Wildschweine galten in den vergangenen Jahren als Plage, schließlich richteten sie auf Feldern und Wiesen Schäden an. In diesem Jahr fragen sich Jagdpächter, wo die Schwarzkittel sind.

Musberg - Wo sind die Schweine? Das ist die Frage, mit der sich die Jäger seit einigen Monaten beschäftigen. Und es geht dabei nicht um sich daneben benehmende Zweibeiner, sondern um Wildschweine. „Sie sind weg“, sagt Michael Hertneck. Und man wisse nicht genau, wo sich die Tiere aufhalten, sagt der Obmann der drei Musberger Jagdpächter. 2017 hätte man bei einer Drückjagd in einem Echterdinger Revier etwa zwei Dutzend Schwarzkittel erlegt, in Musberg im vergangenen Jahr fünf Sauen. „Bis zum Frühjahr haben wir hier noch drei Wildschweine erlegt,“ erzählt er, doch seit April sei den Jägern kein Tier mehr vor die Flinte gelaufen.

 

Und das können sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Nicht so schön ist, dass die Vorräte an Wildbret bei den Dreien langsam zur Neige gehen. Dafür jedoch müssen sie weniger Zeit und auch Geld investieren, um die Schäden der tiefschürfenden Vierbeiner zu beseitigen. Denn die Schwarzkittel hatten in der Vergangenheit immer wieder Teile von Wiesen mit ihren scharfen Klauen und der Schnauze umgegraben und auch in Maisfeldern erhebliche Schäden angerichtet, weshalb sie besonders bei den Landwirten in Ungnade gefallen waren. „Die Schäden müssen wir als Jagdpächter begleichen“, sagt Hertneck und spricht von einer vierstelligen Summe. Erfreulich ist zudem, dass es seit dem Frühjahr zu keinen Kollisionen zwischen den bis zu 100 Kilogramm schweren Borstentieren und Autos oder Motorrädern gekommen ist. „Im vergangenen Jagdjahr wurden bei uns fünf Wildschweine von Autos überfahren “, fügt der Jäger an.

Nächstes Jahr gibt es wahrscheinlich wieder viele Schweine

Warum das in diesem Jahr anders ist, kann Jagdkollege Bertram Fischer nur vermuten. „Durch den trockenen und heißen Sommer ist der Boden so hart geworden, dass die Wildschweine den Untergrund nicht mehr aufwühlen können“, vermutet der Wildtierschützer des Reviers. Das machten sie, um an Eiweiß zu kommen, in dem Fall tierisches Eiweiß von Engerlingen. Doch das sei in diesem Jahr nicht nötig gewesen, „wir hatten ein Mastjahr“, so Fischer. Das bedeutet, dass Eichen und Buchen viele Früchte gebildet haben, die dann zu Boden gefallen sind. „Man kann fast sagen, dass sich die Sauen nur mit offenem Maul unter die Bäume legen mussten, um satt zu werden“, ergänzt er schmunzelnd. Die Tiere hätten dadurch genügend Eiweiß bekommen, so seine ernsthafte Erklärung.

Ein Mastjahr bedeutet jedoch auch, dass die Frischlinge – wie die jungen Wildschweine genannt werden – wohl genährt sind und viele dadurch den kommenden Winter gut überstehen werden. Daher kann man schon jetzt davon ausgehen, dass es im kommenden Jahr wieder viele Wildschweine geben wird.

Mittlerweile wisse man jedoch, dass zumindest einige Tiere wieder im Musberger Wald unterwegs sind, schließlich habe man die ersten Spuren von Wildschweinen gefunden. „Und das genau dort, wo es feucht ist, also in Rückegassen oder Pfützen“, sagt Hertneck — also dort wo sich die Tiere suhlen, um Parasiten loszuwerden.

So rar wie in Musberg haben sich die Schwarzkittel im Filderstädter Wald nicht gemacht. „Die Ängste der Jäger sind bekannt, ich kann sie jedoch nicht nachvollziehen“, sagt Revierförster Eckhard Hellstern. Es sei bei uns üblich, dass die Wildschweine phasenweise mal abtauchen, wenn die Bachen Frischlinge haben – so wie jetzt im Herbst.