Filderstadt bedankt sich bei Corona-Helfern mit Bannern aus Kunststoff. Eine Ex-Stadträtin sieht darin ein Problem. Schließlich wolle die Stadt kein Plastik verwenden. Doch es gibt eine Lösung – und die sollte eigentlich eine Überraschung werden...

Filderstadt - Die ehemalige Stadträtin der Grünen, Ursula Czienskowsky, war entsetzt, als sie das gesehen hat: An den Ortseingängen der Stadtteile prangen seit Ostern Transparente, auf denen die Stadt allen dankt, die sich in diesen Corona-Zeiten engagieren – sei es in systemrelevanten Berufen oder bei der Aktion www.filderstadthilft.de. Damit will Oberbürgermeister Christoph Traub aber auch allen Bürgern danken, die dazu beitragen, dass das Virus nicht weiterverbreitet wird.

 

Mit dieser Aktion sei der Oberbürgermeister aber sehr spät dran – „wie die alt’ Fasnet“, stellt Czienskowsky fest. Und dann wettert sie weiter: Es ist ja wohl das Allerletzte, dass man dafür Plastiktransparente verwendet, wo die Stadt doch für Plastikfreiheit wirbt.“ Wofür mache die Klimaschutzmanagerin Myrthe Baijens dann überhaupt ihre Aktionen, wenn sie mit solchen Transparenten alles konterkariere?

Bisher habe sie sich noch nicht an die Stadtverwaltung gewandt. „Das hat doch eh keinen Sinn“, sagt die ehemalige Stadträtin. Sie habe schon mal bemängelt, dass es am S-Bahnhof in Bernhausen zu wenig verschließbare Radboxen gebe. „Damals ist auch nichts passiert“, sagt sie. Die Klimaschutzmanagerin Baijens habe ihr erklärt, dass sie dafür nicht zuständig sei.

Kreative Idee von der Big Band abgeschaut

Im Prinzip habe sie damit recht, erklärt Oberbürgermeister Christoph Traub auf Anfrage. Die Zuständigkeit liege in diesem Fall beim Radbeauftragten Jürgen Lenz. In Sachen Radboxen gibt Traub aber Entwarnung. Der Bau solcher Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder sei geplant, sagt er auf Anfrage.

Bezüglich der Transparente aus Kunststoff versucht Traub, seine Kritikerin Czienskowsky ebenfalls zu beruhigen. Jürgen Ehrlenbach, der bei der Big Band Harthausen für die Organisation zuständig ist, habe ihm von einer Idee berichtet. Es gebe eine gemeinnützige Organisation, die Kunststoff recycle, indem sie daraus Taschen und Schürzen nähe. Das PVC, aus dem die Banner bestehen, könne zu Hüllen für Tablets verarbeiten werden.

Ein Geschenk für Stadträte

Diese Anregung will Traub aufgreifen. Aus den PVC-Transparenten sollen Hüllen für die Tablets der Stadträte genäht werden. „Eigentlich sollte das eine Überraschung zu Weihnachten geben“, sagt Traub, „aber nun wird es halt schon früher bekannt gemacht“.

Ursula Czienskowsky gibt sich damit jedoch nicht zufrieden. „Die Hüllen für die Tablets hätte man auch filzen können“, sagt sie. Dann wäre ein natürlicher Stoff – nämlich die Wolle von Schafen – zum Einsatz gekommen. Außerdem biete eine Filztasche einen besseren Schutz für die Tablets. „Die Filzhüllen wären viel weicher als irgendwelche Hüllen aus recyceltem PVC“, sagt sie.