In Amerika ist bekanntlich alles möglich: Auch Jacob Frey hat es geschafft. Der Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg lebt seinen persönlichen Traum in Hollywood. Mit seinem Abschlussfilm „The Present“ hat er im Internet Millionen zu Tränen gerührt.

Ludwigsburg - Jacob Frey lebt seinen persönlichen Traum. Seit einem Jahr arbeitet er als Charakter Animator für die Walt Disney Animation Studios in Los Angeles. Was das heißt? „Bei animierten Filmen bin ich der digitale Schauspieler der Charaktere und für deren Bewegungen zuständig“, erklärt der 32-jährige. Studiert hat der gebürtige Düsseldorfer Animation und Visual Effects an der Filmakademie in Ludwigsburg. Sein Traum von Anfang an: bei Disney in Los Angeles Filme animieren.

 

Auf dieses Ziel hat Frey sieben Jahre lang hingearbeitet. „Als Jugendlicher habe ich im Kino „Findet Nemo“ gesehen. Von da an wollte ich unbedingt wissen, wie das funktioniert, und ich wollte das auch können.“ Sein Lebenstraum war geboren, und er wollte zwingend an der Filmakademie Ludwigsburg studieren.

Die eigenen Eltern dienen als Vorlage für das Bewerbungsvideo

Ohne Vorwissen erstellte Frey 2007 für seine Bewerbung einen animierten Film zum Thema Klimawandel und Energiepolitik. Mit einer Gliederpuppe. Die Idee kam bei den Aufnahmeprüfern der Filmakademie an, und Frey wurde zum Test eingeladen. Die Aufgabe dort war, innerhalb von 72 Stunden einen Film zu erstellen. Als Figurenvorlage wählte er die eigenen Eltern, zeichnete deren Umrisse und Bewegungen ab. Daraus erstellte er, witzig und kritisch, einen animierten Film über den Bewerbungsprozess – und überzeugte die Prüfer.

Nach dem Studium an der Filmakademie arbeitete Frey im Rahmen eines Absolventenprogramms drei Monate lang an Testanimationen für Disney. Dabei erstellte er auch Figuren für eine Vorschau zu „Zoomania“, einem der meistbesuchten Kinostreifen 2016 in Deutschland.

Dann kam das Jobangebot von Disney. Für den Animationsfilm „Vaiana“ arbeitete Frey als Charakter Animator. Dafür animierte er, zusammen mit 70 weiteren Kollegen, die Hauptcharaktere. Jeder der Animatoren bekam eine Filmsequenz, für die er die Figuren belebte. Die wichtigsten Fragen dabei: Was macht der Charakter? Wie fühlt er? Wie atmet er? Wie spricht er? Wie schaut er? Jedes Detail musste durchdacht und dann am Computer Schritt für Schritt umgesetzt werden. Vom Augenschlag bis zur Fußbewegung. „Das habe ich mir alles selber beigebracht, durch Internetrecherche und viel Übung bei meinen Praktika“, sagt Frey. Sein nächstes Projekt steht auch schon fest: die Fortsetzung von „Ralf reichts“.

Sein Diplomfilm ist millionenfach geklickt worden

Frey’s Eintrittskarte in die Welt von Disney war sein Abschlussfilm an der Filmakademie Ludwigsburg. Sein Kurzfilm „The Present“ sei in den Sozialen Medien ein Hit und über 100 Millionen Mal geklickt, heruntergeladen und geteilt worden, sagt Frey. Zwei Jahre lang lief der vierminütige Film auf Festivals in der ganzen Welt und hat viele internationale Preise gewonnen, unter anderem in den USA, Brasilien und Deutschland. Mit der Animation wurde Jacob Frey weltweit bekannt und zu einem erfolgreichen Regisseur.

Der animierte Kurzfilm „The Present“ erzählt einfühlsam die Geschichte eines Jungen mit Behinderung und dessen Hund. Erst am Ende erfährt der Zuschauer, dass dem Jungen, genau wie seinem Hund, ein Bein fehlt. An dem Werk hat Frey fünfzehn Monate täglich gearbeitet, hat Regie geführt und die Figuren animiert, sagt er.

Stolz erzählt Frey: Während seines Studiums arbeitete er als Praktikant für Animationsfirmen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, erstellte Kurz- und Werbefilme. Den Firmen gefiel seine Arbeit, er bekam Jobangebote. „Ich wollte aber unbedingt zu Disney. Dafür musste ich mein Studium an der Filmakademie in Ludwigsburg abschließen“, sagt Frey.

„Ich arbeite jetzt neben Legenden“

Diesen Traum lebt er nun. Und geniest ihn in vollen Zügen. „Ich arbeite neben Legenden wie Eric Goldberg.“ Der hat den Dschinni in „Aladdin“ animiert. Jacobs Lieblingskinderfilm. „Als ich bei Disney angefangen habe, ließ ich mir gleich die „Aladdin“-DVD von Goldberg signieren“, sagt er.

Für seinen Traum hat Frey hart gekämpft, hat das Abitur nachgeholt und alle Energie in sein Studium gesteckt. Und was ist das Besondere an seiner Arbeit? „Ich verbinde mit den Filmen die eigene Kindheit, tauche ein in eine Welt, die es so nicht gibt. Das ist toll“, sagt er.

Momentan ist Frey wieder in Deutschland. Aber nur zur Verlängerung seines Visums. Einmal im Jahr muss er dafür zurück. Die Zeit nutzt er, um Freunde und Familie in Stuttgart, Ludwigsburg, Düsseldorf und Berlin zu besuchen. „Los Angeles ist schön, aber manchmal habe ich doch Heimweh“, gesteht er.