In einer Serie stellen wir landwirtschaftliche Betriebe vor, die sich mit einem bestimmten Betätigungsfeld auf den Fildern oder im Schönbuch eine Nische geschaffen haben. Heute: der Bärenhof in Stetten.

Filderstadt - Es geht bunt zu auf dem Bärenhof in Stetten. Das hat vor allem damit zu tun, dass es dort Beeren in verschiedenen Farben gibt. Gudrun Vohl-Grözinger produziert nicht nur Obstklassiker wie Äpfel, Birnen, Quitten, Erd-, Johannis- oder Stachelbeeren, die man im Hofladen bekommt, wenn sie Saison haben. Sie hat auch sogenanntes Wildobst im Angebot. Dazu gehören Holunder, Hagebutte, Eberesche, Sanddorn, Kornelkirsche und Zierquitte oder Aronia. Letztere Frucht, die auch schwarze Apfelbeere genannt wird, hat nicht nur eine satte, schwarze Farbe, die zum Färben verwendet werden kann. Sie soll – wenn man sie verzehrt – die Blutgefäße schützen.

 

Abgefüllt wird das Ganze in Gsälzhäfele

Aus diesem Wildobst und den anderen Früchten stellt Vohl-Grözinger Saft, Sirup und Marmelade her. Die Marmelade wird abgefüllt in sogenannte Gsälzhäfele. 40 verschiedene Sorten stehen in den Regalen des Ladens, den sie zusammen mit ihrer Schwester betreibt – darunter auch Mischungen aus mehreren Sorten.

Früher hatte Vohl-Grözinger noch mehr Beeren als heute. „Ich habe diesen Bereich etwas reduziert“, sagt die 47-Jährige, die den elterlichen Betrieb im Nebenerwerb weiterführt. Früher habe sie auch noch Erdbeerfelder zum Selbstpflücken gehabt. „Mein Vater war der Erste, der in den 70er Jahren Erdbeeren auf den Fildern gepflanzt hat.“

Gudrun Vohl-Grözinger macht die meiste Arbeit auf dem Hof allein. Ihr Mann arbeitet Vollzeit in seinem Beruf. Beim Beerenpflücken wird sie von Aushilfskräften unterstützt. Und fürs Traktorfahren findet sich eigentlich immer jemand. „Mein Neffe, mein Bruder mein Schwager oder mein Mann fahren gern Schlepper“, sagt sie. Allerdings meist am Wochenende. „Das hilft schon.“

Während der Woche muss Vohl-Grözinger aber selbst ran. Denn zu der Landwirtschaft gehört auch die Feldarbeit mit schwerem Gerät. Schließlich besitzt sie neben all den Bäumen und Sträuchern Mais- und Getreidefelder.

280 Hühner produzieren Eier für den Hofladen

Außerdem gehören ihr fünf Mutterschafe, die immer wieder Junge bekommen. Deshalb hat Vohl-Grözinger derzeit zehn Schafe – und nicht zu vergessen: 280 Hühner. Die produzieren die Eier, die im Laden verkauft werden. Dort finden sich außerdem Nudeln mit eigenen Eiern, aber auch Säfte, Wurst oder Gemüse, das teilweise von anderen Höfen in der Gegend zugekauft wird. Weil der Hofladen in Stetten nur freitags und am Samstagvormittag geöffnet ist, sind einige der Produkte zusätzlich rund um die Uhr in einem Selbstbedienungsautomaten erhältlich.

Zu den Besonderheiten, die der Bärenhof bietet, gehören Kräuterführungen. Jeweils am ersten Freitag im Monat – im August ist allerdings Sommerpause – zeigt die gelernte Gärtnerin und Diplom-Landwirtin Vohl-Grözinger den Teilnehmern auf den Wiesen und am Waldrand Wildkräuter, Sträucher und Bäume. Sie weist dann unter anderem darauf hin, was die Pflanzen so wertvoll macht und welche Inhaltsstoffe sie haben.

Außerdem erklärt sie ihren Gästen, ob die Pflanzen essbar sind oder ob man auf einen Verzehr lieber verzichten sollte. Und als wäre dies alles noch nicht genug, bietet sie Naturwanderungen im Siebenmühlental oder Fachvorträge zu Beeren aber auch zu anderen landwirtschaftlichen Bereichen und Themen an.