Auch moderne Vampire müssen irgendwo wohnen. Sie können ihren Sarg ja nicht ins nächste Parkhaus stellen, mit dem Zettel „Bitte nicht bei Tageslicht öffnen“ auf dem Deckel. Dieses australische Mockumentary zeigt endlich mal eine Vampir-WG mitten in der Stadt.
Stuttgart - Am schlimmsten wirkt der Typ im Keller, der Kinokenner doch stark an Nosferatu erinnert, die Titelfigur des Vampirklassikers von F. W. Murnau aus dem Jahr 1922. Dieses im Sarg schlafende, madenfahle, klauenfingrige, fauchend die Saugzähne bleckende Wesen ist mehr tollwütiges Tier als Mensch. Trotzdem ist es in „Fünf Zimmer, Küche, Sarg“ das geduldig ertragene Mitglied einer Wohngemeinschaft, deren restliche Angehörige – zeitweise zumindest – unauffällig im bürgerlichen Leben abtauchen könnten.
Die neuseeländische Komödie „Fünf Zimmer, Küche, Sarg“, die sich als Dokumentarfilm ausgibt, treibt die Normalisierung der Vampire, die in der „Twilight“-Serie schmusig-kuschelige Urständ’ feierte, aber auch schon in den Romanen von Anne Rice wie „Interview mit einem Vampir“ erkennbar wurde, satirisch auf die Spitze. Diese Vampire sind Leute wie andere auch in der postautoritären Gesellschaft, also im Kern asoziale Individuen mit einem hohen Drang zum Ausleben eigener Wünsche und der nur mühselig ertragenen Notwendigkeit, sich hie und da mit anderen zu arrangieren. Nur dass sie ewig leben, sich scheußlich ernähren und noch weniger Tageslicht vertragen als ein Trip-Hop-DJ.
Der Zusammenprall von Blutsaugern ganz unterschiedlicher Sozialisation mit dem modernen Alltag wird ein Ritt auf der Rasierklinge: ganz leicht könnte das zur völlig überkandidelten WG-Karikatur oder zum beliebigen Blutsaugerklamauk verkommen. Der Film funktioniert im Original, weil Schauspieler und Dialoge ihn mit einem aberwitzigen Rest Glaubhaftigkeit füttern. In der Synchronisation verflüchtigt sich diese Realitätsvortäuschung leider, übrig bleibt vor allem Schrillheit.
Fünf Zimmer, Küche, Sarg. Neuseeland, USA 2014. Regie: Taika Waititi, Jemaine Clement. Mit Taika Waititi, Jemaine Clement, Jonathan Brugh, Rhys Darby. 82 Minuten. Ab 12 Jahren.