Als Festrednerin wird am Montag die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth in der Filharmonie erwartet. Vor dem versammelten Gemeinderat sprechen auch eine Vertreterin des Frauenbeirats und der Stadtarchivar.

Bernhausen - Filderstadt hat sich einen besonderen Gast eingeladen. Rita Süssmuth, die erste Familienministerin der Bundesrepublik Deutschland (1985 – 1988)und spätere Bundestagspräsidentin (1988– 1998) wird am Montag, 12. November, in die Filharmonie kommen. Sie hält dort einen Festvortrag zum Frauenwahlrecht, das vor hundert Jahren in Deutschland eingeführt wurde. Der Titel lautet: „Wo stehen wir – wo wollen wir hin?“.

 

An jenem 12. November 1918 erließ der Rat der Volksbeauftragten das Gesetz, das den Frauen das Wahlrecht gab. Grund genug für die Filderstädter Stadtverwaltung hundert Jahre später die „Filderstädter Volksbeauftragten“, sprich den Gemeinderat, zusammenzurufen, um das Jubiläum gebührend zu feiern.

„Noch viel Handlungsbedarf“

„Damit soll unterstrichen werden, wie wichtig Beschlüsse politischer Gremien für Frauen sind“, sagt die Filderstädter Gleichstellungsbeauftragte Susanne Omran. Bei den Themen „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „höhere Löhne in sozialen Berufen“ und „Gewalt gegen Frauen“ gebe es noch viel Handlungsbedarf. Mit der Beteiligung des Gemeinderats werde auch die Brücke zur Kommunalwahl im Mai geschlagen, sagt Omran. „Schließlich ist es das Ziel, noch mehr Frauen für die politische Arbeit zu gewinnen.“

Derzeit liege der Frauenanteil im Gemeinderat bei einem Drittel, obwohl rund die Hälfte der Bevölkerung weiblich sei. Darauf will auch Hedy Barth-Rößler hinweisen. Sie wird die Arbeit des Frauenbeirats vorstellen. Dabei will sie auch Vertreterinnen des Jugendgemeinderats interviewen und fragen, ob Frauenthemen überhaupt noch zeitgemäß sind oder ob die Gleichberechtigung nicht bereits umgesetzt ist.

Vielfalt im Frauenbeirat

Barth-Rößler freut sich, dass der Frauenbeirat, der stets nicht-öffentlich tagt, in diesem Rahmen präsentiert werden kann. Sie will darstellen, wie viele Frauenorganisationen neben den Stadträtinnen in dem Gremium vertreten sind. Durch die Vielfalt würden die verschiedenen Interessen einfließen. Und dann könnten die frauenspezifischen Aspekte in den Gemeinderat eingebracht werden. „Einer allein kann nichts machen“, sagt sie.

Wie sich das Frauenwahlrecht auf die Filder ausgewirkt hat, versucht schließlich Stadtarchivar Nikolaus Back am Montag darzustellen. Er hat herausgefunden, dass es andernorts wie in Vaihingen Möhringen oder Plieningen spezielle Wahlveranstaltungen für Frauen im Vorfeld der ersten allgemeinen Wahl am 19. Januar 1919 gab. In den Gemeinden, die später zu Filderstadt wurden, war dies offenbar nicht der Fall. Dort wurde übrigens im Jahr 1947 in Bonlanden erstmals eine Frau in den Gemeinderat gewählt.