Die etablierte Kreditwirtschaft kopiert die Onlinebanken. Das alleine ist jedoch kein Zukunftskonzept, meint StZ-Redakteur Michael Heller.

Stuttgart - Vordergründig klingt der Schritt der BW-Bank plausibel: Weil die Kunden die Filialen meiden und lieber Onlinebanking machen, müssen immer mehr Zweigstellen geschlossen werden. Natürlich kann eine Bank nicht dauerhaft Geschäfte betreiben, die Verluste verursachen. Es stellt sich aber die Frage, ob die Bank Rentabilität richtig definiert. Denn mit jeder Filialschließung verliert sie Kundenkontakte, die wiederum die Basis für weitere Geschäfte auf der Einlagen- oder Kreditseite sind. Wem will sie künftig eigentlich noch Wertpapiere verkaufen? Ohne persönlichen Kundenkontakt hat die Filialbank keinen Vorteil gegenüber den Onlinebanken, aber die höheren Kosten.

 

Schon in der Vergangenheit haben die Banker den Wert der persönlichen Beziehung unterschätzt und die Kunden zur Nutzung der Geldautomaten und – via Gebührengestaltung – des Internets förmlich gedrängt. Das war bequem, denn so konnte auf eine Anpassung der Öffnungszeiten an die veränderten Kundenbedürfnisse verzichtet werden. Ein Trugschluss, wie sich zeigt. Wem zudem ständig vor Augen gehalten wird, dass er der Bank eigentlich nur schrecklich hohe Kosten verursacht – wofür Gebühren zu berappen sind –, verliert irgendwann die Lust. Die BW-Bank muss ebenso wie die anderen Filialbanken wieder lernen, um die Kunden zu kämpfen.