Taffe Frauen hat Penélope Cruz schon öfter gespielt. In „Ma Ma“ aber stellt sie sich als Mutter zweier Kinder unter anderem einer Krebsdiagnose. Der Regisseur Julio Medem drückt voll auf die Tränendrüse.

Stuttgart - Wenn das Schicksal zuschlägt, dann meistens richtig. Für die Vollblutmutter Magda (Penélope Cruz) kommt es doppelt hart. Nicht nur das ursprünglich mal glückliche Familienleben mit Ehemann und Sohn ist nach einer Affäre passé, sie steht jetzt auch noch vor der niederschmetternden Diagnose Brustkrebs. Mastektomie, Chemotherapie, kaum nennenswerte Überlebenschancen. Doch statt sich von der Nachricht aus der Bahn werfen zu lassen, entwickelt Magda in Julio Medems Melodrama „Ma Ma“ einen geradezu übermenschlichen Kampfesgeist – für sich und ihre Kinder.

 

Doch leider ist diese Märtyrerattitüde auf der Leinwand so überzogen, dass der Film über weite Teile vor allem an ein tränendurchweichtes Taschentuch erinnert, das an seinen Enden langsam ausfranst. Die Geschichte quält sich von einem emotionalen Höhepunkt zum nächsten und ist dabei trotz einiger artistischer Kniffe durchtränkt von allzu offensichtlichen „Hier-bitte-schluchzen“-Momenten und „Jetzt-aber-mal-bitte-wirklich-beeindruckt-sein“-Handlungspunkten. So rettet Magda mit ihrer unbändig gutmütigen Art nicht nur einen trauernden Witwer vor der Einsamkeit. Von ihrem singenden Gynäkologen bekommt sie – für alle, die es jetzt immer noch nicht verstanden haben – ein Ständchen, das sie daran erinnern soll, welch ein Vorbild sie mit ihrer Liebe für die Menschen in ihrer Umgebung ist.

Zusammengehalten wird diese eigentlich haltlos rührselige Story vor allem durch die Leistung von Penélope Cruz, die mit ungezwungenem Spiel die Figur vor der völligen Unglaubwürdigkeit bewahrt. Dennoch ist all das weit entfernt vom Erbaulichen und Inspirierenden. Hinter der scheinbaren Leichtigkeit, mit der Cruz sich durch Leidensabschnitt nach Leidensabschnitt lächelt, offenbart sich der große Schwindel des Films: „Ma Ma“ zeigt die Wunschvorstellung eines würdevollen Abgangs. Ein Phantasma, angesichts dessen alle im Nachhinein anerkennend und mit etwas bedröppeltem Blick auf dem Friedhof stehen und nicken. Hach, was war sie doch für eine starke Frau.

Ma Ma. Spanien, Frankreich 2016. Regie: Julio Medem. Mit Penelope Cruz, Luis Tosar. 111 Minuten. Ab 12 Jahren.