Ein bisschen Harry Potter, ein bisschen Klassik: Was taugt der Film „The Magic Flute“ , der an diesem Donnerstag in die Kinos kommt und bei der auch Roland Emmerich mitgemischt hat?

Reise: Annette Schwesig (apf)

Die Zauberflöte hält der junge Mann auf dem Filmplakat wie Harry Potter seinen Zauberstab. Auch die anderen Figuren, die Kostüme, die ganze Anmutung erinnert mehr an die weltberühmte Kinderbuchreihe als an eine Operninszenierung. Der Film heißt „The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte“ und soll junge Menschen für Mozarts Oper begeistern. Sehr schnell erkennt man die Absicht, ein jugendliches Publikum mithilfe der bewährten Fantasy-Elemente an die Welt der Klassik heranzuführen.

 

Der Film hat zwei Ebenen: Da gibt es den 17-jährigen Tim Walker (Jack Wolfe), der mit dem Zug von London in die österreichischen Alpen fährt, um dort das legendäre Mozart-Internat zu besuchen. In der Bibliothek entdeckt der begabte junge Sänger ein mysteriöses Portal, das schon seit Jahrhunderten existiert.

Kampf mit der riesigen Schlange

Als er eines Nachts durch den Durchgang stolpert, gelangt er in die fantastische Welt von Mozarts „Zauberflöte“. Tagsüber ist Tim also Internatsschüler, in der Nacht Prinz Tamino. Die beiden Handlungen verweisen immer mal wieder aufeinander: es gibt Parallelen, Spiegelungen, Verweise.

Das überzeugt nicht immer, ist manchmal sehr konstruiert und ermüdet streckenweise auch, dennoch gibt es einige faszinierende Momente: der Kampf Taminos mit einer riesigen Schlange zum Beispiel. Diese monumentale Szene trägt deutlich die Handschrift des Produzenten Roland Emmerich. Oder der sehr effektvoll-gruselige Aufzug der blauschwarz gekleideten Königin der Nacht (Sabine DeVieilhe).

Es gibt zwei wunderbare Liebesgeschichten, die zwischen Tim und der Schülerin Sophie (Niamh McCormack) und die zwischen den beiden Opernfiguren Tamino und Pamina. Und dann wäre noch die Musik: auch hier versuchen der Regisseur Florian Sigl und die Produzenten Christoph Zwickler und Fabian Wolfart zwei Welten gerecht zu werden. Zum einen der Originalkomposition von Wolfgang Amadé Mozart, zum anderen dem Musikgeschmack der jugendlichen Zuschauer.

Die Drei Damen werden zu Ladies

Dieses Zusammenspiel funktioniert deutlich besser als es auf der Handlungsebene klappt, und das liegt vor allem an den Sängerinnen und Sängern. Es gibt einige ausgebildete Opernstars, die die schwierigen Teile der Oper bravourös übernehmen. Dann gibt es drei Popsängerinnen, die – Ladies genannt – den Part der Drei Damen in Mozarts Oper übernehmen. Zuerst erschrickt man kurz, aber je länger die Szene geht, umso mehr verfängt der ungewohnte Klang ihrer Stimmen. Und dann sind da noch das Hauptdarsteller-Duo, das gemeinsam den Song „I’ll be there“ singt.

Politisch korrekt

Das ist ein anrührend schönes Liebeslied, leidenschaftlich hingehaucht von Tim und Sophie, mit Ohrwurmqualitäten, die es durchaus mit dem Lied des Vogelfängers Papageno aufnehmen können. Und politisch korrekt ist der Film auch: aus dem bösen schwarzen Monostatos wird ein böser weißer Monostatos, aus dem weisen weißen Mann Sarastro ein weiser afrikanischer König. Das ist alles gut gemeint, das politische Statement ebenso wie der Versuch, Mozarts Zauberflöte als modernes Mysterydrama zu deuten und den jugendlichen Zuschauern weiszumachen: Zauberflöte oder Zauberstab, alles ist irgendwie Fantasy. Vielleicht ist es diese Absicht, die immer wieder durchscheint und die es verhindert, dass man so ganz und gar eintaucht in die magische Welt der Zauberflöte.

The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte. Kinostart: 17. November. Deutschland/Österreich 2022. Von Florian Sigl. 125 Minuten. Ab 6 Jahren.