Mit seinem leicht angejahrten Charme ist der privat verpachtete Saunabereich im Gartenhallenbad Bernhausen vor allem bei älteren Jahrgängen beliebt. Sie sammeln jetzt Unterschriften gegen die mit der Sanierung drohende Schließung.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Filderstadt - Die geplante Generalsanierung des Gartenhallenbads in Bernhausen löst unter den Besuchern nicht nur Freude aus. Im Gegenteil: Die Stammgäste des Saunabereichs im Obergeschoss laufen Sturm gegen die drohende Schließung.

 

Binnen weniger Wochen haben sich mehr als 180 Saunafreunde auf einer Protestliste eingetragen. Die Unterschriften sollen helfen, dass zum Jahresende angekündigte Aus doch noch abzuwenden.

Mit der Bad-Sanierung soll auch die Sauna dicht machen

„Wir erfahren unheimlich viel Unterstützung von unseren Gästen“, berichtet Zvonimir Pfaff – und hofft, dass der öffentliche Druck die Stadtwerke Filderstadt noch zum Einlenken bewegt. Bisher steht allerdings fest, dass der aus Kroatien stammende 73-Jährige die gemeinsam mit seiner Frau Franziska, einer gelernten Physiotherapeutin, betriebene Massagepraxis schließen muss.

Filderstadts Stadtwerke-Chef Jan Meier hat dem Pächterpaar das Kündigungsschreiben jüngst persönlich auf den Tisch gelegt. Mit dem auf Anfang 2017 terminierten Beginn der Bauarbeiten in der Schwimmhalle soll auch der Gesundheitstrakt unterm Flachdach dicht gemacht werden. Und zwar nicht etwa vorläufig, sondern dauerhaft.

Stadtwerke wollen keine Konkurrenz fürs Fildorado

„Wir müssten hier im Gartenhallenbad hohe sechsstellige Beträge investieren, um eine zukunftsfähige Sauna zu betreiben – und das steht leider in keinem Verhältnis zu den Pachteinnahmen“, erklärt Jan Meier auf Nachfrage die Entscheidung. Was dem Gesundheitsbereich im Gartenhallenbad fehlt, ist aus seiner Sicht nicht nur ein aus Brandschutzgründen vorgeschriebener zweiter Fluchtweg. Auch am Austausch der in die Jahre gekommenen Sauna-Einrichtung würde laut dem Stadtwerke-Chef kein Weg vorbeiführen.

In die Hand nehmen will Meier das nötige Geld aber keinesfalls. „Wir würden uns ja selber das Wasser abgraben – und uns mit dem erst ausgebauten Saunabereich im Fildorado die Kundschaft gegenseitig streitig machen“, argumentiert er.

Gäste: Lieber Charme und Persönlichkeit als Wellness-Oase

Viele Stammgäste im Obergeschoss des Gartenhallenbads sehen das allerdings ganz anders. Der leicht angejahrte Charme des Gesundheitsbereichs in Bernhausen ist ihnen bedeutend lieber als die modern-unterkühlte Wellnesslandschaft in Bonlanden.

„Vor allem ältere Besucher fühlen sich im Gartenhallenbad wohl, weil alles ein bisschen persönlicher ist und man sich oft seit Jahrzehnten kennt“, weiß der SPD-Stadtrat Alfred Weinmann, der in Bern-hausen selbst regelmäßig die Schwitzkammer besucht. Unterschrieben auf der Protestliste hat er allerdings nicht – weil er als Aufsichtsrat der Stadtwerke die im Herbst ergangene Mehrheitsentscheidung respektieren will.

„Für viele ist es eben auch eine Preisfrage, dass sie lieber ins Gartenhallenbad gehen als ins Fildorado“, sagt er dennoch. Gerade mal 11,40 Euro kostet der Eintritt für Erwachsene, die Saunazeit ist unbegrenzt. Im Fildorado sind schon unter der Woche für drei Stunden 16,70 Euro fällig.

Medizinisches Angebot wird vom Publikum gern genutzt

Hinzu kommt für viele Gäste, dass es medizinisch orientierte Anwendungen wie das Moorbad oder die Unterwasserdruckmassage im weiten Umkreis nicht gibt. „Als chronischer Schmerzpatient bin ich auf Wärmebäder angewiesen – und die erhalte ich nur noch in Böblingen oder Bad Cannstatt, wenn der Betrieb schließen muss“, erzählt Stammgast Franz Meister (65).

Betreiber Zvonimir Pfaff bestätigt diese Einschätzung: „Was die Gäste hier bei uns finden, bietet sonst kein Mensch mehr an“, stellt er fest – und lässt offen, ob er jetzt nur die medizinische Fußpflege und das Stangenbad oder auch das persönliche Gespräch meint.

Für Pfaff ist das angekündigte Aus für den Gesundheitsbereich besonders bitter: Vor 14 Jahren musste er seine im Echterdinger Hallenbad gepachtete Massagepraxis schließen, weil die Stadt das Bad geschlossen hat. 25 000 Euro haben er und seine Frau seither am neuen Standort in Bernhausen investiert. Nun droht den Pächtern erneut das Aus. „Wir sind jetzt so weit wie damals“, sagt er.