Sind die deutschen Kritiker besonders hart?
Leider. Am Anfang habe ich mich geärgert über die Kritik. Dann bin ich übergegangen zu Interesselosigkeit. Natürlich schaut man nach, man hat ja auch die Arbeit geleistet. Man kann keine Filme für Kritiker machen, weil man gar nicht weiß, wie die urteilen werden. Und Tickets werden an Kinobesucher verkauft.

Ist das System privater Produzenten besser als öffentlich-rechtliche Filmförderung?
Wenn man Geld hat, ja. Wenn man es riskiert und ausgeben will. Weil eine Förderung mit Bürokratie verbunden ist.

Sie haben geschrieben, der Film sei die Visitenkarte eines Landes. Was steht auf der deutschen Visitenkarte drauf?
Ein Film wie „Hitlerjunge Salomon“ von 1989 ist der beste Leumund für dieses Land. Man kann in diesem Film sehen, was möglich ist, was relevant ist zu drehen.

Warum tragen Sie dieses Menjou-Bärtchen?
Das ist ja komisch. Wie eigenartig im Denken manche Journalisten sind. Wer soll wissen, wer Adolphe Menjou war?

Ich kenne den Namen des Schauspielers aus Ihrer Autobiografie.
Sehen Sie, da kann man dann sagen: typisch Menjou.

Wie kriegt man Kritiker auf seine Seite?
Indem man tatsächlich gute Filme macht. Aber es macht keinen Sinn, heute Filme zu drehen. Jeder, der einen Film heute dreht, tut es nur, weil er hofft, wie beim Lotto, dass er das Spitzenlos gewinnt.

Macht Sie Ruhe immer noch nervös?
Ruhe? Ich habe keine Ruhe, ich habe eine Siebentagewoche, ich habe keinen Urlaub gemacht, seit zehn Jahren.

Erzählen Sie immer noch gern Witze?
Kennen Sie den? In Israel ist eine außerordentliche Parlamentssitzung. Ahmadinedschad droht, Israel auszulöschen. Es muss etwas geschehen, etwas Exorbitantes. Der Erste spricht, der Zweite spricht. Dann sagt einer: „Wir erklären Amerika den Krieg. Und dann geht es uns so wie damals den besiegten Deutschen und Japanern. Die Amerikaner werden uns hinterher beschützen müssen, politisch, militärisch, wirtschaftlich.“ Alle sagen: „Das ist ein genialer Einfall, wir wollen abstimmen.“ Sagt einer: „Moment! Habt ihr überlegt, was geschieht, wenn wir den Krieg gewinnen?“