Weil die Kinos in Coronazeiten monatelang geschlossen waren und viele Menschen in der Pandemie die Infektionsgefahr vermeiden wollten, haben viele mehr Zeit daheim vor dem Fernseher oder dem Laptop verbracht. Davon profitierten auch Streamingdienste.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Die Pandemie beschleunigt den massiven Umbruch im Filmgeschäft. Voriges Jahr waren die meisten Kinos sechs Monate wegen Corona geschlossen, und aufgrund der Infektionsgefahr verbringen Menschen viel mehr Zeit daheim. Davon profitiert der Homevideomarkt, der im vergangnen Jahr dank des Streamingbooms in Deutschland um zwölf Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zulegte. Das ist das beste Ergebnis, seit die Daten durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der Filmförderungsanstalt erfasst werden.

 

DVD- und Blu-ray-Umsatz schrumpfte auch im vergangenen Jahr

Besonders bemerkenswert in einer neuen Langzeitstudie des Marktforschungsinstituts GfK ist die Entwicklung des digitalen Marktes, dessen Anteil in zwölf Jahren von nur einem auf 86 Prozent emporgeschossen ist. Im ersten Coronajahr 2020 hatten das Streamen und der Download von Filmen bereits einen Umsatzanteil von 79 Prozent erobert.

Filmscheiben dagegen werden immer weniger gekauft, der DVD- und Blu-ray-Umsatz schrumpfte auch im vergangenen Jahr weiter – von 807 auf noch 662 Millionen Euro. Zum Vergleich: Noch 2013 waren die Erlöse mit 1,45 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch und betrugen mehr als die Hälfte des gesamten Homevideo-Umsatzes.

Bestverkaufte Filmscheibe war 2021 mit 318 000 DVDs und Blu-rays „James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben“, meistverkaufter deutscher Film „Jim Knopf & die Wilde 13“ mit 72 000 Einheiten.

Videotheken verschwinden zunehmend aus dem Stadtbild

Noch bis 2015 spielten das legale Streaming und der Download von Filmen kaum eine Rolle. Mit dem Ausbau der Digitalangebote von Anbietern wie Netflix und Amazon aber haben sich die Umsätze in nur sieben Jahren bis 2021 auf 2,07 Milliarden Euro fast verzehnfacht.

Trotzdem blieben die Kinoerlöse bis zur Coronapandemie auf erstaunlich hohem Niveau. Noch 2019 lagen die Ticketeinnahmen bei 1,02 Milliarden Euro – nur in vier Jahren seit 2000 war das Ergebnis noch besser. Durch Corona allerdings schrumpfte der Kinoumsatz um zwei Drittel auf noch 326 Millionen Euro (2020), auch im abgelaufenen Jahr gab es mit 378 Millionen Euro kaum eine Erholung. Dank einiger Hilfsprogramme blieb ein Kinosterben bisher aus.

Dagegen sind viele Videotheken inzwischen aus dem Stadtbild verschwunden. Lag der Umsatz mit geliehenen DVDs und Blu-rays zu besten Zeiten bei mehr als 300 Millionen Euro, blieb davon 2021 mit 163 Millionen Euro gerade noch mal die Hälfte übrig. Am meisten sind ältere Kunden ab 60 Jahren diesen Datenträgern treu, Jüngere dagegen besorgen sich ihre Filme fast ausschließlich über Online-Angebote. Erstmals aber hatte das rein digitale Geschäft voriges Jahr in allen Altersgruppen den größten Anteil.

Viele Deutsche geben zusätzlich Geld für Filme aus

Trotz des reichhaltigen Angebots im deutschen Free-TV und werbefinanzierten Privatfernsehens geben viele Deutsche zusätzliches Geld für Filme aus. 2021 nutzten der Studie zufolge 25,1 Millionen Bundesbürger mindestens einmal Homevideo-Angebote, was einer Reichweite von 38 Prozent in der deutschen Bevölkerung ab zehn Jahren entspricht. Für Unterhaltung zu Hause zahlten die Deutschen im vergangenen Jahr insgesamt 14,6 Milliarden Euro. Mit 34 Prozent fließt davon mehr als ein Drittel in den boomenden Games-Markt, gefolgt vom Buchmarkt mit 31 Prozent. Homevideo liegt auf Platz drei (20 Prozent) vor dem Musiksektor mit zwölf Prozent.