Der Autor Christian Kracht ist ein Spezialist für die hässlichen Seiten des Lebens. Zusammen mit seiner Frau, der Regisseurin Frauke Finsterwalder, erzählt er nun von Menschen, die auf Katastrophen zusteuern.

Stuttgart - An der Unterseite des Schönen haftet manchmal das Ekel erregend Hässliche: „Finsterworld“ ist einer jener Filme, bei denen das Hinsehen nicht immer leichtfällt – auch wenn er teils in Stuttgart spielt. Die Handlung springt von Ebene zu Ebene. Hier eine vom Ehrgeiz zerfressene Dokumentarfilmerin (Sandra Hüller), daneben ein Junge in Schuluniform (Leonard Scheicher), der seine Freundin (Carla Juri) beim Anbandeln mit seinem Rivalen erwischt, dort ein Luxusehepaar (Corinna Harfouch, Bernhard Schütz), das für nichts ein Herz hat, außer für sich selbst. Episodenhaft werden ihre Geschichten verwoben, bis ein Netz von Figuren entsteht, die nirgendwo herzukommen und nirgendwo hinzugehen scheinen. Am Ende steht einzig die Katastrophe.

 

Hässlichkeit hinter Schönheit zu verstecken und durch den Gegensatz zu entlarven kann funktionieren. In „Finsterworld“ klappt das dank der schonungslosen Direktheit der Dialoge und der Fähigkeit der Regisseurin Frauke Finsterwalder, Natur so einzufangen, dass hinter den Sonnenstrahlen das Unheil erkennbar wird, der Moment des Umschwenkens, der so schnell wieder vorbei ist, dass man nur an den Folgen erkennt, dass er da gewesen ist.

Dabei hätte es die Regisseurin vielleicht belassen sollen. Ihr bitter-parodistischer Film taucht radikal in die dunkelsten Abgründe. Nur dass er dort, wie so oft bei Christian Kracht, von dem das Drehbuch stammt, nur Hässliches findet – und man kann so ein Motiv leider auch zu Tode quälen. Kracht und Finsterwalder treiben es so weit, dass die zynische Wirkung verloren geht und „Finsterworld“ ins Absurde abgleitet. Ein fetischistischer Fußpfleger, der aus der Hornhaut seiner Lieblingskundin herzförmige Kekse backt und sie ihr zum Kaffee vorsetzt? Dabei guten Appetit.