Mehrweg für den Coffee-to-go: Der Filderstädter Jugendgemeinderat will Abfall vermeiden. Er eifert damit der Stadt Esslingen nach. Dort gibt es schon seit drei Jahren die Mehrwegbecher.

Filderstadt - Andere Städte haben es bereits: ein Mehrwegsystem für Kaffeebecher. Der Filderstädter Jugendgemeinderat (JGR) will dies nun auch in seiner Stadt einführen. Als Vorbild dient dabei Esslingen. „Dort funktioniert das sehr gut“, berichtete Jugendrat Derwes Agirman bei der jüngsten Sitzung des JGR. Die Becher werden in Esslingen hauptsächlich in Bäckerei-Filialen und Cafés angeboten. Die Trinkgefäße bestehen aus recycelbarem Kunststoff. Der Deckel muss allerdings nach Gebrauch in den Restmüll geworfen werden. „Das ist noch eine Schwachstelle bei unserem Stadtbecher“, sagt Katja Walther auf Anfrage unserer Zeitung. Sie ist die Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Esslinger Stadtplanungsamt. Man habe versucht, andere Materialien als Plastik einzusetzen. Silikon habe sich aber in der Spülmaschine verformt, und für kompostierbare Deckel brauche man ein Entsorgungssystem.

 

Stadtbecher auch als Trophäe beliebt

Der Becher werde gut angenommen, sagt Walther. Teilweise sogar zu gut. Weil er sehr attraktiv mit Sehenswürdigkeiten der Stadt bedruckt ist, würden ihn viele Benutzer behalten. „Da hilft es auch nichts, dass zwei Euro Pfand verlangt werden“, sagt Walther.

Eigentlich sollen die Kaffeetrinker ihren leeren Becher wieder zu den Verkaufsstellen zurückbringen. Weil dies nicht vollständig klappt, können die Cafés und Bäckereien beim Stadtplanungsamt Nachschub ordern.

19 000 Euro habe die Stadt Esslingen für das Mehrwegsystem ausgegeben, berichtete Jugendrat Levin Horst bei der JGR-Sitzung. Er hielt es für denkbar, dass die leeren Becher auch bei den Bürgerämtern in den Stadtteilen abgegeben werden könnten. Davon hielt allerdings Oberbürgermeister Christoph Traub nicht viel. „Wer sollte die Becher dann transportieren – etwa der Amtsbote?“, stellte er die entscheidende Frage.

Auch Katja Walther hält es für unrealistisch, einen Extra-Bringdienst für die Becher aufzubauen. OB Traub will nun weitere Informationen über die Erfahrungen in Esslingen einholen. Dazu soll es ein Treffen mit Katja Walther, dem Jugendgemeinderat und der Verwaltung geben. Hintergrund ist auch, dass die Verwaltung bereits vor zwei Jahren versucht hatte, ein Mehrwegsystem aufzubauen. Damals sei man allerdings bei der Organisation gescheitert, berichtete OB Traub.

Esslinger Erfahrungen nutzen

Eine Unterstützung aus Esslingen scheint ihm willkommen zu sein. Dort gibt es das Mehrwegsystem seit drei Jahren. Walther ist damit sehr zufrieden. Zumal sich das Projekt mit der Zeit weiterentwickelt hat. Zu den Bäckereien und Cafés sind die Stadtwerke, die Volkshochschule und der Kleintierzoo Nymphea als Nutzer der Becher hinzu gekommen. Zusätzlich hat sich eine weitere Verwendungsmöglichkeit aufgetan. „Schulen und Vereine haben angefragt, ob sie die Becher ausleihen könnten, um sie bei Festen einzusetzen“, berichtet Walther. Dies habe vor Ausbruch der Corona-Pandemie gut geklappt, sagt sie und hofft, dass dieser Service bald wieder genutzt werden kann.