Die Filderstadtwerke sind in den eigenen Öko-Stromvertrieb eingestiegen und werben um Kunden. Wir haben bei den Stadträten nachgefragt, ob sie mit gutem Beispiel vorangehen und den Stromanbieter wechseln...

Filderstadt - Der Gemeinderat hat es am Mittwochabend einstimmig abgesegnet: Die Stadtwerke Filderstadt steigen in die Stromversorgung ein. Die Weichen dafür wurden durch die Änderung der Betriebssatzung im Januar und im März im Betriebsausschuss gestellt (wir berichteten). Ab 2018 wollen die Stadtwerke auch Gas für Kunden anbieten.

 

„Strom ist ein klassisches Produkt von Stadtwerken und eine Wertschöpfung, die am Ort bleibt“, sagte der Stadtwerkechef Jan Meier. Interessant für umweltbewusste Kunden: Filderstadt bezieht den Öko-Strom zu 100 Prozent aus europäischen Wasserkraftwerken. Dafür kooperieren die Stadtwerke, die sich jetzt mit neuem Logo „Filderstadtwerke“ nennen, mit dem Unternehmen Klima-Invest. Dieses erwirbt Zertifikate von Wasserkraftwerken. „Das ist ein virtuelles Verfahren, denn dem Strom im Netz sieht man nicht an, wie er erzeugt wird“, sagte Meier.

Investitionen für örtliche Klimaschutzprojekte

Ökostrom RE nennt sich das Angebot der Stadtwerke, das im Preis leicht unter dem Grundversorgertarif liegt. RE steht für regionales Investment. Dabei verpflichten sich die Stadtwerke, für jede verkaufte Kilowattstunde 0,04 Cent in den Ausbau von örtlichen Klimaschutzprojekten zu stecken. „Das Geld dafür kommt aus der Wertschöpfung unseres Unternehmens“, sagte Jan Meier. Mit dem Hochbauamt sei man schon im Dialog, wie auf dem Dach der neuen Gemeinschaftsschule, die hinter der Filharmonie entsteht, eine Photovoltaikanlage bauen könne. „Außerdem werden wir schon im August drei neue Stromtankstellen im Park-and-Ride-Parkhaus an der Filharmonie und am Fildorado in Betrieb nehmen“, sagt Meier.

Der größte Kunde der Filderstadtwerke ist bisher die Stadt mit ihren Töchtern Filharmonie und Fildorado und Stadtwerken, die jährlich zehn Millionen Kilowattstunden Strom brauchen. Auch Großkunden mit einem Verbrauch von mehr als 100 000 Kilowattstunden sollen gewonnen werden: „Wir sind mit einigen im Gespräch.“

Viele Stadträte stehen schon vor dem Wechsel zum neuen Anbieter

„Das ist ein Quantensprung für unsere Stadtwerke, die jetzt eine zuverlässige Versorgung mit Ökostrom bieten“, sagte Armin Stickler (Grüne). „Aus unserer Sicht ist alles überzeugend“, stellte Frank Schwemmle (SPD) fest. Es sei gut dass es nur einen Tarif gebe und dass dieser ein Öko-Tarif sei: „Jeder Bürger, der wechselt, tut den Stadtwerken gut, nicht wegen der 50 Euro Ersparnis im Jahr, sondern wegen des Gesamtkonzepts.“ Für die Gemeinschaftsfraktion von CDU und FDP befand Walter Schwaiger: „Die Stadtwerke stellen sich gut für die Zukunft auf.“ Ernst Schumacher (Freie Wähler) befand: „Wenn jetzt die Filderstädter mit Elan einsteigen, dann kommt etwas Gutes dabei heraus.“

Gehen die Stadträte mit gutem Beispiel voran? „Ich wechsle in den nächsten Tagen, und ich weiß von vier Fraktionskollegen sicher, dass sie es auch tun“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Catherine Kalarrytou. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Bauer will „ mit Sicherheit so bald wie möglich“ wechseln: „Von Frank Schwemmle weiß ich es, und bei anderen gehe ich auch davon aus.“ Ernst Schumacher, stellvertretender Fraktionsvorsitzender CDU/FDP-Fraktion, sagte: „Ich denke, dass ich zeitig wechsle, aber mein Vertrag läuft noch. Ich glaube auch, dass der große Teil der Fraktion ebenfalls den Strom von den Stadtwerken beziehen wird.“

Mit „gutem Beispiel“ vorangehen, sollten die Stadträte laut dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, Dieter Weinmann. „Ich halte das für eine gute Sache“, sagte der Gärtnermeister, der mit Photovoltaikanlagen selbst Strom produziert.