Zwei ungleiche Brüder betreiben in Bangkok ein Studio für Thai-Boxen, finanzieren sich aber hauptsächlich durch Drogenhandel. Als der ältere Bruder Billy eine minderjährige Prostituierte vergewaltigt und tötet, erhält deren Vater vom pensionierten Polizisten Chang die Erlaubnis, seinerseits Billy totzuschlagen. Anschließend wird der Vater selbst von Chang grausam dafür bestraft, seine väterliche Aufsichtspflicht aus Gier und Trägheit vernachlässigt zu haben. Als der jüngere Bruder zunächst gar nicht auf die Ermordung Billys reagiert, tritt die Mutter Crystal in Aktion, ein vulgäres Muttermonster, das unerbittlich Rache einfordert.

 

Rache, Arthouse und Shakespeare

Eine Rachegeschichte zwischen zwei Familien, eine dominante Mutter, Inzestanspielungen, ein zögerlicher Thronfolger, die Nemesis in Gestalt Changs – man sieht schon: Winding Refn hat sich bei den elementaren Mythen der griechischen Tragödie und den Dramen Shakespeares bedient, ihre Motive so weit verdichtet und trivialisiert, bis sie ins enge Korsett eines Exploitation Movies passten, das dann allerdings wieder mit allen Wassern des Highbrow-Arthouse-Kinos auf Hochglanz poliert wurde.

Hier wird entweder ausdauernd geschwiegen oder hingebungsvoll geflucht, hier kommt der Tod nur selten ohne ausdauernde Qualen, hier werden Blutspritzer zu Wanddekors, hier träumen erwachsene Männer nicht nur von der Rückkehr in den Mutterleib, sondern werden dabei im Wortsinne handgreiflich, hier tastet sich die Kamera in der Manier eines David Lynch immer wieder mutig in dunkle Gänge, in denen vielleicht der Sinn des Ganzen verborgen ist.

Am Ende ist die fiebrig-surreale Abfolge der Racheakte erschöpft, vergeben hat hier niemand, denn auch Julian, der einst auf Geheiß der Mutter seinen Vater tötete, hat Schuld auf sich geladen – und sei es durch seine statuarische Passivität. Dabei muss hier getan werden, was getan werden muss.

Tatsächlich scheint Winding Refn hier einige seiner aus der „Pusher“-Trilogie oder der Wikinger-Science-Fiction „Walhalla Rising“ bekannten stilistischen Eigenarten auf die Spitze und bis an eine Grenze zu treiben: das fatalistische Gangstermilieu, die wirklich exzessiven, kaum zu ertragenden, dabei kunstvoll choreografierten Gewaltdarstellungen, die labyrinthische Inszenierung von Räumen, die forcierte Farbdramaturgie und eine Vorstellung von Männlichkeit, die zugleich mythisch und parodistisch erscheint.

In „Only God forgives“ ist alles vom unbedingten Stilwillen des Filmemachers dominiert, gerade eben noch so kontrolliert, dass der Film nicht ins unfreiwillig Komische umschlägt. Der Film erzählt letztlich recht sentimentale Familiengeschichten, die allerdings gefangen sind im Körper eines Martial-Arts-Films und nach dessen Genreregeln blutig exekutiert und mit Karaoke-Einlagen garniert werden.

Eine griechische Tragödie in Bangkok

Zwei ungleiche Brüder betreiben in Bangkok ein Studio für Thai-Boxen, finanzieren sich aber hauptsächlich durch Drogenhandel. Als der ältere Bruder Billy eine minderjährige Prostituierte vergewaltigt und tötet, erhält deren Vater vom pensionierten Polizisten Chang die Erlaubnis, seinerseits Billy totzuschlagen. Anschließend wird der Vater selbst von Chang grausam dafür bestraft, seine väterliche Aufsichtspflicht aus Gier und Trägheit vernachlässigt zu haben. Als der jüngere Bruder zunächst gar nicht auf die Ermordung Billys reagiert, tritt die Mutter Crystal in Aktion, ein vulgäres Muttermonster, das unerbittlich Rache einfordert.

Rache, Arthouse und Shakespeare

Eine Rachegeschichte zwischen zwei Familien, eine dominante Mutter, Inzestanspielungen, ein zögerlicher Thronfolger, die Nemesis in Gestalt Changs – man sieht schon: Winding Refn hat sich bei den elementaren Mythen der griechischen Tragödie und den Dramen Shakespeares bedient, ihre Motive so weit verdichtet und trivialisiert, bis sie ins enge Korsett eines Exploitation Movies passten, das dann allerdings wieder mit allen Wassern des Highbrow-Arthouse-Kinos auf Hochglanz poliert wurde.

Hier wird entweder ausdauernd geschwiegen oder hingebungsvoll geflucht, hier kommt der Tod nur selten ohne ausdauernde Qualen, hier werden Blutspritzer zu Wanddekors, hier träumen erwachsene Männer nicht nur von der Rückkehr in den Mutterleib, sondern werden dabei im Wortsinne handgreiflich, hier tastet sich die Kamera in der Manier eines David Lynch immer wieder mutig in dunkle Gänge, in denen vielleicht der Sinn des Ganzen verborgen ist.

Am Ende ist die fiebrig-surreale Abfolge der Racheakte erschöpft, vergeben hat hier niemand, denn auch Julian, der einst auf Geheiß der Mutter seinen Vater tötete, hat Schuld auf sich geladen – und sei es durch seine statuarische Passivität. Dabei muss hier getan werden, was getan werden muss.

Männerfantasien-Karaoke

Das Ganze inszeniert Winding Refn durchaus passend eher als Atmosphäre denn als Geschichte, voller Zitate und Anspielungen aus Film-, Fotografie- und Literaturgeschichte, wobei die Kameraführung, die kongenialen Sets und nicht zuletzt der Score von Cliff Martinez dazu führen, dass diese eigensinnige Abfolge von Tableau vivants eher fasziniert als abstößt. Die Kinowelt des Nicolas Winding Refn, selbst eine Art gleichermaßen verspielter wie humorloser „Männerfantasien“-Karaoke, sollte damit ausgeschritten sein; auf seinen nächsten Film darf man indes richtig gespannt sein.