In dem Kinofilm „White House Down“ spielt eine kleine Stuttgarter Firma eine große Rolle. Insgesamt sechs der 131 Minuten Action-Kino entstanden in den Luxx-Studios am Computer.

Stuttgart - Das größte Lob, das die Mitarbeiter der Luxx-Studios bekommen können, wäre für viele Hollywood-Stars niederschmetternd. „Wenn mir jemand sagt, dass er meine Arbeit in dem Film nicht bemerkt hat, dann bin ich glücklich und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe“, sagt Andrea Block. „Wir agieren im Hintergrund und bestenfalls nimmt unseren Beitrag zum Film kein Zuschauer wahr.“ Vor sieben Jahren gründete sie mit Christian Haas jene Firma, die jetzt für einen Teil der visuellen Effekte des neuen Roland Emmerich Blockbusters „White House Down“ verantwortlich ist. „Das ist eine unglaubliche Ehre für uns“. Haas sagt: „Es ist ein Traum für fast jeden Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg – an der auch Emmerich studiert hat – einmal mit ihm und für ihn arbeiten zu dürfen.“

 

Haas und Block sitzen auf bequemen Sesseln in einem Loft am Hölderlinplatz vor einem riesigen Bildschirm, auf dem drei Hubschrauber Kurs auf das Weiße Haus in Washington nehmen. Ein Jogger läuft seine gewohnte Strecke durch den Park, im Hintergrund ist der Himmel in ein abendliches rosa-rot getaucht. Auf dem Boden wirbeln die vom Herbst gefärbten Blätter hoch, als die Hubschrauber gefährlich nahe über dem Grund fliegen. Ein Helikopter landet, der US-Präsident (gespielt von Jamie Foxx) steigt aus und läuft auf das Weiße Haus zu. „Stop, bis hierhin – spul’ mal ein bisschen zurück und dann halt das Bild an“, gibt Block die Anweisung. Sie zeigt auf den Bildschirm, die einzelnen Äste und Blätter im Park, die einzelnen Nieten an der Haut der Helikopters: „Nichts davon ist echt, diese Szene ist bei uns komplett am Computer entstanden.“ Und dann lässt sie das Making-Of abspielen, das jedem Hobby-Cineasten die Freude am Film verderben könnte – nichts ist wie es scheint, das einzig Reale an dieser Szene ist der Jogger. „Wurde vor einem blauen Hintergrund aufgenommen und dann rein geschnitten“, ergänzt Haas.

Bis zu 300 000 digitale Blätter bewegen sich pro Baum

Insgesamt sechs der 131 Minuten Action-Kino entstanden in den Luxx-Studios am Computer, darunter die vorgespielte Titelsequenz. „Als uns mitgeteilt wurde, dass wir uns um die visuellen Effekte in den ersten paar Minuten des Films kümmern durften, wussten wir gar nicht, ob wir den Hollywood-Standards gerecht werden können“, erzählt Block und kann es selbst jetzt, ein Jahr nach dem erteilten Auftrag und dem gelungenen Abschluss, scheinbar immer noch kaum glauben.

Insgesamt 22 Mitarbeiter haben daran gearbeitet, dass der Zuschauer die digital erstellten Hubschrauber und Straßenzüge Washingtons nicht vom Original unterscheiden kann. Block und Haas reisten im vergangenen Jahr gemeinsam in die amerikanische Hauptstadt, um einen Eindruck zu bekommen. „Wir begannen am Weißen Haus und teilten uns dann auf – der eine nach rechts, der andere nach links“, erzählt Block. Mit ihren Digitalkameras fotografierten sie dann jedes Haus in jeder Straße, die sie am Computer nachbauen mussten. Haas zeigt auf die Bäume: „Die Größe und der Standort der Pflanzen bei uns im Film entspricht der Wirklichkeit.“ 150 000 bis 300 000 digitale Blätter bewegen sich pro Baum im simulierten Herbstwind, während auf der simulierten Straße simulierte Autos an der simulierten Ampel halten. Ein Laie kann das – selbst wenn er noch so nahe an den Bildschirm rückt – allerdings nicht von realen Filmaufnahmen unterscheiden.

Eine Drehgenehmigung für diese Szene hätte Regisseur Emmerich nicht bekommen. „Die Helikopter fliegen zu dicht über dem Boden“, erklärt Block. Außerdem hätten viel zu viele unbeeinflussbare Faktoren den Dreh unmöglich machen können: das Wetter zum Beispiel oder die Lichtverhältnisse, von denen Emmerich klare Vorstellungen hatte. Persönlich hatten die beiden Geschäftsführer allerdings keinen Kontakt zu ihm, so Haas: „Das lief alles über die sogenannten Visual Effects Supervisor, die in Los Angeles vor Ort waren.“ Kurz vor Ende des Projektes traten diese dann noch einmal an die Luxx Studios heran: „Sie hatten sich dazu entschieden uns auch die visuellen Effekt der letzten 20 Sekunden des Films erarbeiten zu lassen“, erzählen Haas und Block und ergänzen mit einem stolzen Lächeln: „Ein amerikanischer Blockbuster in deutscher Hand.“