Gute Cops gibt es jede Menge im Fernsehen. Der britische Krimi „Drecksau“ führt uns, wie der Titel sacht andeutet, ein fieses Exemplar der Spezies vor. Kein Wunder: Die Romanvorlage stammt vom „Trainspotting“-Autor Irvine Welsh.

Stuttgart - Es gibt erstaunlich viele Krimis , die uns frommes Rundumvertrauen in die Polizei, in deren Ethos, Methoden und Beamte einflößen möchten. Zur weiteren Mästung dieses kindlichen Schutzmann-Konzepts will der Schotte Jon S. Baird mit „Drecksau“ entschieden nicht beitragen. Diese Verfilmung eines Romans des „Trainspotting“-Autors Irvine Welsh erzählt von einem boshaften, brutalen, intriganten Cop in Edinburgh, einem Junkie mit Dienstmarke. Diesen Bruce Robertson spielt James McAvoy, der unlängst in Danny Boyles „Trance“ in unseren Kinos zu sehen war, mit einer Energie, mit der man ein paar volle Kesselwagen eine steile Steigung hinaufziehen könnte, sollte einmal keine Diesellok zur Hand sein.

 

Baird, Jahrgang 1972, hat sich bisher nicht als Chronist des Bürgerlichen empfohlen. Sein Regiedebüt „Cass“ erzählte von einem der Härtesten jener Hooligans, deren Geschichten im britischen Kino fast schon ein eigenes Genre bilden. Davor war er Produktionsassistent bei Lexi Alexanders „Hooligans“, einem herausragenden Beispiel dieses Genres.

Motocross-Tour durch die Hölle

In „Drecksau“ eskaliert die normale Unordnung des Lebens von Robertson ins flammende Chaos: Frau und Kind haben ihn verlassen, bei einer Mordermittlung kämpft er mit schmutzigsten Mitteln um eine Beförderung, muss aber damit rechnen aufzufliegen. Baird und McAvoy legen das als Motocross-Tour durch die Hölle ohne Bremsen und ohne niedrige Gänge an.

Man muss bei den dreckigen Bildern und Ereignissen manchmal an die Romane von David Peace und deren Verfilmung als Red-Riding-Trilogie denken. Der Ernst aber wird bei Baird von satirischer Übertreibung unterhöhlt, der Grusel vom Dauerwüten gedämpft. Allerdings nimmt man die Figuren so auch distanziert wahr, wie Jahrmarktsmonster in der Geisterbahn.