Rainer Voss hat täglich Millionenbeträge rund um den Globus bewegt. Er gehörte zu den Zauberlehrlingen einer überhitzten Finanzwirtschaft. In diesem Dokumentarfilm gibt er herb und kritisch Auskunft über seine Branche.

Stuttgart - Ist das nicht ein wenig billig und polemisch, mit der Kamera durch ein stillgelegtes Bürotürmchen in Frankfurt zu schweifen und diese desolate Kulisse als Einblick ins kaputte Innere der Finanzwelt anzubieten? Nein, ist es nicht, kann man im Fall von Marc Bauders Dokumentarfilm „Master of the Universe“ antworten.

 

Denn Bauder schafft genug Substanz herbei, um die suggestiven Bilder mit Information und Analyse zu beglaubigen. Vor seiner Kamera erzählt, einen ganzen Film lang und in dieser Kulisse, der frühere Investmentbanker Rainer Voss von seiner Karriere, von Gier und Wirklichkeitsverlust, von Strategien und Manipulationen. Aber neben diese bewusste Zeugenaussage tritt etwas anderes, ein Zeugnis, das Voss vielleicht gar nicht ablegen will.

Er redet klar und erfrischend rotzig, er macht schon über den Jargon der Gierjockeys klar, wie weit weg von Empathie und Gewissensskrupeln der Spekulantenalltag liegt. Aber man spürt, dass in ihm selbst eine Leere blieb, die mit der Leere des Büroturms korrespondiert. Dieser Mann hat von einer besonders starken Droge gekostet, denn er war einer der Herren des Universums. Und es ist nicht leicht, kein Gott des Geldorkans mehr zu sein.

Nichts ist überstanden

„Master of the Universe“ gehört wie Alex Gibneys „Enron: The smartest Guys in the Room“ und Erwin Wagenhofers „Let’s make Money“ zu den Wirtschaftsdokus, die man gesehen haben sollte, weil sie klarmachen, dass nichts überstanden ist. Die Krisen in Europa sieht Voss als Resultat der Aktionen von Spekulanten, die am Zusammenbruch von Staaten verdienten. „Da sind solche Geldsummen unterwegs“, mahnt er, „mit denen kann man inzwischen wirklich auch Länder angreifen.“

Master of the Universe. Deutschland, Österreich 2013. Regie: Marc Bauder. Dokumentarfilm. 95 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.