Die LBBW Immobilien Gruppe plant einen Neubau an der Stelle des jetzigen Filmhauses in Stuttgart. Optik und Nutzungskonzept stoßen im Gemeinderat allerdings auf Kritik. Für den Club Rocker 33 und das Filmbüro konnte OB Fritz Kuhn jedoch einen kurzen Aufschub des drohenden Auszugs erwirken.

Stuttgart - In der Innenstadt wird sich das Bild in   den kommenden Monaten an prominenter Stelle deutlich verändern. Die LBBW Immobilien Gruppe will zwei Gebäude an der Lautenschlager- beziehungsweise der Friedrichstraße abreißen, darunter das Filmhaus. Gegen die Pläne regt sich Widerstand – zum Teil von Menschen in weißen Hasenkostümen, zum Teil von Seiten des Gemeinderats.

 

„Wir geben zu diesem Thema keinerlei Kommentar ab“, erklärt die LBBW-Immo-Sprecherin, Brigitte Reibenspies. Das Schweigen der Pressestelle weist in diesem Fall wohl darauf hin, dass die Vorgänge politisch nicht unumstritten sind – auch weil die Zwischennutzung des Gebäudes durch den Club Rocker 33 und das Filmbüro BW abrupt beendet werden sollten (die StZ berichtete). Am Dienstag verkündete Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) in einer Presseerklärung: „Rocker 33 und Filmbüro dürfen bis Ende Januar 2014 im Filmhaus bleiben.“ Nach eigenen Angaben  hat der OB eine Verlängerung der Zwischennutzung für den Club und die Kreativwirtschaft im Filmhaus erreicht. Kuhn erklärte, er habe sich bei der LBBW dafür eingesetzt, dass der zum Ende des Monats auslaufende Mietvertrag bis Ende Januar verlängert wird. „Sehr wichtig ist, danach gibt es keine Verlängerungen und Ausnahmen mehr“, wird Kuhn in der Mitteilung weiter zitiert.

Gegenüber stuggi.tv sagte Kuhn:

Pläne im nicht-öffentlichen Teil

Die Neubaupläne der Bank wurden am Dienstag im nichtöffentlichen Teil des Ausschusses für Umwelt und Technik vorgestellt. Von dem, was den Stadträten da unter dem Namen „Bauvorhaben ,Friedrich L.‘ Lautenschlagerstraße 22 bis 24“ präsentiert wurde, waren die Räte jedoch wenig begeistert. „Man hätte erwarten können, dass man sich an einer so prominenten Stelle ein wenig mehr Mühe gibt“, fasst einer der Räte die Pläne zusammen.

Nach StZ-Informationen ist geplant, die beiden Gebäude, das Filmhaus und dessen Gegenstück an der Lautenschlagerstraße, abzureißen und Neubauten zu errichten. „Die Pläne zeigen Handel und Gastronomie   im Erdgeschoss und hauptsächlich Büroräume in den oberen Stockwerken“, berichten Sitzungsteilnehmer. Das denkmalgeschützte Gebäude an der Ecke zur Bolzstraße solle erhalten bleiben.

Mehr Wohnraum gefordert

Man sei nicht grundsätzlich gegen das Vorhaben der LBBW eingestellt, so die Meinung einiger Ratsmitglieder, man müsse die Pläne allerdings an mancher Stelle nachverhandeln. „Was uns vorgelegt wurde, zeigt eine Art Gitterfassade“, berichtet ein Sitzungsteilnehmer, „das kam bei keiner der Fraktionen gut an.“ Hauptkritikpunkt ist jedoch die geplante Nutzung der neuen Gebäude. „Wir werden versuchen, mehr Wohnraum zu erreichen“, heißt es von Seiten der Stadträte.

Ein weiteres Anliegen der Politiker: Es soll auch künftig eine kulturelle Einrichtung an selber Adresse geben. Mit diesem Anliegen kam auch die Gruppe „Follow The White Rabbit“ (zu deutsch: Folge dem weißen Hasen) in die Ausschusssitzung am Dienstag. Die Aktivisten entrollten ein Banner und erkämpften sich mit Zustimmung der Stadträte für wenige Minuten das Wort. „Ich bin zufrieden und ein wenig überrascht, dass wir angehört wurden“, sagt Thomas Schwarz, einer der Männer im Hasenkostüm. Der Auftritt im Rathaus ist aus Sicht der Gruppe der Auftakt für eine dreiwöchige Kampagne. „Wir setzten uns für Zwischennutzungen wie die im Filmhaus ein“, sagt Schwarz.

Filmschau im Dezember

Dass ihr Einsatz noch am selben Tag belohnt wird, hat die Aktivisten im weißen   Plüsch wahrscheinlich noch mehr überrascht. Besonders für das Filmbüro um Geschäftsführer Oliver Mahn kommt die Nachricht von der Verlängerung einer Erlösung gleich. Der Verein veranstaltet vom 4. bis zum 8. Dezember die 19. Filmschau Baden-Württemberg. Die Beiträge werden im Metropol-Kino um die Ecke zu sehen sein. Ein Auszug aus den Büros im Filmhaus noch während des Festivals ist den Kulturschaffenden erspart geblieben.