Über mangelnde Promidichte kann sich Cannes wirklich nicht beklagen. Nur dass Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger oder Jennifer Lawrence gar nicht wegen des Festivals da sind. Da gehen Stars wie Hilary Swank fast ein wenig unter.

Über mangelnde Promidichte kann sich Cannes wirklich nicht beklagen. Nur dass Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger oder Jennifer Lawrence gar nicht wegen des Festivals da sind. Da gehen Stars wie Hilary Swank fast ein wenig unter.

 

Cannes - Fast konnte man meinen, das Filmfestival Cannes spiele nur noch eine Nebenrolle. Zwar ließen sich am Wochenende zahlreiche Hollywoodstars wie Jennifer Lawrence, Arnold Schwarzenegger und Harrison Ford an der Côte d’Azur blicken - doch ihre Werke hatten eigentlich nichts mit den Internationalen Filmfestspielen zu tun, sondern nutzten nur die enorme Präsenz der internationalen Medien in Cannes. Dem Filmfest war das aber auch nicht unrecht. Schließlich kann es von so viel Aufmerksamkeit und stargespickten Fotos nur profitieren.

Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth und Julianne Moore zum Beispiel flogen einfach mal für eine Party und eine Foto-Session nach Cannes. Ihr Ziel: für den neuen Film „Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 1“ werben, auch wenn der erst im November in die Kinos kommt.

Noch effektvoller war der Auftritt von Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und Harrison Ford. Die in die Jahre gekommenen Actionhelden posierten am Sonntag für „The Expendables 3“ auf alten Panzern - nicht nur die Fotografen hatten da ihren Spaß.

Depardieu als sexbessesener Machtmensch

Und dann war da noch Gérard Depardieu. „Welcome to New York“ von Abel Ferrara hat es am Wochenende zwar nur zu einer Veröffentlichung im Internet geschafft, doch in Cannes stellte der Schauspieler den Film persönlich vor. Darin gibt er einen Sex versessenen Machtmenschen - die Parallelen zum Fall von Dominique Strauss-Kahn, dem Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds, waren da mehr als eindeutig. Depardieu ist eben immer gut für einen Aufreger.

Aber fehlte da nicht noch etwas? Richtig, der Wettbewerb des Filmfestivals Cannes. Da standen mit blutigen Rache-Geschichten aus Argentinien und einem mehr als dreistündigen Drama um die Gelähmtheit der Intellektuellen in der Türkei meist deutlich ernstere Themen im Mittelpunkt: In dem südamerikanischen Beitrag „Wild Tales“ entlädt sich die Wut über korrupte und arrogante Mitmenschen in befreienden Gewalt-Eskapaden, während Nuri Bilge Ceylan in „Winter Sleep“ ein nuanciertes Gesellschaftsporträt vorlegt.

Tommy Lee Jones stellt "The Homesman" vor

Auch Tommy Lee Jones, als Schauspieler weltberühmt geworden und nun erneut als Regisseur unterwegs, übt mit seinem Western „The Homesman“ Kritik: an der Vertreibung und Enteignung der Indianer in den USA. An der „unzivilisierten Zivilisation“, wie Jones am Sonntag in Cannes sagte. Und an der Unterdrückung der Frauen - damals wie heute. So kämpfen seine Protagonistinnen, allen voran Hilary Swank, im unbarmherzigen 19. Jahrhundert um Würde und Anerkennung und müssen in der Männer dominierten Welt doch immer wieder zurückstecken. Nicht nur wegen dieses Films fällt die Bilanz der ersten Festivalhalbzeit in diesem Jahr durchaus positiv aus.

Es war dann aber ein eher stiller Auftritt, der auf dem roten Teppich des Festivalpalais besonders berührte: Helmut Berger, einst mit legendären Filmklassikern wie „Die Verdammten“ gefeiert, kam zur Weltpremiere des Films „Saint Laurent“. Darin spielt er den Modedesigner YSL in dessen letzten Lebensjahren, der mit Melancholie auf sein Leben zurückblickt. Etwas zittrig und meist auf den Regisseur des Films, den Franzosen Bertrand Bonello gestützt, schritt der 69-jährige Berger am Samstagabend an den Fotografen vorbei und genoss sichtlich seine kurze Zeit im Rampenlicht.