Filderstadt will wie Leinfelden-Echterdingen an Ferdinand Graf von Zeppelin und seine Luftschiffe erinnern. Auf das Unglück, das im August 1908 in Bernhausen und nicht in Echterdingen passiert ist, soll mit einer Info-Tafel hingewiesen werden.

Bernhausen - Jedem ein bisschen Zeppelin. So könnte man angesichts der Bemühungen spotten, die Filderstadt nun in Sachen Gedenken an das Unglück vom 5. August 1908 unternimmt. Damals war bekanntlich das Luftschiff von Ferdinand Graf von Zeppelin verbrannt.

 

Dass dies nicht in Echterdingen, sondern in Bernhausen passierte, ist historisch unumstritten. Trotzdem hat Echterdingen am Ortsrand einen Zeppelin-Stein und im Ortskern einen Platz, der mit einem stilisierten, gern als Plastikgurke titulierten, Zeppelin bestückt ist. In Bernhausen dagegen fehlt ein Hinweis auf das Unglück, das 1908 im Gewann Augenloch passierte.

Das wird sich nun ändern. Im Frühsommer soll auf Initiative von Bernhäuser Bürgern von der Stadt eine Info-Tafel aufgestellt werden. Offenbar fühlen sich diese Bernhäuser von der Geschichte etwas abgehängt und ungerecht behandelt.

Die offensichtliche Benachteiligung hatte schon kurz nach dem Unglück im Jahr 1908 ihren Lauf genommen. Das Luftschiff musste damals am 5. August am heutigen Standort des Zeppelin-Steins notlanden, weil ein Motor ausgefallen war. Im Laufe des Nachmittags zog ein starkes Unwetter auf, das die „Zigarre“ losriss und in Richtung Bernhausen abtrieb. Im Augenloch soll das Luftschiff dann Bäume gestreift haben. Funkenflug führte schließlich dazu, dass sich der Wasserstoff im Luftschiff entzündete.

Echterdinger reagieren bald

Der Graf, der im Echterdinger „Hirsch“ Quartier bezogen hatte, soll angesichts dieser Katastrophe gesagt haben: „Ich bin ein verlorener Mann.“ Ihm wurde jedoch geholfen. Eine deutschlandweite Spendenaktion erbrachte 6,25 Millionen Goldmark für einen neuen Zeppelin. Auch die Echterdinger reagierten schnell auf die Katastrophe. Sie errichteten den Zeppelin-Stein, der schon wenige Wochen nach dem Unglück enthüllt wurde.

Der Bernhäuser Sängerbund soll ebenfalls Geld für einen Gedenkstein gesammelt haben, wurde dann jedoch von den lieben Nachbarn aus Echterdingen ausgebremst und verlor deshalb das Interesse an einem eigenen Stein. Diese historische Pleite wollen nun offenbar einige Bernhäuser Nachfahren wieder wettmachen. An der Absturzstelle soll eine Info-Tafel, die mit Bildern bestückt wird, an das Unglück erinnern. Dass im Gewann Augenloch, und nicht irgendwo in Echterdingen die tatsächliche Unglücksstelle ist, steht für die Stadtarchivare von Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, Nikolaus Back und Bernd Klagholz, fest. Back untermauerte diese Erkenntnis mit dem Fund von Bestandteilen des einstigen Luftschiffs. „Dort sind auf einem Acker immer wieder Alustücke entdeckt worden“, sagte er am Montagabend im Filderstädter Finanz-, Kultur- und Sozialausschuss.

Bürgermeister Andreas Koch rechtfertigte vor den Stadträten, warum der Standort der Tafel im Gewerbegebiet bei der Firma Schenkel liegen soll. Schließlich sei das Luftschiff nicht in der heutigen Fußgängerzone abgestürzt. Koch hielt die Tafel auch für angemessen, um an das Unglück zu erinnern. Ein Gedenkstein sei bei der KZ-Außenstelle Echterdingen, die übrigens auch auf Bernhäuser Gemarkung liegt, angebracht. Dort erinnere man an eine schreckliche Untat, die sich nie mehr wiederholen dürfe.

Gedenkstein falsch beschriftet

Falls den Initiatoren die Tafel zu popelig sein sollte, wird ihnen von der Verwaltung jedoch freigestellt, dort einen Stein aufzustellen. Für die Finanzierung müssten allerdings die Bernhäuser Bürger sorgen. Auf der Tafel, die im Frühsommer errichtet wird, werden übrigens auch historische Bilder vom Zeppelin-Unglück gezeigt. Darauf wird allerdings immer wieder ein falscher Unglücksort angegeben – entweder Stuttgart oder Echterdingen. Dies soll auf der Tafel richtiggestellt werden. Nicht, dass sich der Fehler den Leinfelden-Echterdingen gemacht hat, noch weiter ausbreitet. Die Inschrift auf dem Gedenkstein am Zeppelin-Platz lautet nämlich: „Am 5. August 1908 verunglückte in Echterdingen...“