Der Schwede Tomas Alfredson zum Beispiel, der vor drei Jahren mit dem feinen Vampirdrama "Let the right one in" zu begeistern wusste, wollte nun einen der meisterhaften Romane von John le Carré schultern. "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" ist eine Spionagegeschichte, die in den siebziger Jahren spielt und davon erzählt, wie in den höchsten Kreisen des britischen Geheimdiensts ein Maulwurf der Sowjets enttarnt werden soll. Dazu wird der bereits pensionierte Agent George Smiley wieder aktiviert, der nun durch ein kompliziertes Netz aus Informationen, falschen Fährten und verschiedensten Interessen steigen muss.

 

Der englische Schauspieler Gary Oldman macht seine Sache famos, doch leider macht es Alfredson in diesem sehr stimmigen Film dem Zuschauer nicht leicht. Der Regisseur beschreitet hier so viele Wege und reißt so viele Themen an, dass man die Auflösung des Falls nach zwei Stunden eher nebenbei registriert, während der Kopf immer noch versucht, alle Details zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Ein fesselndes, wenn auch gescheitertes Kinoereignis ist dieser auch mit deutschen Geldern finanzierte Film auf jeden Fall.

Umjubelt ist Steve McQueens Sexballade

Wenn man italienische Zeitungen liest oder Kollegen fragt, dann ist ein Preis schon so gut wie vergeben, nämlich der für den besten Darsteller. Michael Fassbender, nicht verwandt mit dem deutschen Meisterregisseur beinahe gleichen Namens, war schon in David Cronenbergs "A dangerous Method" ein großartiger Carl Gustav Jung. In Steve McQueens umjubelter Sexballade "Shame" wächst er aber über sich hinaus. McQueen hatte schon 2008 Fassbender als sich zu Tode hungernder IRA-Häftling schockierend und berührend zugleich in Szene gesetzt.

Jetzt findet der Regisseur genau die richtigen Bilder, um das Leiden von Brandon zu illustrieren. Brandon, um die dreißig, lebt in New York und versucht, seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Sex. Aber egal, wie oft oder auf welche Weise er es probiert, ob körperlich oder im Internet, Brandon findet keine Erfüllung.

Wenn der Filmemacher an seinen Ansprüchen scheitert

Wo die guten, aufregenden Filme sind, zeigt sich beim Blick auf den Wettbewerb der Filmfestspiele. Der Festivalchef der Sektion Kino, Marco Müller, der im nächsten Jahr sein Amt wohl aufgeben wird, hat noch einmal einen Filmjahrgang an den Lido geholt, der staunen lässt. Von den bisher gezeigten zwölf Filmen war kaum einer von minderer Qualität. Nur hin und wieder - aber auch das ist interessant - scheiterte ein Filmemacher an seinen Ansprüchen.

Eine Spionagegeschichte mit zu hohen Ansprüchen

Der Schwede Tomas Alfredson zum Beispiel, der vor drei Jahren mit dem feinen Vampirdrama "Let the right one in" zu begeistern wusste, wollte nun einen der meisterhaften Romane von John le Carré schultern. "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" ist eine Spionagegeschichte, die in den siebziger Jahren spielt und davon erzählt, wie in den höchsten Kreisen des britischen Geheimdiensts ein Maulwurf der Sowjets enttarnt werden soll. Dazu wird der bereits pensionierte Agent George Smiley wieder aktiviert, der nun durch ein kompliziertes Netz aus Informationen, falschen Fährten und verschiedensten Interessen steigen muss.

Der englische Schauspieler Gary Oldman macht seine Sache famos, doch leider macht es Alfredson in diesem sehr stimmigen Film dem Zuschauer nicht leicht. Der Regisseur beschreitet hier so viele Wege und reißt so viele Themen an, dass man die Auflösung des Falls nach zwei Stunden eher nebenbei registriert, während der Kopf immer noch versucht, alle Details zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Ein fesselndes, wenn auch gescheitertes Kinoereignis ist dieser auch mit deutschen Geldern finanzierte Film auf jeden Fall.

Umjubelt ist Steve McQueens Sexballade

Wenn man italienische Zeitungen liest oder Kollegen fragt, dann ist ein Preis schon so gut wie vergeben, nämlich der für den besten Darsteller. Michael Fassbender, nicht verwandt mit dem deutschen Meisterregisseur beinahe gleichen Namens, war schon in David Cronenbergs "A dangerous Method" ein großartiger Carl Gustav Jung. In Steve McQueens umjubelter Sexballade "Shame" wächst er aber über sich hinaus. McQueen hatte schon 2008 Fassbender als sich zu Tode hungernder IRA-Häftling schockierend und berührend zugleich in Szene gesetzt.

Jetzt findet der Regisseur genau die richtigen Bilder, um das Leiden von Brandon zu illustrieren. Brandon, um die dreißig, lebt in New York und versucht, seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Sex. Aber egal, wie oft oder auf welche Weise er es probiert, ob körperlich oder im Internet, Brandon findet keine Erfüllung.

Als eines Tages seine Schwester auftaucht - Carey Mulligan in einer schönen kleinen Rolle - geraten die Dinge aus dem Ruder. Brandon fühlt sich in die Enge gedrängt und weiß nicht, wie es in seinem Leben weitergehen soll. New York ist in blaue Töne getaucht, die Traurigkeit wohnt an jeder Ecke. Gut möglich, dass der Jurypräsident Darren Aronofsky diesen kunstvoll schwelgerischen Film ganz oben auf seiner Liste für den Goldenen Löwen hat.

Italien beeindruckt mit Film über Lampedusa

Filme aus den USA beziehungsweise Filme in englischer Sprache sind in diesem Jahr am Lido omnipräsent - der italienische Film hingegen, sonst beim ältesten Filmfest der Welt immer mit mehreren Beiträgen im Wettbewerb vertreten, kann bis jetzt erst auf einen einzigen starken Auftritt verweisen: "Terraferma" von Emanuele Crialese, angesiedelt auf Lampedusa, der kleinen Insel, die immer dann in den Nachrichten auftaucht, wenn Afrikaner mit ihren Booten dort stranden.

 Die Geschichte einer Familie, die Flüchtlinge auf Lampedusa aufnimmt

Crialese erzählt die anrührende Geschichte einer italienischen Familie, die weder vom Fischfang noch vom Tourismus leben kann. Als sie widerwillig Flüchtlinge aufnimmt, muss sie sich entscheiden, wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Die Flüchtlinge, die mit den Wellen wieder und wieder an Land gespült werden, fordern ein neues Leben ein. Aber wer soll es ihnen geben? "Terraferma" ist großes sozial engagiertes Kino!

Die Nebenreihen des Festivals könnten zum Ende der Woche noch einmal Auftrieb bekommen. Zwei deutsche Filme versprechen einiges: Jessica Krummacher schildert in "Totem" eine Familie im Ruhrgebiet, in der nicht mehr gesprochen wird. Eine neue Haushaltshilfe soll helfen, den Alltag zu organisieren. Sie aber hat ganz anderes im Sinn. Und Romuald Karmakar hat 2005 in Marktl am Inn gefilmt, wie "Die Herde des Herrn" auf den neuen Papst Benedict reagiert und wie das Kirchenvolk wenige Tage zuvor in Rom um seinen Vorgänger getrauert hat.