Reinhold Buckmüller ist immer noch wütend und fordert den Rückbau eines Mehrfamilienhauses in Filderstadt. Ein anderer Bürger bezichtigt den Leiter des städtischen Amtes, gelogen zu haben. Der streitet das vehement ab.

Filderstadt - Im Haus Forststraße 12 in Plattenhardt findet zwar bereits der Innenausbau statt. Reinhold Buckmüller lässt aber trotzdem nicht locker. Nachdem er bereits vergangenen Sommer die Baupläne bemängelt hatte, erneuert er jetzt seine Kritik. Der Abstand zum benachbarten Grundstück seiner Tochter stimme nicht, sagt er und fordert vom Baurechtsamt einen Rückbau des 18 Wohnungen umfassenden Mehrfamilienhauses. Alternativ sei ein Schadensersatz von 150 000 bis 200 000 Euro fällig.

 

Seiner Meinung nach ist das viergeschossige Gebäude zu hoch geworden. „Dadurch wird unser Grundstück zu stark verschattet“, sagt der 75-Jährige, der von Beruf Ingenieur für Versorgungstechnik ist. Erst vor wenigen Tagen habe er mit einem Laser-Messgerät die Maße überprüft. Das oberste vierte Geschoss sei zwar zurückversetzt gebaut – allerdings nicht weit genug. „Das hätte rund 1,70 Meter weiter Richtung Osten verschoben werden müssen“, sagt Buckmüller.

Abstände und Höhen seien nachgemessen worden

Das bestreitet aber der Leiter des Baurechtsamts, Wolfgang Kaiser. „Die Maße stimmen“, sagt er. Erst vor einigen Tagen habe einer seiner Mitarbeiter die Abstände und Höhen nachgemessen. Es gebe keine Veranlassung, die Höhen und Abstände durch ein neutrales Vermessungsbüro überprüfen zu lassen, antwortet er auf die entsprechende Frage. Auch die Bauherrin, die Firma Brutschin Wohnbau GmbH, hält alles für rechtens. „Wir haben das so gebaut, wie es genehmigt wurde“, sagt Projektleiter Sven Andrä. Reinhold Buckmüller bezweifelt allerdings, dass die Pläne stimmen. Deshalb hatte er bereits gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt. Sein Rechtsbehelf ist immer noch beim Regierungspräsidium (RP) anhängig. Innerhalb der nächsten zwei Monate werde man darüber entscheiden, erklärt das RP auf Anfrage.

Buckmüller hatte allerdings auch eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen das Baurechtsamt eingereicht. Die darin enthaltenen Vorwürfe würden zusammen mit dem Widerspruch geprüft, so das Regierungspräsidium. Eine zusätzlich angestrengte Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Baurechtsamtsleiter will Oberbürgermeister Christoph Traub erst dann prüfen, wenn über den Widerspruch entschieden ist.

Viel Zuspruch erhalten nach Vorwürfen

Hintergrund ist, dass Buckmüller dem Leiter des Baurechtsamts vorgeworfen hatte, dass er keine Baupläne lesen könne und fachlich inkompetent sei. Deshalb wäre seiner Ansicht nach Wolfgang Kaiser beim Bauhof besser aufgehoben als beim Baurechtsamt. Buckmüller sagt, er habe nach Veröffentlichung der Vorwürfe 30 bis 40 Reaktionen von Leuten bekommen, die ebenfalls mit der Arbeit des Baurechtsamts unzufrieden seien.

Auch Stefan Kuntzer hatte auf den Artikel reagiert. Er hat mittlerweile gegen eine Abbruchverfügung des Amts eine Klage eingereicht. Vor. etwa zweieinhalb Jahren seien fünf Mitarbeiter des Baurechtsamts aufmarschiert und hätten den Abbruch seines Gartenhauses gefordert. „Dieses Machtgehabe hat mich unsäglich aufgeregt“, sagt er. Dabei habe er von Wolfgang Kaiser die Zusage gehabt, dass er auf seinem Grundstück, das in dritter Reihe an der Goethestraße liegt, für das ehemalige verfallene Gartenhäuschen einen Ersatz bauen dürfe. Er sei deshalb mit seiner Schwiegermutter auf dem Amt gewesen. „Damals hat er uns angelogen“, sagt Kuntzer heute.

Der Amtsleiter sagt, er habe nicht gelogen

Dieser Vorwurf stimme einfach nicht, erwidert Wolfgang Kaiser und fügt hinzu: „Das ist total abwegig.“ Das neue Gartenhaus sei wesentlich größer als das alte Ensemble. Die früheren Hütten hätten etwa 40 Kubikmeter umbauten Raum gehabt. Das jetzige Gartenhaus sei mindestens doppelt so groß, „außerdem liegt eine andere Nutzung vor. Dort wurde ein sogenanntes Stüberl eingerichtet, in dem auch gefeiert wird“, sagt Kaiser.

Letzteres streitet Kuntzer nicht ab. Das frühere Häuschen habe aber auch schon Wasser- und Stromanschluss gehabt. „Da haben sich bestimmt auch Menschen aufgehalten.“ Es störe doch niemanden, wenn er dort ab und zu mit Bekannten Fußball schaue oder ein Kindergeburtstag gefeiert werde. Kuntzer meint, dass das Gartenhaus, in das er viel Arbeit gesteckt hat, vergleichbar sei mit den früheren Hütten. Er wäre aber bereit, die angebaute Unterstellmöglichkeit für Fahrräder und Holz abzureißen. Wie die Sache ausgeht, wird das Verwaltungsgericht entscheiden.