Sielmingen ächzt unter dem Lärm des Durchgangsverkehrs. Ein Entwurf zum Regionalverkehrsplan bringt eine Ortsumfahrung ins Spiel. Die Stadt muss sich bis Ende April zu den Plänen äußern.

Filderstadt - Verkehrslärm und Staus sind tagtäglich gelebter Alltag auf den Fildern. Wer versucht, die Probleme zu entschärfen, kommt meist nicht ungestraft davon, weil er es nie allen recht machen kann. Derzeit löst der Verband Region Stuttgart in Filderstadt Wirbel aus, weil sein Entwurf zu einem Regionalverkehrsplan vom 21. Dezember 2016 eine Ortsumfahrung des von Verkehrslärm gebeutelten Stadtteils Sielmingen wieder ins Spiel bringt. Auf dem Regionalverkehrsplan hat der Ausbau der B 27 zwischen Aich und Echterdingen auf sechs Spuren „höchste Dringlichkeit“. Als verkehrspolitisches Ziel „hoher Dringlichkeit“ ist eine Ortsumfahrung um Sielmingen vorgesehen.

 

Würde nun der Ausbau der B 27 wider aller Erwartungen nicht erfolgen, dann rückt die Ortsumfahrung Sielmingen auf der Prioritätenskala auf die höchste Stufe und würde selbst zu einem Projekt „höchster Dringlichkeit“. In der Vergangenheit hatte der Gemeinderat Filderstadt eine Ortsumfahrung verworfen, unter anderem deshalb, weil ungeklärt war, wie eine Weiterführung des Verkehrs ins Neckartal gelöst werden sollte.

Die Region gibt der Stadt eine Handlungsempfehlung

„Das Gesamtverkehrssystem kommt an seine Kapazitätsgrenze“, sagt Thomas Kiwitt, der Planungsdirektor der Region. Auch mit dem Ausbau der B 27 bleibe eine Ortsumfahrung Sielmingens wegen der weiterhin hohen Verkehrsbelastung wünschenswert. Wie diese umgesetzt werden soll, lässt Kiwitt offen: „Wir sind erst im Beteiligungsverfahren über einen Planentwurf. Der Verband Region Stuttgart ist keine Straßengenehmigungsbehörde. Er trifft keine Entscheidung darüber, ob nun die Ortsumfahrung einmal links oder rechts an Sielmingen vorbeiführt.“

„Wir unterhalten uns gerade über einen Entwurf“, bestätigt Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub. Allerdings sei die Stadt aufgerufen, bis Ende April eine Stellungnahme abzugeben. Deshalb bereite die Verwaltung eine Vorlage für den Technischen Ausschuss und den Gemeinderat vor. „Das Thema ist sehr wichtig für uns, es muss in beide Gremien“, sagt der OB. Dass die Region eine Umfahrung vorschlagen werde, sei ihm schon lange bewusst, denn diese sei schon im vorherigen Regionalplan enthalten gewesen.

Die Stadt muss selbst einen Weg finden

Eine feste Trasse, sagt das Stadtoberhaupt, sehe die Region nicht vor. „Sie gibt uns nur eine Handlungsempfehlung, die wir beraten müssen. Wir als Stadt müssen sagen, was wir uns vorstellen können. Eine blaue Linie, auf der gebaut werden muss, gibt es nicht.“ Allerdings, sagt der OB, sehe er eine blaue Linie als Vorschlag im Westen Sielmingens: „Sie führt, so wie ich es sehe, genau durch unsere neuen Stadtwerke hindurch. Man sieht also, dass es großen Gesprächsbedarf mit der Region gibt.“

Seitens der Region, die keinen Zeitplan vorsehe, sieht sich die Stadt nicht unter Druck gesetzt, wohl aber durch den Verkehr selbst. „Die Verkehrsdichte macht uns Druck. Wir werden offensiv beraten müssen und nicht ewig warten können“, sagt Traub. Dabei müssten die Gemeinderatsgremien abwägen, ob überhaupt Flächen und wenn ja, welche, verbraucht werden dürften. Von der übergeordneten Ebene der Region, meint Traub, sehe vieles einfach aus. „Ich sage, dass ich die Idee sehr wohl höre, aber die Flächen dafür, die kommen von uns.“

Irritationen zwischen Verwaltung und Gemeinderat

Die Pläne der Region hatten in der vergangenen Woche zu Irritationen zwischen dem Stadtoberhaupt und Walter Bauer, dem Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion geführt. Der Sozialdemokrat hatte von den Plänen der Region vermeintlich erst jüngst erfahren und in einer E-Mail, die er auch der Presse zusandte, OB Traub, Baubürgermeister Reinhard Molt und den Ersten Bürgermeister Andreas Koch um eine Stellungnahme gebeten. Der Entwurf, schrieb Walter Bauer, sehe eine „in Filderstadt längst verworfene Variante einer Umgehungsstraße zwischen Bernhausen und Sielmingen“ vor. Er sei deshalb „irritiert.“

Die erste Reaktion des OB war ungehalten, weil Bauer die Stadt zwinge, „Inhalte nichtöffentlicher Sitzungen öffentlich zu machen“. Über die für Filderstadt maßgeblichen Belange der Verkehrsplanung habe die Verwaltung die Gemeinderäte bereits 2016 mehrfach informiert.