Zu den Kunden des Unternehmens zählten weltberühmte Künstler, die immer wieder vor Ort in Filderstadt waren. Hier erklärt Michael Domberger, weshalb er sich als des „Künstlers dritte Hand“ versteht.

Plattenhardt - Mehr als 50 Ordner reihen sich in den Regalen in den Räumen der Galerie + Edition Domberger in Plattenhardt. Darauf Namen weltbekannter Künstler: Willi Baumeister, Robert Indiana, Richard Estes, Tomi Ungerer und mehr. Darin abgeheftet sind Notizen, Briefe, Zeichnungen – Erinnerungen an eine oft langjährige Zusammenarbeit, „aus der bisweilen auch eine Freundschaft wurde“, wie Michael Domberger rückblickend sagt.

 

Michael Dombergers 2005 verstorbener Vater Luitpold hatte die Kunst- und Gewerbeschule in Pforzheim besucht und sich anschließend als Gebrauchsgrafiker selbstständig gemacht. Ende der 1940er Jahre kam er im Amerika-Haus in Stuttgart in Kontakt mit einer in Deutschland damals weitgehend unbekannten Drucktechnik: dem Siebdruck. Und diese zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckende Technik begeisterte ihn. „Die ersten Siebdruck-Experimente machte mein Vater in meinem Kinderzimmer im Dachgeschoss unseres Hauses in Riedenberg“, erinnert sich Michael Domberger.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Drucker mit seiner Familie in die ausgebombte Villa Oppenheimer an der Gänsheidestraße in Stuttgart, in der auch der Maler Willi Baumeister sein Atelier hatte. Es sollte eine folgenreiche Nachbarschaft werden. Luitpold Domberger fertigte bis zum Tod des Künstlers im Jahr 1955 knapp 60 Serigrafien an, also Siebdruck-Kunstwerke. Es wurde für den Gebrauchsgrafiker der Durchbruch als Kunstdrucker, der den Siebdruck in der Folge immer weiter entwickelte.

Das Unternehmen zog in ein Gebäude, in dem einst ein Kino war

1967 – also vor genau 50 Jahren – rief Luitpold Domberger die Edition Domberger ins Leben. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen bereits nach Bonlanden an die Hölderlinstraße gezogen. Das erste Werk innerhalb der Edition war die Mappe „Formen der Farbe“, die binnen drei Stunden vergriffen war. Vertreten waren darin Künstler wie Robert Indiana, Victor Vasarely oder Josef Albers. In der Folge waren immer öfter Künstler in der Siebdruckerei zu Gast, überwachten den Druck oder legten selbst Hand an die Vorlagen.

Zu ihnen gehörte auch Richard Estes, der mit seinen fotorealistischen Arbeiten berühmt wurde. „Zuerst hat er seine Stadtansichten gemalt, dann auf unseren vorsichtigen Rat hin die Schablonen über Monate hinweg in unserer Druckerei selbst geschnitten“, erzählt Michael Domberger. Herausgekommen sind dabei faszinierende Arbeiten wie die rund zwei Quadratmeter große Arbeit „D-Train“, für die 212 Farben verwendet wurden. „Wir wurden des Künstlers dritte Hand“, sagt Michael Domberger dazu.

1982 zog das Unternehmen von Bonlanden nach Plattenhardt in das Industriegebäude an der Uhlbergstraße, in dem einst eine Textilfabrik und ein Kino ihre Heimat gehabt hatten. Die Dombergers nutzten die Räume für eine Erweiterung, betrieben nun eine Druckerei, einen Verlag sowie die Edition Domberger, zu der eine Galerie dazukam. „Der Platz in Bonlanden hatte für all das nicht mehr ausgereicht“, erinnert sich Michael Domberger.

Oft kommen die Künstler in die Werkstatt

Nach wie vor vertrauen Künstler von Weltrang der Kompetenz der Druckerei und lassen dort ihre Siebdrucke herstellen. Manchmal entstehen die Werke gewissermaßen auf dem Postweg, oft kommen die Künstler in die Werkstatt und legen selbst Hand an. Innerhalb der Edition Domberger entstehen Originale von Künstlern wie Fritz Ruoff, Imi Knoebel oder Raymond E. Waydelich, Originalgrafiken von Yale Epstein, Robert Indiana oder Günther Uecker – die teilweise in Mappen zusammengefasst werden und auch für einen guten Zweck verkauft werden. Und nicht zu vergessen: der populäre Kalender „Der springende Punkt“, der 1967 von Michael Domberger entwickelt worden war und über die Jahre hinweg eine Millionenauflage erreicht hat.

In manchen Bereichen verdrängt die moderne Digitaltechnik traditionelles Handwerk. Nicht so beim Siebdruck, „für den neue Techniken und Materialien auch neue Möglichkeiten eröffnen“, wie Michael Domberger sagt. Die digitale Vorbereitung zum Druck erfolge heute in einer Qualität und Präzision, die es früher nicht gegeben habe. „Da mussten wir die Schablonen entweder von Hand mit Skalpellen schneiden oder uns Maschinen ausdenken“, sagt Michael Domberger – und spricht von einer „fantastischen Weiterentwicklung des Siebdrucks“.