Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter? Von wegen! In Doug Limans SF-Spektakel darf Tom Cruise als Kämper gegen außerirdische Inavsoren die moderne Variante dieses Spruches lernen: Was uns umbringt, macht uns nur besser! Denn nach dem Heldentod wird der Soldat Cage immer wieder auferweckt.

Stuttgart - Die Außerirdischen sind gelandet und haben nichts Freundliches im Sinn. Sie verwüsten ganze Städte und lassen den Menschen kaum eine Chance zur Gegenwehr. Ein neuartiger Kampfanzug soll die irdischen Soldaten nun stärken. Der ehemalige Werbefachmann Bill Cage (Tom Cruise) versucht im Auftrag der „United Defense Force“ junge Männer für diese Form der Kriegsführung zu begeistern. Sein Elan hält sich jedoch in Grenzen, als er selber an die Front in der Normandie geschickt werden soll.

 

In Anbetracht der drohenden Wiederholung der Weltgeschichte versucht Cage zu desertieren, wird aber geschnappt, betäubt und auf eine Militärbasis gebracht. Kurz darauf findet er sich mitten im Schlachtgetümmel wieder – und stirbt nach wenigen Minuten. Doch Cage gerät durch den tödlichen Kontakt mit einem Alien in eine Zeitschleife. Er wacht auf, kämpft und stirbt erneut, lernt aber jedes Mal dazu und erringt kleine Siege über die Angreifer. Schließlich trifft er auf Rita Vrataski (Emily Blunt), die dasselbe Schicksal teilt. Gemeinsam versuchen sie, die Gefechte in eine neue Richtung zu lenken.

Ein Drückeberger mitten in der Metzelei

Doug Liman („Die Bourne-Identität“) inszeniert in „Edge of Tomorrow“ einen gruseligen Hightechkrieg, der allerdings an historische Ereignisse anknüpft. Die Bilder von der Landung in der Normandie lehnen sich stark an Steven Spielbergs Schlachtenszenario aus „Der Soldat James Ryan“ (1998) an, obwohl Limans Soldaten futuristische Exoskelette tragen und mit riesigen Kanonen um sich ballern.

Zunächst scheint es sogar, als wolle Liman eine kritische Sichtweise kriegerischer Metzeleien im Actionfilm etablieren. Tom Cruise spielt Lieutenant Cage zwar als blasierten Drückeberger, dass er aber einen guten Grund hat, sich dem Kampf zu verweigern, zeigt sich bald. Er stirbt einen drastisch dargestellten ersten Tod, sein Gesicht ist nach der Begegnung mit dem Feind nur noch eine zerfetzte Fratze.

Kriegsertüchtigung junger Zuschauer

Trotz dieser ernsthaften Bezüge ist „Edge of Tomorrow“ vor allem ein Science-Fiction-Abenteuer, das Spaß machen will. Die Geschichte basiert auf dem Roman „All you need is kill“ von Hiroshi Sakurazaka, der sich an eine jugendliche Leserschaft wendet. Die Struktur der Geschichte erinnert deshalb an die Level eines Computerspiels.

Die martialische Atmosphäre lockert Liman mit Hilfe des komödiantisch veranlagten Ensembles auf: Bill Cages Kameraden sind nicht die Klügsten, und wie Sergeant Farell (Bill Paxton) im Wortduell mit Cage zunehmend verstummt, ist sehr amüsant anzusehen. Der Schluss des Films stößt aber als versuchte Kriegsertüchtigung junger Zuschauer bitter auf. Denn Bill Cage ist nun ein versierter Kämpfer, der sich nicht mehr vor seiner Verantwortung im Gefecht drückt. Dass „Edge of Tomorrow“ in den USA am siebzigsten Jahrestag der Normandie-Invasion startet, ist wohl kaum ein Zufall.

Edge of Tomorrow. USA 2013.Regie: Doug Liman. Mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton. 113 Minuten. Ab 16 Jahren.