Böse Feen gab es im Kjno schon viele. Auch Realverfilmungen alter Märchenstoffe. Aber Angelina Jolie als düesteres Zauberweib und dazu eine quietschbunte Märchenkulisse – das wird ein schwarzhumoriger Spaß, den man Disney kaum zugetraut hätte.

Stuttgart - Wenn jemand etwas Böses tut, hat das oft einen handfesten Grund. Im Märchen geht es allerdings selten darum, dem Schurken in den Kopf zu schauen und Ursachenforschung zu betreiben. Die heutigen pädagogischen Konzepte verlangen da schon mehr Bereitschaft zur Reflexion, jede Mutti fragt das tobsüchtige Kind: „Wieso zur Hölle hast du das gemacht?“ Diese Frage stellt auch der Regisseur Robert Stromberg in seiner Interpretation des Disney-Klassikers „Dornröschen und der Prinz“ (1955). Damit ist „Maleficent – Die dunkle Fee“ mehr als ein zweiter Aufguss. Denn diesmal steht eben nicht das Schicksal der Prinzessin Aurora im Mittelpunkt des Interesses, sondern das der bösen Fee.

 

Wie so oft liegt der Ursprung der Boshaftigkeit auch bei Maleficent in einer herben Enttäuschung. Obwohl sie als Waise aufwächst, führt sie ein behütetes Leben inmitten der freien Gesellschaft der Wald- und Moorbewohner. Als sich Stefan (Michael Higgins), ein Junge aus dem Reich der Menschen, in der Gegend verirrt, schließt die kleine Maleficent (Isobelle Moloy) mit ihm Freundschaft.

Grundstein zum Unglück

Jahre später: als Erwachsene will sich Maleficent (nun gespielt von Angelina Jolie) nicht dem Expansionswillen des Königs Henry (Kenneth Cranham) beugen und stellt sich ihm und seiner Armee entgegen. Aus dem gutmütigen Stefan ist ein machtbewusster Günstling (nun Sharlto Copley) am königlichen Hof geworden. Er verspricht dem Monarchen, seine einstige Freundin aus dem Weg zu räumen, als Gegenleistung will er den Thron.

Doch Stefan ist zwischen seinem Machtstreben und den Gefühlen zu Maleficent hin und her gerissen, führt deshalb seinen Plan nur halbherzig aus und legt damit den Grundstein zu seinem eigenen Unglück. Anstatt die Fee zu töten, schneidet er ihr die Flügel ab. Die Trophäe bringt er dem König, der seine Macht an Stefan abtritt.

Quietschbunt und schwarzhumorig

„Maleficent“ ist ein faszinierender, teils düster gehaltener Fantasyfilm, der sich nicht nur an Kinder richtet. Linda Woolverton bricht in ihrem Drehbuch die herkömmlichen Muster des Märchens auf und entwickelt überraschend vielschichtige Charaktere. Angelina Jolie leiht der Figur nicht nur ein hübsches Gesicht. Bei aller Verbitterung besitzt Maleficent zudem einen erfrischenden schwarzen Humor, der vor allem Erwachsenen Spaß macht.

Auch Sharlto Copley gibt als König Stefan einen ramponierten Schurken ab, der aufgrund seines schlechten Gewissens fast dem Wahnsinn verfällt. Robert Stromberg inszeniert eine quietschbunte Welt in 3-D, die trotz der glatten Oberfläche von alten Glanzbildern inspiriert zu sein scheint. Schade nur, dass sich die komödiantischen Einlagen nicht immer nahtlos in die melancholische Grundstimmung der Geschichte einfügen. So liefern sich die drei Feen einen albern überdrehten Zickenkrieg. Die originelle Wendung am Schluss entschädigt aber für solche Patzer.

Maleficent – Die dunkle Fee. USA 2014. Regie: Robert Stromberg. Mit Angelina Jolie, Sharlto Copley, Elle Fanning, Sam Riley. 96 Minuten. Ab 6 Jahren.