Richard Owusu, der als 16-Jähriger allein von Ghana nach Deutschland geflüchtet ist, hat einen tollen Werkrealschul-Abschluss. Jetzt will der junge Mann aus Sielmingen Abitur machen und dann Maschinenbau studieren.

Sielmingen - Er ist es gewöhnt, sich durchzukämpfen. Als 16-Jähriger ist Richard Owusu allein aus seiner Heimat geflüchtet, um seine Mutter zu suchen, die schon vorher Ghana verlassen musste.

 

In Deutschland hat er sich schnell zurecht gefunden. Er hat den Haupt- und den Werkrealschul-Abschluss gemacht – und beides Mal super Noten bekommen, einmal 1,8 und dann 1,6 im Durchschnitt. „Er war mit Abstand der Beste“, sagt sein bisheriger Klassenlehrer an der Gotthard-Müller-Schule in Bernhausen, Paul Bronner. Der 61-jährige erfahrene Pädagoge ist begeistert von der Energie und dem Engagement des jungen Mannes. „Er war immer fordernd“, erzählt Bronner. „Wenn er was falsch gemacht hatte, wollte er immer wissen, wie es richtig wäre.“ Er sei sehr wissbegierig.

Er will Maschinenbau studieren

Offenbar haben seine positiven Eigenschaften auch dazu beigetragen, dass er in das Stipendium-Programm „Talent im Land“ aufgenommen wurde. Immerhin sind dort Motivation, Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit wichtige Auswahlkriterien. Owusu wurde zusammen mit 49 anderen Schülern unter 600 Bewerbern für ein Stipendium ausgesucht, das vor allem für sozial schwache Schüler bezahlt wird, damit sie das Abitur ablegen können. Neben der finanziellen Unterstützung für Lernmittel und Computer werden den Stipendiaten auch Workshops zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten geboten. Richard Owusu hat sich sehr gefreut, dass er in das Programm aufgenommen wurde.

Nun will er am Technischen Gymnasium an der Wilhelm-Maybach-Schule in Stuttgart sein Abitur machen und später Maschinenbau studieren. Dabei hat er ein klares Ziel vor Augen. Er will viel Geld verdienen, damit er dann einen Teil davon nach Ghana schicken kann. Dort sollen Kinder die Möglichkeit bekommen, schon früh eine Schule zu besuchen. Damit sie einen besseren Start ins spätere Leben bekommen als er selbst.

Als Kind musste er auch arbeiten

Er sei in Ghana bei einer Frau aufgewachsen, die für ihn eine Art Oma war, erzählt Owusu. Er habe aber keine geregelte Schulausbildung gehabt. Um genug zu essen zu haben, sei er immer wieder auch arbeiten gegangen. Deshalb träumt er von einer Schule, die es des den Kindern ermöglicht, sich voll und ganz auf die Bildung einzulassen.

Dieses Ziel motiviert ihn, aktiv zu bleiben. Auch jetzt in den Ferien will er nicht untätig sein. Er hat den Gabelstapler-Führerschein gemacht und arbeitet bei einer Spedition. Gleichzeitig lernt der junge Mann auf seinen Führerschein. „Wenn ich den habe, wird es für uns einfacher einzukaufen“, sagt Owusu, der mit seiner Mutter und zwei Halbschwestern in Sielmingen wohnt.

Richard Owusu ist froh, dass er mit seiner Mutter wieder zusammen ist. Als sie sich nach vielen Jahren wieder gesehen haben, mussten beide sehr weinen. Nun ist Owusu fast eine Art männliches Familienoberhaupt geworden und das trotz seines jugendlichen Alters von 18 Jahren.