettete sicher: „Ich hatte nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schutzengel. Ohne den mutigen Einsatz der Helfer wäre ich jetzt tot.“ Noch am selben Abend musste Henry Steinmetz notoperiert werden. Erhöhte Cholesterin-werte hatten die Herzkranzgefäße verengt. Vier Bypässe mussten gelegt werden. Durch das schnelle Handeln seiner Lebensretter sind Folgeschäden ausgeblieben. Nur acht Wochen nach dem Vorfall stand Henry Steinmetz wieder auf dem Court.

Er wollte sich nicht depressiv zurückziehen

„Am Anfang hatte ich ein mulmiges Gefühl, auf den Platz zurückzukehren“, blickt der 54-Jährige zurück. „Mir war aber sehr schnell klar, dass ich mich nicht depressiv zurückziehen werde, sondern positiv und gestärkt nach vorne blicke“, sagt Steinmetz. Das sei er nicht nur sich selbst, sondern insbesondere auch seinen Lebensrettern schuldig. Drei- bis viermal wöchentlich steht Henry Steinmetz regelmäßig auf dem Platz und trainiert. „Ich bin topfit, meine Herzpumpleistung liegt bei hundert Prozent“, berichtet er stolz.

Seine Retter erhielten für ihre erstklassige Hilfe den von Henry Steinmetz und der Björn-Steiger-Stiftung initiierten „Lebensretter-Preis“. Die Auszeichnung befindet sich im Vereinsheim, in unmittelbarer Nähe des Defibrillators. Ein solcher automatisierter, externer Defibrillator (AED) ist jüngst auch im Jugendraum des SV Bonlanden installiert worden.

Die Geschichte steckt ihnen in den Knochen

Gesponsert hat diesen Defi Manfred Biehal, der seit Jahrzehnten Vereinsmitglied ist. Ausschlaggebend für die Anschaffung des Defibrillators sei das Ereignis um Henry Steinmetz gewesen. „Die Geschichte steckt uns allen auch nach zwei Jahren noch tief in den Knochen“, sagt Biehal. Steinmetz und Biehal kennen sich von ihrer ehemaligen Arbeit im Vorstand des CDU-Stadtverbands Filderstadt.

Richard Briem, der sich in Zusammenarbeit mit der Björn-Steiger-Stiftung seit vielen Jahren für den Einbau solcher Laien-Defibrillatoren in Filderstadt einsetzt, erklärte den Jugendleitern des SV Bonlanden, wie der Lebensretter anzuwenden ist. Mittlerweile konnten durch die Aktion beinahe 40 Laien-Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden und Sportanlagen in der Stadt installiert werden. Der Einsatz eines Defibrillators kann wie im Falle von Henry Steinmetz mithilfe des Stromstoßes Leben retten.

Wichtig ist, dass schnell gehandelt wird

Entscheidend ist allerdings ein schnelles Handeln. Mit jeder Minute nach einem Herzstillstand sinkt nämlich die Chance, den Patienten zu retten, um zehn Prozent. Die Bedienung der Geräte ist einfach und speziell auf Laien zugeschnitten. „Es macht mich sehr glücklich und stolz, dass durch meine Initiative erstmals ein Leben in Filderstadt gerettet werden konnte“, sagt Richard Briem.

„Meine Geschichte hat im positiven Sinne weite Kreise gezogen“, sagt Henry Steinmetz. So sei ein Laien-Defi nach dem Vorfall beispielsweise auch auf dem Sportgelände des TSV Oberensingen eingebaut worden. Henry Steinmetz ist dort in der Ski-Abteilung aktiv. Am 18. Juli jährt sich seine Lebensrettung nun zum zweiten Mal. Anlässlich dieses zweiten Geburtstags stößt Henry Steinmetz dann mit seinen Ersthelfern Michaela Schweizer, Gisela Kornmeier, Gerhard Prigl, Claudia und Matthias Feuerbacher auf diesen glücklichen Tag an.