In etlichen Kritiken wurde Elba bereits als Fehlbesetzung getadelt, manchmal gar mit der Erklärung, er sei viel zu groß und kräftig für einen glaubhaften Mandela. Dieser Einwand lässt nicht nur die sehr überzeugende schauspielerische Leistung des 1972 in London Geborenen außer Acht, er übersieht auch die Passgenauigkeit von Darsteller und Erzählstrategie. „Mandela“ will uns zurückführen über das Medienbild vom freundlichen, etwas eingesunkenen alten Herrn hinaus, will uns einen kraftstrotzenden Mann vor Augen führen, einen, dessen körperliche Präsenz die Angst seiner Gefängniswärter beglaubigt. Was, so fragt sich ein weißes Südafrika Jahr um Jahr besorgter und schleppt so die Rassentrennung immer weiter hin, würde ihm wohl blühen, wenn es die lange Geschundenen nicht mehr mit Knüppeln, Tränengas, Gewehren, Panzern, Folter und Straflagern in Schach hielte?

 

Staatsfeind und Staatsmann

Wie der in einem Unrechtsprozess als Staatsfeind Verurteilte den Haftbedingungen trotzt, wie er in der Machtlosigkeit Spielraum zum Handeln findet, wie er in einem tief erschütterten Südafrika aus der Haft heraus wie ein souveräner Staatsmann verhandelt und nicht wie ein auf Gnade angewiesener Geknechteter, das ist anschaulich, sinnlich, manchmal fast mit schwarzem Humor inszeniert.

Gewiss, der noch zu Lebzeiten seines Titelhelden gedrehte, mit dessen ersten Schritten als Staatspräsident in den Neunzigern endende „Mandela“ hat Lücken. Man könnte Böseres über Winnie Mandelas Umgang mit der von ihr verwalteten Autorität ihres inhaftierten Mannes erzählen, über die Flügelkämpfe innerhalb des ANC und über die weißen Extremisten im Lande.

Staunen über die Größe

Warum einer militant wird

Idris Elba, der Stringer Bell aus der TV-Serie „The Wire“ und Darsteller des Titelhelden der Krimiserie „Luther“, spielt einen sehr virilen, stolzen jungen Anwalt aus einer Königsfamilie des Thembu-Stammes. Dieser Mann hat nicht Jura studiert, um sich mit den Apartheidsgesetzen besser abzufinden.

Gewiss, er glaubt anfangs an Druck von der Straße als Mittel des Wandels. Mit seinen atmosphärischen Inszenierungen des perversen Apartheidsalltags, mit Bildern niedergeknüppelter Demonstranten, räumt der Film aber alle Zweifel an der Kompromisslosigkeit des Burenstaates beiseite. „Mandela“ macht klar, wie und warum auch jemand militant wird, der kein Krawalljunkie auf der Suche nach einem rechtfertigenden Fähnchen ist.

Von wegen Fehlbesetzung

In etlichen Kritiken wurde Elba bereits als Fehlbesetzung getadelt, manchmal gar mit der Erklärung, er sei viel zu groß und kräftig für einen glaubhaften Mandela. Dieser Einwand lässt nicht nur die sehr überzeugende schauspielerische Leistung des 1972 in London Geborenen außer Acht, er übersieht auch die Passgenauigkeit von Darsteller und Erzählstrategie. „Mandela“ will uns zurückführen über das Medienbild vom freundlichen, etwas eingesunkenen alten Herrn hinaus, will uns einen kraftstrotzenden Mann vor Augen führen, einen, dessen körperliche Präsenz die Angst seiner Gefängniswärter beglaubigt. Was, so fragt sich ein weißes Südafrika Jahr um Jahr besorgter und schleppt so die Rassentrennung immer weiter hin, würde ihm wohl blühen, wenn es die lange Geschundenen nicht mehr mit Knüppeln, Tränengas, Gewehren, Panzern, Folter und Straflagern in Schach hielte?

Staatsfeind und Staatsmann

Wie der in einem Unrechtsprozess als Staatsfeind Verurteilte den Haftbedingungen trotzt, wie er in der Machtlosigkeit Spielraum zum Handeln findet, wie er in einem tief erschütterten Südafrika aus der Haft heraus wie ein souveräner Staatsmann verhandelt und nicht wie ein auf Gnade angewiesener Geknechteter, das ist anschaulich, sinnlich, manchmal fast mit schwarzem Humor inszeniert.

Gewiss, der noch zu Lebzeiten seines Titelhelden gedrehte, mit dessen ersten Schritten als Staatspräsident in den Neunzigern endende „Mandela“ hat Lücken. Man könnte Böseres über Winnie Mandelas Umgang mit der von ihr verwalteten Autorität ihres inhaftierten Mannes erzählen, über die Flügelkämpfe innerhalb des ANC und über die weißen Extremisten im Lande.

Staunen über die Größe

„Mandela: Long Walk to Freedom“ will aber keine politische Enzyklopädie Südafrikas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sein. Er will uns einige Szenen und Wegstreckenmomente des Lebens von Nelson Rolihlahla Mandela vor Augen führen und uns vielleicht wirklich nur staunen lassen über die Größe dieses Mannes.

In Zeiten, in denen es den Zynismus sackweise gratis an jeder Straßenecke und in jedem zweiten Facebook-Posting gibt, ist das ein attraktives Angebot. Zumindest, wenn es sich auf einen Mann bezieht, der das Staunen und das Vertrauen, von ihm etwas lernen zu können, auch wert war.

Mandela: Der lange Weg zur Freiheit. USA, Südafrika 2013. Regie: Justin Chadwick. Mit Idris Elba, Naomie Harris. 147 Minuten. Ab 12 Jahren.