Mit Architektur ist es wie mit Speiseeis: jeder mag was anderes. Wim Wenders hat einige Filmkollegen zusammengetrommelt , die uns moderne und klassische Bauten vorstellen, die ihnen besonders imponieren.

Stuttgart - Es ist nicht Pietät, wenn man die „Kathedralen der Kultur“ unter die empfehlenswerten Filme reiht. Aber natürlich schaut man dieses von Wim Wenders angestoßene Gemeinschaftsprojekt von sechs Regisseuren nun ganz anders an, wenige Wochen nach dem Tod eines der Beteiligten. Der österreichische Spiel- und Dokumentarfilmregisseur Michael Glawogger („Whores’ Glory“) ist am 22. April während der Arbeit an einem neuen Projekt in Liberia an Malaria gestorben.

 

In „Kathedralen der Kultur“ stellen die sechs Regisseure jeweils ein herausragendes Bauwerk mit der 3-D-Kamera vor: Wim Wenders die Berliner Philharmonie, Glawogger die Russische Nationalbibliothek in St. Petersburg, der Däne Michael Madsen, sonst als Schauspieler bekannt, das Halden-Gefängnis in Norwegen, Margreth Olin das Opernhaus von Oslo, Robert Redford das Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien und schließlich der Brasilianer Karim Ainouz das Centre Pompidou in Paris.

Es geht keinem der Regisseure um einen Einführungskurs in die Kunst der Architektur, keiner will eine vollständige Strukturanalyse vorlegen. Es geht ihnen um den Geist der Orte, darum, wie der sich ausdrückt in und sich nährt von der Gestaltung des Raumes. In einigen Episoden bekommen die Gebäude selbst eine Stimme, in anderen spricht der erkundende Mensch, manchmal soll auch die Musik uns den Ort erschließen. Das ist nie langweilig, auch wenn es nicht nur blitzende Gedanken, sondern Momente der Andacht gibt. Hier lehrt uns das Kino wieder, einfach mal die Augen aufzumachen.

Kathedralen der Kultur. Deutschland, Dänemark 2014. Regie: Wim Wenders, Michael Glawogger, Michael Madsen, Margreth Olin, Robert Redford, Karim Ainouz. 165 Minuten.