Im Oktober 2010 wurden 33 Bergleute in Chile nach 69 Tagen Gefangenschaft aus einer Mine gerettet. Der Film „The 33“ soll das Drama darstellen. Am Montag beginnen die Dreharbeiten um das Unglück – begleitet von Streitereien.

Chile - Als die 33 Bergleute am 13. Oktober 2010 nach 69 Tagen Gefangenschaft in 700 Meter Tiefe gerettet wurden, war bereits klar, dass sich Hollywood über kurz oder lang des Dramas annehmen würde. Damals haben weltweit eine Milliarde Menschen den glücklichen Ausgang gespannt in den Medien verfolgt. Die 33 Männer unterschrieben kurz danach einen Vertrag mit Carey & Cia, eine der prominentesten Anwaltskanzleien in Chile, die bei der medialen Verwertung ihrer Geschichte ihre Interessen vertreten sollte.

 

Die 33 Bergleute schlossen eine Art Schweigepakt: Keiner soll öffentlich über die ersten 17 Tage reden – also die Zeit zwischen dem Einsturz des Stollens und ihrer Entdeckung, als sie den berühmten Zettel mit der Nachricht ihres Überlebens mit der Such-Sonde nach oben schickten. Was sich in diesen Tagen, in denen sie dem Tod ins Auge sahen, abgespielt hat, ist bis heute unbekannt. Dies ist das wichtigste Kapital der Bergleute bei den Verhandlungen um die Verwertung ihres Loses. Der Film „The 33“ soll diese Zeit darstellen. Parallel dazu wird ein Buch erscheinen, das die 17 Tage erstmals erhellt.

Unter Schock gestanden – und unterzeichnet

Doch schon bald nach der Rettung brachen die Differenzen auf. Einige der Bergleute verstanden es besser als andere, aus ihrem Schicksal materiellen Nutzen zu ziehen. Immer wieder schlug der gewählten Vertretung – an der Spitze Luis Urzúa, der frühere Schichtleiter – Misstrauen entgegen. Spätestens seit Oktober ist klar, dass es auch bei den Verhandlungen um den Film und um den Gewinn für die Bergleute zu Streitereien kam: Die Kanzlei Carey & Cia gab damals auf einmal bekannt, dass sie die Bergleute nicht mehr vertreten werde. Als Grund nannte sie unüberbrückbare Gegensätze mit der Vertretung der „mineros“. Damit verschärften sich die Konflikte zwischen der Gruppe um Urzúa und den anderen Bergleuten, die die Trennung als Fehler empfanden.

Urzúa wirft den Anwälten indirekt vor, sie hätten die Bergleute kurz nach der Rettung über den Tisch gezogen. „Wir waren (damals) eigentlich gar nicht in der Lage, irgendetwas zu unterschreiben“, sagte Urzúa vor Kurzem. „Wir standen eben noch unter Schock und haben einfach unterzeichnet.“ Der Bergmann Omar Reygadas sagte indes, die Urzúa-Gruppe habe andere Anwälte zur Überprüfung der Carey-Verträge hinzugezogen und „Unregelmäßigkeiten“ festgestellt, die den Anlass zur Trennung gaben. So behauptet Urzúa, der Vertrag sei auf Englisch abgefasst gewesen. Andere Bergleute sagen, sie hätten einen spanischen Vertrag unterschrieben.

Bergleute ärgern sich über Jennifer Lopez Gage

Der Produzent des Filmes mit dem vorläufigen Titel „The 33“ ist Mike Medavoy, einer der einflussreichsten Studiobosse in Hollywood, der an zahlreichen Filmen – von „Apocalypse now“ über „Das Schweigen der Lämmer“ bis „Black Swan“ – beteiligt war. Die Mexikanerin Patricia Riggen ist einer der neueren Regiestars in Hollywood. Und als Schauspieler sind der Spanier Antonio Banderas, der Brasilianer Rodrigo Santoro und der US-Amerikaner Martin Sheen verpflichtet. Dass Jennifer Lopez aus Termingründen abgesagt hat, dürften zumindest die Bergleute nicht so schlimm gefunden haben. Sie hatten an der angeblichen Höhe ihrer Gage von 14 Millionen Dollar Anstoß genommen.

Banderas soll Mario Sepúlveda spielen, den die Medien damals wegen seiner Späße aus dem Untergrund „Super-Mario“ tauften. Obwohl sich Sepúlveda zunächst erfreut zeigte über seinen prominten Darsteller, lehnte er ein Treffen mit Banderas ab, als der Spanier kürzlich zur Präsentation seines Parfüms „Her golden secret“ mit einem Privatflugzeug in Santiago einschwebte. „Solange die Probleme nicht gelöst sind, gibt es kein Treffen mit Banderas“, sagte Sepúlvedas Ehefrau und Agentin Elvira Valdiva der Presse.

Gedreht wird auf Englisch

Jenseits der schwierigen Frage, wie die mediale Verwertung extremer Lebenssituationen fair honoriert werden könnte, öffnete sich eine tiefe Kluft zwischen dem Glamour Hollywoods und der tristen Realität der vor drei Jahren als Helden gefeierten, später beneideten und nun weitgehend vergessenen Bergleute. Viele von ihnen klagen über Gesundheitsprobleme, wenige haben eine ordentliche Arbeit, keiner ist reich oder auch nur wohlhabend geworden. Und alle dürften die Entscheidung der Justiz, die Ermittlungen gegen die Mineneigentümer und die staatliche Aufsichtsbehörde einzustellen, ohne ein Verfahren zu eröffnen, tief getroffen haben.

Dass die unterirdischen Szenen von „The 33“ nicht in Chile, sondern in der kolumbianischen Salzmine Nemocón gedreht werden, unterstreicht die Entfernung der Filmfiktion von der Realität, ebenso wie die Sprache: Gedreht wird auf Englisch.