Bei einem Info-Abend zur geplanten S-Bahntrasse nach Neuhausen sorgten sich viele Bürger um den Zug-Lärm. Andere zweifelten an der Rentabilität der Strecke und stellten die von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) präsentierten Zahlen in Frage.  

Filderstadt - Gleich zu Beginn der Diskussion bei der Info-Veranstaltung im Sielminger Bürgerhaus Sonne machte Altstadtrat Fritz Alber deutlich, dass die neue S-Bahnstrecke von Bernhausen nach Neuhausen nicht bei allen Sielmingern und Bernhäusern beliebt ist. „Mir gefällt die ganze Maßnahme nicht“, sagte er nachdem der Chefplaner der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), Volker Christiani, ausführlich auf die Planungen eingegangen war.

 

Alber hielt wie auch andere Bürger, die später das Wort ergriffen, das Projekt für unwirtschaftlich. „Ein Privatmann müsste sofort Konkurs anmelden“, sagte er und wollte wissen, wie viel Geld die Stadt für die erforderlichen Parkplätze am Sielminger S-Bahnhof ausgeben will. Dies könne man noch nicht sagen, weil die Planung noch nicht abgeschlossen sei, antwortete Oberbürgermeister Christoph Traub.

Fahrgastzahlen angezweifelt

Andere Bürger bezweifelten, dass die prognostizierten Fahrgastzahlen stimmen. Laut Christiani sind auf dem Abschnitt Bernhausen – Sielmingen täglich 5000 Menschen unterwegs, zwischen Sielmingen und Neuhausen seien es 3000.

Unverständnis erntete der SSB-Chefplaner auch für seine Ankündigung, dass wegen des Bauprojekts Zauneidechsen umgesiedelt werden müssten, nach fünf Jahren aber wieder zum Gleisbett zurückkehren könnten. „Und was ist mit all den anderen Tieren, die sie dort vertreiben“, fragte eine Zuhörerin rhetorisch.

Sie schlug vor, dass die Bahnstrecke entlang der Landesstraße zwischen Bernhausen und Neuhausen verlaufen könnte. „Dadurch würde man auch verhindern, dass die Landwirte nur noch Handtücher zur Verfügung haben“, sagte sie. Bürgermeister Reinhard Molt entgegnete, dass der öffentlichen Hand dort keine Grundstücke gehörten. „Die Altvorderen haben sich etwas dabei gedacht, als sie die Filderbahntrasse freigehalten haben“, sagte er.

Die meisten Besucher der Info-Veranstaltung hatten Bedenken, dass der Lärm, der von den Zügen ausgehen wird, zum Problem werden könnte. Dieser Angst versuchte der Lärmsachverständige Jörg Czogalla vom Büro Accon entgegnzutreten. Der durchschnittliche Lärmwert liege nachts bei 49 Dezibel. „Das ist so laut wie eine Unterhaltung im Zimmer“, sagte er und fügte hinzu, dass die Einzelschallereignisse, der durchfahrenden Züge allerdings bei 68 Dezibel liegen. Als es im Saal daraufhin unruhig wurde, versuchte der Fachmann zu beruhigen, indem er sagte: „Das war nur eine Zusatzinformation“. Damit erntete er jedoch noch mehr Unmut.

Deckel gefordert

Wegen des Lärms, der die Anwohner der Alemannenstraße treffen wird, wurde von mehreren Zuhörern immer wieder ein Deckel für den Trog gefordert, in dem die S-Bahn fährt. Dies sei finanziell nicht machbar, erklärte Planer Christiani. „Der Nutzen-Kosten-Faktor ist schon jetzt gerade so erreicht“, sagte er. Falls man den Bereich bei der Alemannenstraße deckeln wolle, müsse schon weit vor Sielmingen ein Trog gebaut werden, „damit wir dann die erforderliche Tiefe bei der Bebauung haben.“ Die Kosten hierfür bezifferte der Chefplaner auf rund zwölf Millionen Euro. Den Gedanken, dass dann aber viel Geld gespart werden könne, weil weniger Lärmschutz gebraucht werde, verwarf Christiani entschieden: „Das macht höchstens einige hunderttausend Euro aus.“