Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub hält es für wichig, dass es bald Stadtteilkonferenzen gibt. Das betont er in einem Interview zum Jahreswechsel. Außerdem will er künftig mit dem Gemeinderat mehr öffentlich beraten.

Filderstadt - Bei den Beratungen im Gemeinderat will Traub künftig noch transparenter agieren, damit die Bürger die Dinge besser nachvollziehen können. Vor allem die weitere Entwicklung von Filderstadt kommt dabei aufs Tapet. Eine besondere Rolle dabei soll die Gestaltung der Ortskerne spielen.

 
Filderstadt steht vor einer großen Aufgabe: Mit dem neuen Flächennutzungsplan soll die bauliche Entwicklung skizziert werden. Wie viel Wachstum braucht Filderstadt?
Die Frage ist eher, wie viel Wachstum kann sich Filderstadt angesichts knapper Flächen leisten, um die Prägung der Stadt zu erhalten. Das ist für mich wesentlich. Wir haben auf der einen Seite den Flughafen und gehen andererseits dreieinhalb Kilometer weiter und stehen am Rande des Schönbuchs in einer der herrlichsten Naherholungsgegenden nördlich der Schwäbischen Alb. Es ist mir wichtig, dass wir diese Prägung zwischen Landschaft Landwirtschaft, Arbeitsplatz und Wohnen erhalten. Da stellt sich für mich nicht die Frage, welches Wachstum wir brauchen können, sondern welches Wachstum wir erreichen.
Gibt es dabei bezüglich der Einwohnerzahl eine Grenze?
Da wird es eine natürliche Grenze geben. Wir werden das im Flächennutzungsplan-Prozess diskutieren müssen. Wir sind eingegrenzt von vielen Landschaftsschutzgebieten. Da wird uns nicht viel Entwicklungsmöglichkeit gegeben. Wir haben unlängst im Gemeinderat erfahren, von welcher Qualität unsere Böden sind. Da müssen wir sagen, wenn wir die Historie und die landwirtschaftliche Prägung erhalten wollen, dann spielt diese Bodenqualität und deren Erhalt eine wesentliche Rolle. Dann müssen wir diskutieren, welche Flächen uns im Innenbereich zur Verfügung stehen, wie eine Verdichtung dort aussehen kann und welche Flächen wir im Außenbereich angehen wollen. Da wird sich eine Zahl ergeben und man wird dann feststellen müssen, wieweit Filderstadt überhaupt wachsen kann.
Das wird wahrscheinlich bei der Klausurtagung des Gemeinderats im Januar heiß diskutiert werden.
Da werden die Anfänge gelegt werden. Wir wollen bei dieser Klausur erst einmal das Prozedere klären und dann auch herausfinden, wie die Qualität verschiedener Flächen festgelegt werden kann. Da wird es im ersten Schritt noch nicht um konkrete Flächen gehen. Aber die Leitplanken werden auch da noch mal diskutiert.
Zur weiteren Entwicklung von Filderstadt soll ja auch die S-Bahn-Strecken-Verlängerung nach Neuhausen dienen. Was würde denn geschehen, wenn es diese Verlängerung, für welche die Planfeststellung noch läuft, doch nicht geben würde?
Beim Räumlichen Leitbild haben wir sogenannte Suchflächen festgelegt. Da gab es einen Korridor entlang der S-Bahn-Strecke. Die Region gibt uns vor, dass künftige Flächenentwicklungen bei Wohn- oder Gewerbeflächen entlang von Schienenstrecken oder Verkehrsstrecken erfolgen müssen. Das heißt auch: Sollte die neue S-Bahn nicht kommen, würde uns diese Entwicklungsmöglichkeit abgeschnitten.
Die Freien Wähler haben in ihren Haushaltsanträgen den Wunsch nach einer Schienenverbindung Richtung Tübingen aufgenommen. Was halten Sie davon?
Diese Schienenverbindung hat die Verwaltung ja auch als Vorschlag für den Regionalverkehrsplan aufgenommen. Das hat der Gemeinderat auch beschlossen. Wir sollten nach Möglichkeiten suchen, wie wir schienengebunden in Richtung Reutlingen und Tübingen kommen. Da gehören auch Querverbindungen dazu. Ich habe noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich den sechsspurigen Ausbau der B 27 nicht für ein Allheilmittel halte. Wir müssen alle Verkehrsmittel nutzen, die uns in irgend einer Form zur Verfügung stehen. Wenn es uns gelingen kann, Menschen aus dem Raum Reutlingen und Tübingen zum Umsteigen auf die Bahn zu bewegen, kann uns das allen nur nutzen. Aber auch da steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Es stellt sich die Frage: Wie groß ist die Chance, dass aus dem Raum entlang der B 27 Leute zusteigen?
Was ist mit einer Zwischenlösung, sprich einer Schienenverbindung von Echterdingen bis Bonlanden oder Aich mit einem großen Parkhaus dort für die Pendler?
Das sind Anregungen, die wir der Region vorgeschlagen und um Prüfung gebeten haben. Dazu gehört auch die Frage, inwieweit Regionalzüge auf der aktuellen S-Bahn-Strecke über Bernhausen weiter in Richtung Tübingen fahren können, und ob dann die Chance besteht, eine P+R-Möglichkeit zu schaffen, damit der Autoverkehr nicht bis zum Ortsschild Filderstadt kommt.
Die Ortskernsanierung Bernhausen schreitet voran. Das Tüv-Schulungszentrum wird gebaut. Wie wichtig ist für Sie in diesem Zusammenhang das neue Rathaus?
Im Zusammenhang mit der Ortskernsanierung denke ich nicht zwingend an ein zentrales Verwaltungsgebäude. Für uns war es beim Kauf des Gebäudes in der Aicher Straße 9 wichtig, dass wir sagen können: Uns gehört jetzt eine wesentliche Fläche im Sanierungsgebiet, wo wir uns als Stadt selber zum Player machen können. Wir sind ja vom Gemeinderat beauftragt, zu untersuchen, wie ein zentrales Verwaltungsgebäude organisiert sein könnte. Es gibt aber noch keinen Beschluss für dieses Rathaus. Ein solches Gebäude würde allerdings viele Arbeitsabläufe innerhalb der Verwaltung vereinfachen, denn wir würden von einer zur Zeit sehr dezentralen Verwaltungsstruktur, um das charmant zu formulieren, zu einer zentralisierteren Struktur kommen.
Sie sehen da eine Effizienzsteigerung. Das würde ja dann in die Richtung dessen gehen, was Freie Wähler und Grüne in Haushaltsanträgen gefordert haben.
Das ist etwas, das wir damit verbinden. Wenn wir keine Effizienzsteigerung erhalten, muss man sich darüber natürlich noch mal unterhalten. Aber so wie ich die Verwaltungsprozesse im Moment erlebe, wie viel Zeit wir, durchaus auch von Führungspersonen, innerhalb von Filderstadt auf der Straße verlieren, und wie heute Verwaltungsprozesse auch in Schnittstellen und übergreifend abgearbeitet werden, dann ist es im Zusammenhang mit der Effizienzuntersuchung genau der richtige Ansatz.