Am Donnerstag beginnt in Stuttgart das Nordamerika- Filmfestival.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Wo verbringt man lieber ein paar Tage: beim Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken oder auf Grönland? – Der Filmproduzent Patrick Merkle hatte die Wahl. Er hat bei dem Film „Full Metal Village“ der koreanischen Regisseurin Cho Sung-hyung von 2006 mitgearbeitet, er hat jetzt den Film „Sila und die Hüter der Arktis“ der Regisseurin Corina Gamma produziert.

 

Wofür hat sich der gebürtige Göppinger entschieden? „Heavy Metal ist nicht so mein Ding. Aber was sich da drum herum auf dem Land abgespielt hat während des Festivals, das war etwas ganz Besonderes“, schwärmt Merkle. Den Flug nach Grönland hat er sich erspart: „Eine Reise war in dem knappen Budget für den ‚Sila‘-Film nicht drin. Außerdem ist das nicht so die Ecke, wo man mal geschwind hinfliegt.“

Der Ausgleich von Extremen

Dafür kommt er jetzt nach Stuttgart zur Präsentation des Films „Sila und die Hüter der Arktis“ („Sila and the Gate-Keepers of the Arctic“) im Rahmen des „Nordamerika-Filmfestivals: Indianer und Inuit“, das zum siebten Mal im Treffpunkt Rotebühlplatz stattfindet, dieses Jahr von Donnerstag, 18., bis Sonntag, 21. Januar. Der Film passt gut in die Festivalauswahl. Konkret übersetzen lässt sich „Sila“ nicht. Es geht – sehr vereinfacht – um die Balance, um den Ausgleich von Extremen. Das bezieht sich hier zunächst auf das Klima, dessen Wandel erhebliche Folgen für das Leben der Bewohner von Grönland hat. In Grönland zeigt Gamma die sehr deutlichen Spuren des Klimawandels. Traditionelle Jäger der Inuit beschreiben in dem Film, welche Auswirkungen dieser auf ihr Leben hat, außerdem kommen Polarforscher zu Wort, die im ewigen Eis den Klimawandel dokumentieren, um daraus Schlüsse auf die weitere Entwicklung des Klimas ableiten zu können.

Einzigartiges Festival in Europa

Gunter Lange, der wie der Produzent Merkle in Konstanz lebt, ist künstlerischer Leiter des Nordamerika-Filmfestivals seit der ersten Ausgabe im Jahr 2004 im Treffpunkt Rotebühlplatz. Häufig besuchte er Indianer-Reservate in Amerika und Kanada, studierte deren Kultur, gehörte zu den ersten Europäern, die beim American Indian Film Institute in San Francisco arbeiteten. Dort konnte er deren Filmfestival mitorganisieren, das zu den größten dieser Art in den Vereinigten Staaten gehört. Zurück in Deutschland, hat er als Kooperationspartner in Stuttgart unter anderem das Linden-Museum gefunden und veranstaltet seitdem dieses in Europa einzigartige Festival alle zwei Jahre in Stuttgart.

Etwa 300 Filme sichten Lange und eine Jury vor jedem Festival. Darunter sind auch etliche kurze Filme sowie Musikvideos, über die eine Schülerjury entscheidet und letztlich einen Preis vergibt. In diesem Jahr gibt es 63 Filme zu sehen. „Die meisten werden zugesandt, aber im Falle von ‚Sila‘ habe ich bei Patrick angefragt. Wir wohnen ja beide in Konstanz, und ich kenne frühere Filme, die er produziert hat“, so Lange: „‚Sila‘ passt sehr gut in unser Programm.“ Denn das anstehende Festival hat das Motto „Up Rise: Earth and Water“, also den Klimawandel und seine Folgen.

„Etwa 80 Prozent der Filme sind in den letzten zwei oder drei Jahren entstanden. Das Thema Umwelt und Klima steht da an erster Stelle“, so Lange. „Da geht es um das Schmelzen des ewigen Eises, ebenso um das Roden von riesigen Waldflächen. Dazu kommen Betroffene nach Stuttgart, aus Amerika oder aus Kanada.“